Missbrauchsskandal: Wasserspringer erhält über halbe Million Euro Schadensersatz
Der Streit zwischen dem ehemaligen Wasserspringer Jan Hempel und dem Deutschen Schwimm-Verband über eine Entschädigung wegen jahrelangen sexuellen Missbrauchs ist beigelegt. Der DSV zahlt dem Olympia-Zweiten von 1996 Schmerzensgeld und Schadenersatz in Höhe von insgesamt 600.000 Euro.
Hempels Anwalt Thomas Summerer und sein Manager Oliver Hillebrecht hatten in langwierige Verhandlungen mit dem DSV, der durch die beiden Vizepräsidenten Wolfgang Rupieper und Kai Morgenroth vertreten wurde, die Einigung erzielt. Das geht aus einer Mitteilung von Summerer an die Deutsche Presse-Agentur vom Montag hervor. Auch der DSV teilte mit, dass eine Einigung mit Hempel erzielt worden sei.
Hempel erhält 600.000 Euro vom Deutschen Schwimm-Verband
Der DSV hatte eine unabhängige Aufarbeitungskommission eingesetzt, die ein Schlichtungsverfahren empfahl. Dieses mündete nun in einen Vergleich, der Hempel eine Fix-Zahlung von 300.000 Euro sowie eine Zahlung von weiteren 300.000 Euro in monatlichen Raten über zehn Jahre hinweg garantiert. Damit wurde eine Klage mit ungewissem Ausgang vermieden. Die Höhe dieser Schmerzensgeldzahlung ist in Deutschland ungewöhnlich.
„Ich bin sehr froh, dass es gelungen ist, eine außergerichtliche Lösung zu finden, die juristische und moralische Ansprüche miteinander verbindet. Ein längerer Prozess, womöglich über mehrere Instanzen, hätte meinem Mandanten mehr geschadet als genützt“, sagte Anwalt Summerer (63).
„Für den DSV ist es von zentraler Bedeutung, die Integrität und Sicherheit unserer Mitglieder und Aktiven zu gewährleisten. Diese Entscheidung spiegelt unsere moralische Verpflichtung und den tiefen Respekt gegenüber Jan Hempel und allen Betroffenen wider“, sagte Vizepräsident Wolfgang Rupieper in einer DSV-Mitteilung. Die Aufarbeitungskommission begrüßte die einvernehmliche Schlichtung im Fall. „Wir sehen darin einen verantwortungsvollen und integren Schritt des Schwimmsports zur Wiedergutmachung von erlittenem Unrecht und begreifen dies als wertvollen Impuls für unsere Aufgabe, die Missbrauchsfälle im Deutschen Schwimmsport zu erhellen und daraus Empfehlungen für den zukünftigen Schutz vor Gewalt zu erarbeiten“, so Bettina Rulofs und Martin Nolte, die den Vorsitz der Kommission hatten.
Hempel machte die Vorwürfe im August 2022 erstmals öffentlich
Hempels Fall hatte eine breite Diskussion über Missbrauch und Gewalt im deutschen Sport und deren Aufarbeitung ausgelöst. In einer Dokumentation der ARD unter dem Titel „Missbraucht – Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport“ hatte Hempel im August 2022 erstmals die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen seinen 2001 gestorbenen langjährigen Trainer Werner Langer öffentlich gemacht.
Das könnte Sie auch interessieren: „Über alles einig“: Weltmeister-Trainer Herbert übernimmt offenbar neuen Job
Demnach soll Langer sich von 1982 bis 1996 an dem Olympia-Zweiten von Atlanta 1996 vergangen haben. In dem Film warf Hempel dem DSV vor, schon 1997 von den Vorwürfen gewusst, aber nichts Entscheidendes getan zu haben. (dpa/js)