„Zaubertrank“: Tour-Stars schwören auf neues Geheimmittel
Die Tour-Stars wie Tadej Pogacar trinken massenhaft Kirschsaft – ein altes Hausmittel ist das heißeste Zeug unter den Top-Profis bei der Frankreich-Rundfahrt.
Tadej Pogacar rauscht ins Ziel, sofort umzingeln Dutzende Reporter den Radsport-Superstar, mehrere Kameras sind auf ihn gerichtet, dann greift er zur Flasche. Ein paar kräftige Schlucke, dann ist das dunkelrote Zeug auch schon leer. Pogacar fährt weiter – und die Zuschauer fragen sich: Was ist das für ein mysteriöses Getränk?
Ist Kirschsaft legales Doping?
Die ganz unmysteriöse Antwort: Kirschsaft. Fast das gesamte Peloton schwört bei der 112. Tour de France auf diesen vermeintlichen Zaubertrank. Ob Titelverteidiger Pogacar oder der deutsche Sprinter Pascal Ackermann, das alte Hausmittel ist unter den Profis der Frankreich-Rundfahrt das heißeste Zeug, nicht erst seit diesem Jahr.
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„Ich muss zugeben: Ich kann gar nicht sagen, für was er ist oder was er macht”, sagt Ackermann, der für das Team Israel-Premier Tech fährt, im SID-Gespräch, „aber der schmeckt einfach so gut nach dem Rennen. Da sage ich, den trinke ich auch. Wir trinken immer dieses süße Zeug und dann gibt es endlich mal was Saures.”

Doch der gute Geschmack ist nicht der eigentliche Grund, weshalb Kirschsaft unter den Fahrern so beliebt ist. “Es ist gut erforscht, dass Kirschsaft bei der Regeneration nach einem muskelschädigenden Training hilft”, sagt Tim Podlogar, Ernährungsberater beim Schweizer Team Tudor Pro Cycling, im Interview mit dem Portal Velo.
In dem heiligen Saft stecken nämlich Polyphenole, ein antioxidativer, entzündungshemmender Nährstoff, der die Erholung verbessert und Mikrorissen und Entzündungen in den Muskeln entgegenwirkt. Außerdem enthalten ist Melatonin, das beim Einschlafen hilft.
Das Wundermittel hebt sich ab vom üblichen Kirschsaft
Doch gewöhnlichen Supermarkt-Kirschsaft trinken Pogacar und Co. nicht, dieser enthält nicht genug Polyphenole für eine ausreichende Regeneration. Die Hersteller setzen auf Sauerkirschextrakt und reichern diesen mit zusätzlichen Kohlenhydraten an – fertig ist das Wundermittel.
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Entscheidend ist auch der Zeitpunkt der Einnahme. Es sei besonders wichtig, „dass die Fahrer ihren Kirschsaft trinken, sobald sie die Ziellinie überqueren”, sagt Jon Greenwell, Teamarzt vom US-Rennstall EF Education-EasyPost. Dann seien die Muskeln am aufnahmefähigsten. „Je früher sie es also trinken, desto besser”, erklärt Greenwell.
Einen besonderen Effekt spürt Sprinter Phil Bauhaus von Bahrain-Victorious allerdings nicht. „Ich merke jetzt nicht, dass ich am nächsten Tag besser bin, weil ich den getrunken habe”, sagt Bauhaus, der auf der dritten Etappe in Dünkirchen Dritter wurde, dem SID und ergänzt: „Das, bei dem man etwas merken würde, ist alles verboten.” (sid/luz)
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