Blaue Flecken garantiert: Hier steigt das härteste Derby Hamburgs
Durch die Halle schallt laute Rockmusik, die Wände sind mit Regenbogenflaggen behangen und Rollen quietschen an der Budapester Straße über den Boden. 300 Zuschauende machen ordentlich Stimmung zur Saisoneröffnung des FC St. Pauli. Im Getümmel um den Fanartikel-Stand und auf der Tribüne zeigt sich die große Zielgruppe des Sports: Vom Kleinkind bis zu den Erwachsenen sind alle beim weltoffenen Roller Derby willkommen. Die MOPO hat diesen ganz besonderen Ort in Hamburg besucht.
Durch die Halle schallt laute Rockmusik, die Wände sind mit Regenbogenflaggen behangen und Rollen quietschen an der Budapester Straße über den Boden. 300 Zuschauende machen ordentlich Stimmung zur Saisoneröffnung des FC St. Pauli. Im Getümmel um den Fanartikel-Stand und auf der Tribüne zeigt sich die große Zielgruppe des Sports: Vom Kleinkind bis zu den Erwachsenen sind alle beim weltoffenen Roller Derby willkommen. Die MOPO hat diesen ganz besonderen Ort in Hamburg besucht.
Diese Kultur liebt auch Erin Mathews. „Als ich herkam, fand ich schnell Anschluss in der Stadt durch Roller Derby“, berichtet die Jammerin, bevor sie sich ins Getümmel der Teams stürzt. Sie begann 2017 in Detroit und gab sich, wie in dem Sport üblich, einen eigenen Derby-Namen: „Cheeky“. Nach einem Jahr in Madrid ist die 29-Jährige nun Teil der A-Auswahl des FC St. Pauli und fühlt sich sichtlich wohl im Verein.
Beim Roller Derby müssen Jammer die Punkte machen
Für alle die neu sind, erklärt eine Kommentatorin über die Aufwärm-Anweisungen der Coaches hinweg die Regeln für den anstehenden Test des B-Teams von St. Pauli gegen die „O-Bugs“ aus Kopenhagen. Auf dem ovalen Track werden zwei Halbzeiten á 30 Minuten absolviert, bestehend aus mehreren „Jams“ á zwei Minuten. Jedes Team hat eine Jammerin, erkennbar durch eine Stern-Haube auf dem Helm, die Punkte durch das Umrunden der gegnerischen Blocker:innen erzielt. Diese versuchen in einer Formation Umrundungen zu unterbinden – oder zumindest zu verzögern – und gleichzeitig ihre eigene Jammerin vor legalen Blocks zu schützen.

In diesem „Pack“ wird es schnell unübersichtlich, daher haben gleich sechs Schiedsrichter:innen auf Rollschuhen das Geschehen von innerhalb und außerhalb der Strecke im Blick. Illegale Blocks, wie ein Ellbogen im Gesicht, werden von ihnen mit 30-Sekunden-Strafen geahndet. Die Geschwindigkeit erschwert das Verfolgen der Geschehnisse gelegentlich so sehr, dass selbst die Kommentatorin kaum mitkommt.
Auch aufgrund dieses rasanten Tempos erfordert der Vollkontaktsport Schutz: Alle Skater:innen tragen Knie- und Ellbogenschoner, gepolsterte Handschuhe und einen Helm. Trotzdem bleiben blaue Flecken nicht aus, für „Cheeky“ sind sie längst Alltag. „Wenn ich Shorts tragen würde, würdest du sehen, dass meine Beine übersäht davon sind“, erzählt sie der MOPO-Reporterin lachend.
Vor Wechsel zu St. Pauli spielte „Cheeky“ in Detroit
Bei ihrem Wechsel nach Deutschland fiel ihr vor allem eines sofort auf: „Die Schiedsrichter:innen hier sind kleinlicher als in Detroit.“ Dadurch habe sie auch ihren Stil als Jammerin anpassen müssen und geht weniger aggressiv rein als zuvor. Wird sie gefoult, übertreibt sie auch gerne mal, um das Gespann darauf aufmerksam zu machen. „Etwa so, wie sie es im Herrenfußball machen“, scherzt sie.

„Cheekys“ Ehrgeiz für die neue Saison ist geweckt: Es soll endlich die Meisterschaft für St. Pauli her. 2016 und 2018 holte die A-Auswahl bereits den Vize-Titel in der Bundesliga, bestehend aus sieben Teams. Diese messen sich in je einer Begegnung pro Saison, das Heimrecht wechselt daher immer von Jahr zu Jahr.
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Trotz des vollen Körpereinsatzes und einer gewissen Härte auf der Strecke herrscht abseits davon eine herzliche Atmosphäre zwischen den Teams sowie im Publikum. Denn bei St. Pauli ist Roller Derby nicht nur Sport, sondern ein inklusiver Ort, der allen offen steht.