Tennis-Ikone Jimmy Connors über Zverev: „Ich rätsele, was ihn zurückhält“
Mental runderneuert startet Alexander Zverev in sein 39. Grand-Slam-Turnier. In der Nacht zu Mittwoch wartet in der ersten Runde der US Open Alejandro Tabilo aus Chile.
Alexander Zverev ergriff auf der Suche nach der nötigen mentalen Stärke ganz weiche Maßnahmen. Nach dem Sonntagstraining in der berüchtigt schwülen New York Hitze brachte Mutter Irina dem Sohnemann einen Mischlingswelpen zum Knuddeln an den Platz, Trainer-Vater Alexander senior hatte einen der Familienpudel in der Sporttasche dabei. Verkuschelt statt verkrampft in die US Open – so soll es im 39. Anlauf vielleicht doch noch mit dem Grand-Slam-Titel klappen.
„Es geht alles in die richtige Richtung“, sagte der 28-Jährige vor seinem Auftaktmatch gegen den Chilenen Alejandro Tabilo in der Nacht zu Mittwoch (1 Uhr MESZ) im Arthur Ashe Stadium sehr zuversichtlich. Doch so war es schon oft bei seinen bisherigen 38 Grand-Slam-Auftritten: Zverev trat höchst optimistisch an – und enttäuschte dann doch wieder Fans wie Fachleute.
Zverev blickt sehr optimistisch auf die US Open
„Er hatte Chancen, Grand Slams zu gewinnen. Ich rätsele, was ihn zurückhält“, sagte Tennis-Ikone Jimmy Connors am Sonntag in seinem Podcast „Advantage Connors“: „Je mehr ich ihn spielen sehe, umso mehr glaube ich, dass er alles mitbringt. Ich kann sehen, dass er ein großes Spiel besitzt. Aber die Frage ist: Was braucht er, um endlich diesen Schritt zu machen.“ Connors ist eine, wenn nicht die Legende der US Open. Zwischen 1970 und 1992 trat „Jimbo“ 22-mal in Forrest Hills und später in Flushing Meadows an, fünfmal holte er den Titel. 1991 kämpfte er sich – man kann auch sagen: pöbelte er sich – mit 39 Jahren noch einmal ins Halbfinale. Seine Stärke war dabei stets das Mentale: Im Kopf war Connors meist seinen Gegnern überlegen.
Bei Zverev hingegen war es meist anders. Im US-Open-Finale 2020, als er so nah dran war wie nie an einem Major-Titel, war die Fünfsatz-Niederlage gegen Dominic Thiem auch eine Kopfsache, auch im Paris-Endspiel 2024 scheiterte Zverev an der überragenden Psyche von Carlos Alcaraz. Nach dem Erstrunden-Aus 2025 in Wimbledon ging es für den gebürtigen Hamburger aber nicht vornehmlich darum, mental besser als der Gegner zu sein. Sondern selbst auf der Höhe.
„Viel besser“: Zverev ist mental auf dem richtigen Weg
Der ausgebrannte Zverev, der von psychischer Leere berichtete, musste sich seelisch komplett neu sortieren. Dies sei ihm mit professioneller Hilfe – mehr zwei- als vierbeinig – auch gelungen. „Ich war sehr frustriert mit mir selbst. Ich war auf dem Tennisplatz nicht glücklich“, sagte der 28-Jährige in New York. „Viel besser“ fühle er sich inzwischen. „Ich bin sehr glücklich, gerade hier zu sein.“
Zu den ganz großen Turnierfavoriten zählt Zverev allerdings nicht. Auf dem New Yorker Hartplatz läuft vieles auf das nächste große Wettbieten zwischen Alcaraz und Jannik Sinner hinaus. Zverev indes, der in der laufenden Saison seinen einzigen Titel beim mau besetzten Heimturnier in München geholt hatte, wirkte bei der Generalprobe in Cincinnati erneut körperlich angeknockt. Und wieder einmal ratlos.
Das könnte Sie auch interessieren: „Über mehrere Jahre verarbeiten“: Zverev holt sich Hilfe wegen psychischer Probleme
„Ich weiß nicht genau, was ich hatte“, sagte Zverev. Zumindest in den wie gewohnt ausgiebigen New Yorker Trainingssessions hinterließ er einen psychisch wie physisch starken Eindruck. Und vielleicht folgt diesmal im 39. Anlauf dem Wau- der Wow-Effekt. (sid/hen)
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.