Nach Mental-Tief: Zverev macht Ansage an die Konkurrenz
Der Angstgegner ist besiegt, das mentale Tief scheint überwunden: Alexander Zverev ist auf dem Weg zurück – und er formuliert große Grand-Slam-Ambitionen.
So wollte Alexander Zverev seinen Angstgegner nun wirklich nicht zum ersten Mal bezwingen. Als Francisco Cerúndolo ans Netz trottete und den Stuhlschiedsrichter über seine Aufgabe informierte, nahm Zverev den „unglaublichen Spieler und unglaublichen Menschen” in den Arm und spendete Trost. Nach dem 6:4, 1:0 über den Argentinier geht der Blick des topgesetzten Hamburgers aber schon voraus, und zwar weit über das anstehende Viertelfinale beim ATP-Masters in Toronto gegen Alexei Popyrin hinaus.
Zverev: „Werde wieder ein Titelanwärter sein“
„Ich bin jetzt frischer im Kopf. Vielleicht spiele ich nicht mein bestes Tennis in Kanada oder in Cincinnati – aber wenn die US Open starten, werde ich wieder ein Titelanwärter sein”, sagte Zverev im Brustton der Überzeugung im Podcast „Nothing Major Show”. Dabei wirkte er entspannt, aufgeräumt, selbstbewusst – kein Vergleich zu dem Häufchen Elend, das vor einem Monat nach dem Erstrunden-Aus in Wimbledon mentale Probleme offenbarte und von einer Sinnkrise sprach.
Im Talkformat der früheren US-Tennisprofis John Isner, Sam Querrey und Steve Johnson verriet der 28-Jährige ein weiteres Detail seiner Krise: Zwischen dem verlorenen Australian-Open-Finale gegen Jannik Sinner im Januar und Wimbledon habe er „einen kleinen Burnout” gehabt, so der Weltranglistendritte: „Ich war nicht sehr motiviert zu spielen. Ich hatte keine große Lust zu trainieren. Ich habe meine Zeit auf dem Platz nicht genossen.” Daran sei er auch selbst schuld gewesen: Anstatt zu pausieren, habe er bei immer mehr Turnieren zugesagt.
Zverev schwärmt seiner Zeit auf Mallorca
Die Auszeit im Juli habe ihm dann aber praktisch sofort geholfen. Eine Woche lang nahm er keinen Tennisschläger in die Hand, trainierte anschließend zehn Tage auf Mallorca in der Akademie von Rafael Nadal mit dessen Onkel Toni. „Ich habe die Woche geliebt”, sagte Zverev, der sich eine weitere Zusammenarbeit wünscht: „Ich weiß nicht, ob man Toni noch in diesem Jahr häufig an meiner Seite sehen wird. Sein Terminkalender ist ziemlich voll. Aber ab nächstem Jahr könnte man ihn viel, viel öfter sehen.”
Austausch mit Rafa Nadal war für Zverev sehr wichtig
Auch der intensive Austausch mit dem 22-maligen Grand-Slam-Sieger Rafael Nadal (39) habe ihm sehr viel gegeben. Besonders einen Tipp habe er mitgenommen, erklärte Zverev nach dem ersten Erfolg gegen Cerúndolo im vierten Duell: „Ich werde mich nie mit Nadal, Federer oder Djokovic vergleichen. Aber sie gewinnen viel mehr Spiele, wenn sie schlecht spielen. Rafa sagte, selbst wenn man auf dem Höhepunkt seines Könnens sei, wenn man in Bestform sei, sei es sehr schwer gewesen, gegen einen von ihnen zu spielen.”
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Er selbst müsse nun einen „Weg finden, alle Spiele zu gewinnen, auch schlechte, um in meiner Karriere voranzukommen”, fasste Zverev zusammen. Auch im Podcast verriet er einen Nadal-Rat: „Mutiger sein.” Er wisse das „eigentlich selbst, aber wenn jemand wie Rafa das sagt, hat es ein anderes Gewicht”. Die in drei Wochen beginnenden US Open, bei denen Zverev 2020 als besserer Spieler im Endspiel dramatisch verlor, wären gewiss die beste Bühne, um diese Tipps umzusetzen. (sid/hen)
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