Schafft er es zu Olympia? Dieser Hamburger Teenie gehört zur Weltspitze
Er ist erst 19 – und schon einer der erfolgreichsten Taekwondoka Deutschlands: Enis Calik aus Hamburg. Achtfacher deutscher Meister, zweimaliger Europameister – und inzwischen im WM-Kader angekommen.
Bei den German Open in der Sporthalle Hamburg nahm sich Enis Zeit für ein Gespräch mit der MOPO. Zunächst noch leicht nervös, blühte er sofort auf, sobald es um seine Leidenschaft ging. Seit seinem zehnten Lebensjahr trainiert er Taekwondo – heute gehört er bereits zum Kader für die Weltmeisterschaft.
Vom Kind, das zusah, zum Leistungsträger
2015 besuchte sein Cousin aus der Türkei Hamburg – und trainierte bei Tangun, einer renommierten Taekwondo-Schule im Stadtteil Stellingen (Wieckstraße 37–39). Enis war fasziniert, schaute zu und sagt heute: „Ich habe zugeschaut und bin jetzt seit zehn Jahren jeden Tag beim Training.“ Schon damals wurde Tangun für ihn ein zweites Zuhause – und ist es bis heute geblieben.
Schon früh teilte er seine Zeit zwischen Fußball und Taekwondo. „Zweimal Taekwondo, dreimal Fußball pro Woche“, erinnert er sich. Die Wende kam, als er U15-Europameister wurde – dann entschied er sich für Taekwondo. Sechs Tage Training pro Woche wurden zur Regel. Nach dem Abitur im Sommer 2025 trainiert er sogar zweimal täglich.
Familie, Trainer, Vorbilder
Sein Großmeister Oktay Cakir leitet die Taekwondo-Schule Tangun und begleitet Enis von Anfang an. Cakir erzählt: „Enis war schon als Kind außergewöhnlich.“ Auch Coach Norman Jagow sieht: Enis’ Talent ist nicht nur physisch, sondern vor allem taktisch stark. Seine Intelligenz im Kampf, das Feingefühl und der Ehrgeiz seien beeindruckend.
Sein kleiner Bruder Ali (12) eifert ihm nach. Er trainiert seit Jahren selbst Taekwondo, bewundert den großen Bruder und bekommt von ihm immer wieder Unterstützung. Richtiges gemeinsames Training ist wegen Alters- und Körperunterschieden zwar noch nicht möglich, doch Enis zeigt ihm viel und hilft, wo er kann. Familie und Zusammenhalt sind ihm ohnehin sehr wichtig: Neben dem Sport versucht er, so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen.
Erfolge, Rückschläge, Zukunft
Enis’ Erfolgsbilanz ist beeindruckend. Achtmal wurde er bereits Deutscher Meister. 2023 schrieb er Geschichte, als er gleich vier nationale Titel in einem Jahr holte – in U18, U21, in der Seniorenklasse und in den olympischen Gewichtsklassen.
Eine Operation an der Hüfte bremste ihn zuletzt aus, doch er kam stark zurück – mit erneutem Gewinn der deutschen Meisterschaft. Sein großes Ziel sind die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles. Doch bevor es soweit ist, steht im Herbst 2025 die Weltmeisterschaft an.
Weltmeisterschaft und Ausblick
Die WM findet vom 24. bis 30. Oktober in Wuxi, China, statt. Dort wird Enis zum letzten Mal in der Klasse bis 68 Kilogramm starten und in Zukunft in einer höheren Gewichtsklasse kämpfen – ein Schritt, nötig wegen seiner Größe von knapp 1,90 Meter und im Hinblick auf seine langfristige Gesundheit. Sein Umfeld sieht noch viel Potenzial: Mehr Muskelmasse, Stabilität und Kondition könnten dazukommen.
Trotz all dieser Erfolge bleibt Enis bescheiden. Auf dem Wettkampffeld kennt er keine halben Sachen – hier muss er fokussiert und zielorientiert sein. Abseits der Matten – sagt Aziz Acharki, sportlicher Leiter der DTU – sei er „ein Supertyp, menschlich top“. Ein Athlet, der weiß, wofür er arbeitet – und wer ihn begleitet.
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Nimmt man all das zusammen – das Talent, die Erfolge, die Rückschläge und den klaren Blick in die Zukunft – dann ist Enis Calik nicht nur ein Versprechen, sondern ein Athlet, den man in Deutschland und darüber hinaus auf der Rechnung haben muss. Bei der WM 2025 wird sich zeigen, wie weit seine Reise gehen kann.
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