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Zakhar Denysov klatscht in die Hände
  • Die Zukunft von Zakhar Denysov und dem HC Motor Zaporizhzhia bleibt ungewiss.
  • Foto: IMAGO/Eibner

Tränen-Abschied aus Deutschland: Ukrainische Handballer kehren zurück in den Krieg

Zakhar Denysov kämpft mit den Tränen. Der kernige Kerl mit der imposanten Statur sucht nach den richtigen Worten für das, was in seinem Kopf vorgeht. „Wir haben Krieg, da ist es schwierig, in die Zukunft zu schauen“, sagt der 33-Jährige. Nach einem Jahr Bundesliga-Exil in Deutschland kehrt die Angst bei den ukrainischen Handballern vom HC Motor Zaporizhzhia zurück. Die Angst vor der Rückkehr in die Heimat. Die Angst vor dem Krieg.

Nach dem Spiel am Mittwoch beim TV Hüttenberg endet die Zweitligasaison – und damit auch das von großem Rummel begleitete Solidaritäts-Projekt für das Team aus der Ukraine. Es ist ein Abschied mit vielen offenen Fragen. Wer geht den Weg mit zurück? Wohin geht die Reise? Und wie wird der Spielbetrieb unter Kriegsbedingungen aussehen?

Exil vorbei: Motor Zaporizhzhia kehrt zurück in die Ukraine

„Insgesamt hat Motor ein sehr schweres Jahr hinter sich, nicht nur wegen des Krieges. Die haben den Gesellschafter gewechselt, werden jetzt vom Verteidigungsministerium geführt“, sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann dem SID. „Da ist ein großer Transformationsprozess im Gange, und die Zukunft des Klubs wäre noch viel ungewisser, wenn wir ihnen keine Heimat geboten hätten.“

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Rein sportlich war es ein durchwachsener Ausflug. Nur Rang 17 in der 2. Liga, neun Motor-Spieler verpassten mit der Nationalmannschaft der Ukraine zudem die Qualifikation für die EM 2024 in Deutschland. Immerhin ging es in der European League sensationell bis ins Achtelfinale. Viel wichtiger aber: „Jede Woche, in jedem Spiel, ganz egal wo wir waren, die Zuschauer waren da und haben uns unterstützt. Das war sehr emotional für uns“, sagte Familienvater Denysov.

Entscheidung war ein „Akt der Menschlichkeit“

Und auch Bohmann zog ein positives Fazit: „Spielerisch passten sie gut hier rein, die Kosten waren nicht ausschlaggebend. Viele Klubs hatten ein volles Haus, das hat die Solidarität bei den Fans gezeigt“, sagte der Funktionär: „Wir haben die richtige Entscheidung getroffen“, es sei eben ein „Akt der Menschlichkeit“. Offiziell war das ukrainische Team bereits vor dem letzten Heimspiel in seiner Wahlheimat Düsseldorf (29:35 gegen den HSC Coburg) von der Stadt und der HBL verabschiedet worden.

Der HC Motor, so ist der aktuelle Plan, wird in die nationale Liga zurückkehren. Die gewann der Serienmeister seit 2013 auch dieses Jahr, spielte dabei aber „nur“ die Finalserie. Die Vorrunde ab Oktober übernahm eine Zweitvertretung, Anfang April reiste dann aber der Profikader gleich zweimal für wenige Tage in den Westen der Ukraine. Wenige Wochen später holte Motor auf diese Art auch den nationalen Pokal.

Zukunft für Kapitän Denysov & Co. ist völlig ungewiss

Nun steht man vor einem großen Umbruch: Einige Spieler wie Top-Talent Ihor Turchenko (22) werden den Klub verlassen, ebenso Manager Dmitry Karpushenko, der im Krieg seine Mutter verlor, und Trainer Gintaras Savukynas.

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Wo genau Kapitän Denysov und sein Team mit ihren Familien künftig unterkommen, ist ungewiss. Die Heimatstadt steht unter ständigem Beschuss, ein Spielbetrieb in Sicherheit ist hier definitiv nicht möglich. (sid/dv)

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