Schmerzens-Schreie am Rothenbaum: Tränen-Drama um Hamburger Tennis-Ass
Es war 20.53 Uhr, als den noch verbliebenen Zuschauern am Hamburger Rothenbaum, darunter St. Pauli-Präsident Oke Göttlich, der Atem stockte. Die Hamburgerin Tamara Korpatsch, die Sekunden zuvor noch 3:1 im dritten und entscheidenden Satz gegen die French-Open-Halbfinalistin Loïs Boisson geführt hatte, sackte an der Grundlinie zusammen, schrie vor Schmerzen, weinte.
Es waren dramatische Momente in einem hochklassigen Achtelfinale. Eine Ärztin und eine Physiotherapeutin eilten herbei, kümmerten sich um die auf dem Sandboden wimmernde Schnelsenerin. Auch die Französin Boisson, die just auf 2:3 verkürzt hatte, schien geschockt. Immerhin: Nach kurzer Behandlungszeit stand fest, dass es „nur“ Krämpfe waren, die Korpatsch so zusetzten.
Schiedsrichterin kennt keine Gnade mit Tamara Korpatsch
„Warum? Warum?“, schrie sie, als sie es mühsam wieder auf die Beine geschafft hatte. „Ich trinke doch genug. Ich verstehe es nicht.“ Kaum hatte Korpatsch mühevoll die Bank erreicht, rief die norwegische Stuhl-Schiedsrichterin Julie Kjendlie „Time“ – das Zeichen, dass es weitergeht. Nach den Regeln korrekt, Fingerspitzengefühl aber sieht anders aus.
Das Match, es ging tatsächlich weiter – und es nahm nun obskure Züge an. Die völlig geschwächte Korpatsch konnte nur noch von unten servieren, Boisson versuchte, dies mit Stopps auszunutzen, und schaffte ein schnelles Break. Korpatsch, die den ersten Satz mit 4:6 verloren und den zweiten im Tiebreak mit 7:3 gewonnen hatte, zeigte jedoch ihr riesiges Kämpferherz. Immer wieder streute sie „Mondbälle“ ein, mit denen ihre haushoch favorisierte Gegnerin enorme Probleme hatte. Anstatt in die Ecken zu spielen, die die fast bewegungsunfähige Korpatsch nicht mehr hätte erlaufen können, spielte sie ihr den Ball auf den Schläger. Korpatsch schaffte ein Rebreak.
Korpatsch traurig: „Ich hatte fast überall Krämpfe“
Es war ein völlig verrücktes Duell zweier Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite die völlig aufgekratzte und vom Publikum unterstützte Deutsche, auf der anderen die stoische Französin, die so emotional wirkte wie ein Schachbrett. Die Stoikerin siegte letztlich mit 6:4 in einem dritten Satz, in dem Korpatsch das Momentum schon auf ihrer Seite hatte, bevor ihr der Körper einen bitterbösen Strich durch die Rechnung machte.

Noch im Eisbad stand die Nummer 163 der Welt Rede und Antwort. „Als ich 3:1 geführt habe, hatte ich fast überall Krämpfe. Der Krampf hat sich nicht gelöst. Es war ziemlich schmerzhaft. Aber ich nicht eine, die aufgibt. Ich kämpfe bis zum Ende“, sagte sie. „Es ist sehr, sehr, sehr, sehr, sehr ärgerlich, dass ich deswegen verloren habe.“
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Zwei Stunden und 58 Minuten hatte sie auf dem Platz gestanden. „Es war ein richtig gutes Match“, war Korpatsch bei aller Traurigkeit dann doch stolz auf das, was sie geleistet hatte. „Es hat super viel Spaß gemacht“, sagte sie. „Ich wurde im dritten Satz immer besser. Meine Vorhand ist der Hammer“, sprudelte es aus ihr heraus, bevor dann doch wieder ein Schluchzen einsetzte. „Ich hätte es gerne richtig zu Ende gespielt. Sehr schade, dass es so geendet ist.“
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