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  • Der DOSB befragte Vereine bezüglich der Energiekrise.
  • Foto: Britta Pedersen/dpa

Schlimmer als Corona! Davor fürchten sich deutsche Sportvereine

Zahlreiche Sportvereine kämpfen durch die Vervielfachung der Energiepreise um ihre Existenz, hunderten droht die Insolvenz. Eine DOSB-Umfrage ergibt: Die Energiekrise ist bedrohlicher als Corona.

Mitgliederrückgang, reduzierter Trainingsbetrieb, Sportstätten-Schließungen, höhere Vereinsbeiträge und drohende Insolvenzen: Die Energiekrise ist für die deutschen Sportvereine deutlich bedrohlicher, als es die Corona-Pandemie gewesen ist.

Vereine blicken mit Sorge auf Energiekrise

Dies geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten bundesweiten Umfrage des Instituts für Sportstättenentwicklung (ISE) im Auftrag des Deutschen Olympischen Sportbundes hervor. Danach erwarten mehr als 40 Prozent der Vereine durch die explodierenden Energiepreise starke Auswirkungen, rund sechs Prozent befürchten eine akute Existenzbedrohung – nämlich die Auflösung des Vereins.

Im Rückblick auf die Corona-Krise sahen sich nur 26 Prozent der Vereine starken Auswirkungen ausgesetzt, für knapp zwei Prozent sei sie existenzbedrohend gewesen, hieß es in der Mitteilung. Beteiligt haben sich an der Umfrage zur Lage in der Energiekrise bis zum 23. Oktober 5696 Sportvereine aus allen 16 Bundesländern. Im DOSB sind rund 87 000 Sportvereine organisiert.


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„Die Sportvereine in Deutschland sind stark und haben nicht zuletzt während der Pandemie ein enormes Durchhaltevermögen bewiesen”, sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert. „Aber die Reserven sind so gut wie aufgebraucht, und spätestens mit den zu erwartenden, deutlich erhöhten Abschlagszahlungen stehen insbesondere die vielen tausend Vereine mit eigenen Sportanlagen vor teilweise existenzbedrohenden finanziellen Belastungen.”

Der Landessportbund Nordrhein-Westfalen befürchtet, dass zahlreiche Vereine dicht machen müssen. „Wir werden in der Energiekrise mehrere hundert Vereine verlieren, weil sie ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können”, sagte Christoph Niessen, der Vorstandsvorsitzende des mit knapp fünf Millionen Mitgliedern größten LSB, der Deutschen Presse-Agentur. „Nach derzeitigem Stand ist das nicht abwendbar.”

Reserven nach Corona-Jahren „so gut wie aufgebraucht“

Zumal es an Klarheit fehle, wie die von einer Expertenkommission vorgeschlagene Gas- und Strompreisbremse konkret ausgestaltet sein wird. Für Niessen ist sie „ein Silberstreif”, die aber auch Interpretationsspielraum hinterlasse: „Jetzt geht es schlicht und einfach darum, wie können wir unsere Rechnungen bezahlen.”

Zumindest sicherte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) in einem Gespräch mit Weikert am Dienstag zu, dass Vereine an der Gas- und Strompreisbremse partizipieren. Bezweifelt wird im Sport jedoch, ob die Deckelung des Gaspreises von März 2023 bis April 2024 auf zwölf Cent pro Kilowattstunde für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs die Lösung ihres Energieproblems ist.

„Wenn der Gaspreis zu 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs gedeckelt wird, sagen die Vereine: mein Gott! Da hatten wir fünf Monate Corona-Lockdown von Januar bis Mai 2021. Da wurde der Sportbetrieb komplett runtergefahren”, erklärte Boris Schmidt, Vorstandsvorsitzender des Freiburger Kreises, dem Arbeitskreis größerer deutscher Sportvereine. Der Vorjahresverbrauch sei sehr niedrig gewesen: „2022 werden deshalb wir mit 80 Prozent nicht auskommen. Selbst, wenn wir 20 Prozent Energie sparen.”

Bereits Mitgliederrückgang durch Energiekrise

Ohnehin sind für viele Vereine laut der DOSB-Umfrage die Auswirkungen der Energiekrise bereits zu spüren. So gab rund ein Viertel der antwortenden Vereine an, einen Mitgliederrückgang (26,9%) und den Trainingsbetrieb (23,4 %) eingeschränkt zu haben – mehr als fünf Prozent haben Sportstätten bereits geschlossen. Mehr als 16 Prozent haben die Vereinsbeiträge erhöhen müssen, um die Mehrkosten abzufangen. Mehr als 65 Prozent der befragten Vereine wünschen sich deshalb finanzielle Hilfe.

„Vereine sind die letzten, die herumjammern, die waren in der Corona-Krise kreativ”, sagte Niessen. „Doch nun brauchen wir einen Dreiklang: Der Bund entlastet, wir selbst können etwas sparen. Und wenn das nicht reicht, dann brauchen wir zusätzliche Hilfe von den Bundesländern.” Wie Nordrhein-Westfalen halten sich die meisten von ihnen mit Hilfsfonds zurück, weil die tatsächliche Entlastung durch die Energiebremse noch nicht zu benennen ist.

„Es ist wichtig, dass man von Worten und den dramatischen Adjektiven zu konkreten Zahlen kommt”, meinte der LSB-Boss. Denn die Politik verlange völlig zu Recht, wenn man nach Hilfe rufe, dass man dies auch beziffern könne. Der DOSB hält sich mit Hochrechnungen zurück. In der Corona-Krise hatte der Dachverband mit spekulativen Milliarden-Forderungen für Verstimmung bei der Politik in Berlin gesorgt.

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„Damit die Sportvereine gut durch den Winter kommen, braucht es so schnell wie möglich Hilfe aus der Politik, von Bund und Ländern”, betonte DOSB-Chef Weikert. „Wir gehen davon aus, dass die Sportvereine durch die vorgeschlagenen Maßnahmen der Gaspreiskommission entlastet werden.” Zudem sollten sie für den ebenfalls diskutierten Härtefallfonds antragsberechtigt sein: „Die Signale, die wir aus der Politik erhalten, stimmen mich positiv, aber jetzt geht es um eine zügige und konkrete Umsetzung.” (dpa/nis)

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