NBA-Legende Nowitzki prophezeit DBB-Team „rosige Zukunft“
Mit der hart erkämpften Bronzemedaille um den Hals stieß Dennis Schröder einen euphorischen Urschrei aus, ehe die Champagner-Dusche den Kapitän der deutschen Basketball-Helden voll erwischte. „Feierbiest” Andreas Obst und Johannes Voigtmann tränkten ihren Anführer im Bauch der Berliner Arena von oben bis unten in feinster Brause – und dann ging die Party richtig los.
Bis tief in die Nacht feierten Schröder und Co. in einer Bar im Sheraton Grand Hotel Esplanade am Lützowufer – wohl verdient nach der ersten Medaille seit 17 Jahren und dem dritten EM-Edelmetall nach Gold 1993 und Silber 2005. Mitten im Jubelreigen träumte die neue goldene Generation schon von mehr. „Ich glaube, wir haben deutschen Basketball wieder ein bisschen sexier gemacht”, freute sich Schröder.
„Unfassbar schwierig“: Co-Kapitän Voigtmann bremst Erwartungen
Die tolle Heim-EM in Köln und Berlin, die am Sonntag mit einem 82:69 (36:23)-Sieg gegen Polen im kleinen Finale um Bronze endete, soll erst der Startschuss gewesen sein. Am Mikrophon von MagentaSport frohlockte auch Nowitzki. Die Leistungsträger seien „alle noch jung”, sagte der NBA-Champion von 2011: „Basketball-Deutschland könnten rosige Zeiten bevorstehen.”
Wird es also von nun an Medaillen regnen? Womöglich schon bei der WM 2023 in Japan, Indonesien und den Philippinen sowie bei Olympia 2024 in Paris? „Eine Medaille auf diesem Niveau zu gewinnen, ist unfassbar schwierig”, bremste Co-Kapitän Voigtmann, der jedoch auch klarstellte: „Wir haben diesen Hunger. Die Enttäuschung, dass es nicht für das Finale gereicht hat, steckt bei uns drin.” Dies sei ein „gutes Signal”, man müsse „diesen Siegeswillen” behalten.
Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Der Kern der Mannschaft wird noch einige Zeit zusammenbleiben, mit Beginn der EM-Vorbereitung hat sich der Bronze-Kader dem Dreijahresplan von Bundestrainer Gordon Herbert verschrieben. „Ich werde hier so lange bleiben, bis ich nicht mehr laufen kann”, versprach Schröder, der als erster deutscher seit Nowitzki 2007 ins EM-Allstar-Team gewählt wurde.
„Fangen gerade erst an“: Bundestrainer Herbert sieht seine Mannschaft auf einem guten Weg
Mit dem 29 Jahre alten NBA-Star, seinem Adjutanten Voigtmann (29), dem Kunstschützen Maodo Lo (29) oder der Verteidigungsmaschine Daniel Theis (30) ist das Herz des Teams in den besten Jahren. „Jedes erfolgreiche Nationalteam war eine gewisse Zeit lang zusammen und hat eine Identität gefunden”, sagte Herbert: „Wir fangen damit gerade erst an.”
Hinzu kommt die ganz junge Garde um NBA-Shootingstar Franz Wagner (21), der ein starkes Turnier spielte und sich mit irrwitzigen Auftritten wie seiner 32-Punkte-Gala im Gruppenspiel gegen Litauen Vergleiche mit Nowitzki verdiente. „Der wird die Nationalmannschaft mit führen”, so Schröder: „Er ist eine unglaubliche Persönlichkeit.”
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Was von dem Hype bleibt, ist aber schwer zu sagen. Die Erinnerung an die grandiose Stimmung bei der Vorrunde in Köln wird nicht so schnell verfliegen, der begeisternde Viertelfinal-Triumph gegen die Griechen um NBA-Superstar Giannis Antetokounmpo ist jetzt schon Basketball-Geschichte und beim Halbfinal-Aus gegen Spanien am Freitag schauten bei RTL bis zu 4,15 Millionen Menschen zu.
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Auch gegen Polen, als es „nur” noch um Bronze ging, schalteten im Schnitt noch 1,77 Millionen und in der Spitze 2,54 Millionen Zuschauer ein. Ein Wink für die Zukunft? Präsident Ingo Weiss vom Deutschen Basketball-Bund (DBB) gab sich vorsichtig optimistisch. Freilich sei die Dominanz des Fußballs in Deutschland weiterhin ungebrochen. Jedoch: „Unser Team zeigt gute Leistungen, es kämpft und spielt mit viel Herz. Die deutschen Zuschauer mögen das”, so Weiss: „Deshalb befinden wir uns jetzt sicherlich in einer besseren Position als vor vier Wochen.”(sid/tw)