Mit „Heimatgefühl“ – Hamburgs Tennis-Ass Eva Lys will am Rothenbaum auftrumpfen
Endlich zu Hause: Lokalmatadorin Eva Lys freut sich auf die Ladies Open am Rothenbaum und will sich auf dem Centre Court „wohler und wohler“ fühlen – bis es vielleicht sogar zum Turniersieg reicht.
„Als Tennisprofi hat man fast nie so richtig ein Heimatgefühl“, schilderte die 23-Jährige das Nomadinnen-Dasein ihrer Branche mit Hotelzimmern und Platzanlagen auf fast allen Kontinenten. Das ist für Lys, die in der ukrainischen Hauptstadt Kyiv geboren wurde und als Zweijährige nach Deutschland kam, in Hamburg ganz anders. Speziell am Rothenbaum.
„Ich bin hier aufgewachsen und trainiere hier fast jeden Tag. Ich kenne die Wege, ich kenne die Leute, ich fühle mich super“, gab Lys im Vereinsheim des Club an der Alster eine Liebeserklärung an das benachbarte Tennisstadion ab. Auf dem Centre Court fühle sie sich „pudelwohl“ – und will dort in der nächsten Woche am liebsten fünf Mal aufspielen, das letzte Mal dann am Sonntag im Finale. „Ich hoffe darauf, dass ich mich jedesmal wohler und wohler fühle“, gab Lys als Marschroute aus. 2023 und 2024 war für die Hamburgerin jeweils im Viertelfinale Schluss.
Am Freitag wird noch fleißig gehämmert
Am Freitagmorgen war der Rothenbaum von einem Aufbauprogramm geprägt. Fleißige Handwerke hievten Bauteile aus Transportern, um die Anlage für die Ladies Open vorzubereiten. Am Sonntag wird die Qualifikation gespielt, dazu der Turnierbaum ausgelost, am Montag startet das eigentliche Turnier. „Es wird noch viel gehämmert, gebohrt und zurechtgerückt“, sagte Pressesprecher Ullrich Jelinek.
Zurechtrücken ist ein Stichwort über den Aufbau von Ständen hinaus. 2025 sei „a bissl a Neustart für uns“, führte Turnierdirektorin Sandra Reichel auf gut Oberösterreichisch aus. Im Vorjahr stampfte sie kurzfristig ein Turnier aus dem Boden, als schon vieles für einen Ausfall sprach. Gegenüber der Improvisations-Variante von 2024 hat sie den Wert des Wettbewerbs nun verdoppelt.
„Hamburg ist zurück auf dem Weltatlas“
Statt eines WTA-125-Turniers besitzt der Rothenbaum in diesem Jahr das Label WTA 250. Das reicht noch nicht, um die absolute Weltelite anzulocken, aber immerhin winken den Akteurinnen doppelt so viele Weltranglisten-Punkte – und es bietet die Möglichkeit, dem einheimischen Nachwuchs eine Chance zu geben. Mindestens sechs deutsche Spielerinnen werden im 32-köpfigen Hauptfeld vertreten sein.
„Damentennis hat eine Vorreiterrolle im Frauensport“, erklärte Reichel: „Deshalb ist es so wichtig, dass Hamburg mit den Ladies Open zurück auf dem Weltatlas ist.“ Das Turnier trage dazu bei, dass Hamburg als „guter internationaler Sportstandort mit begeistertem Publikum“ wahrgenommen werde, assistierte Landessportamts-Direktor Jonas Leder im Hinblick auf die Olympia-Bewerbung der Hansestadt. Die viel diskutierte Sichtbarkeit ist jedenfalls gegeben: In 197 Ländern werden bewegte Bilder vom Turnier zu sehen sein. Bei Tagestickets ab 25 Euro hoffen Reichel und Co. auch auf gut gefüllte Ränge am Rothenbaum.
Gauff-Bezwingerin führt die Setzliste an
Topgesetzt ist die Ukrainerin Dayana Yastremska, die in Wimbledon zuletzt die Weltranglisten-Zweite Coco Gauff ausschaltete und selbst auf Platz 38 des Rankings liegt. Im Hamburger Finale könnte sie auf die Chinesin Xinyu Wang treffen, die an Position zwei gesetzt ist. Lokalmatadorin Lys, in der Weltrangliste auf Rang 55, findet sich auf Setzlisten-Platz fünf wieder, knapp hinter ihren Landsfrauen Tatjana Maria und Laura Siegemund.
Nicht gesetzt ist Noma Noha Akugue, die vor zwei Jahren über die volle Distanz ging. Als Teenager gelang der heute 21-Jährigen aus Reinbek der Sprung ins Endspiel, das sie dann verlor. „Das war eine sehr, sehr, sehr emotionale Woche“, erinnert sie sich: „Ich bin damals in jedes Match reingegangen, dass ich einfach mein bestes Tennis spiele. Und das Publikum war dabei sehr hilfreich.“

Ihr „bestes Tennis“ hat Akugue danach seltener ausgepackt, ein Muskelfaserriss im Oberschenkel warf sie zurück. In der Weltrangliste liegt sie auf Platz 249, ohne eine Wildcard hätte sie sich durch die Qualifikation arbeiten müssen. Ein kürzlich erfolgter Trainerwechsel soll den Umschwung bringen. „Noma hat eine große Fanbase in Hamburg“, hofft Bundestrainer Torben Beltz auf kräftige Unterstützung von den Rängen.

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„Coco Gauff hat 2019 als Lucky Loser in Linz ihr erstes Turnier gewonnen“, erinnerte Reichel an die kleinen oder auch größeren Märchen, die im Tennis immer mal wieder geschrieben werden: „Und wir wissen alle, wo sie jetzt steht.“ Die damals 15-jährige US-Amerikanerin war in der Qualifikation an der Hamburgerin Tamara Korpatsch gescheitert und nur durch eine kurzfristige Absage doch noch ins Hauptfeld gerückt. Dort schlug sie dann eine Gegnerin nach der anderen, darunter auch Andrea Petkovic, die aktuelle Turnierbotschafterin der Hamburg Ladies Open.
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Als inzwischen 21-Jährige hat Gauff einen French-Open-Titel aufzuweisen, liegt in der Weltrangliste auf Platz zwei und hat mehr als 27 Millionen US-Dollar Preisgeld eingesammelt. Ein bisschen kleiner dürfte es in Hamburg wohl sein, aber ein neues Märchen wäre allemal schön.
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