Kapitän Golla im MOPO-Interview: Das ist bei der WM drin für Deutschland
Anwurf! Deutschlands Handballer starten an diesem Freitag mit dem ersten Vorrundenspiel gegen Katar (18 Uhr, ZDF) in Kattowitz in die WM in Polen und Schweden. Zum Favoritenkreis zählt die DHB-Auswahl nach zuletzt enttäuschenden Turnieren nicht. Im MOPO-Interview sagt Kapitän Johannes Golla (25), was drin ist für Deutschland.
Anwurf! Deutschlands Handballer starten an diesem Freitag mit dem ersten Vorrundenspiel gegen Katar (18 Uhr, ZDF) in Kattowitz in die WM in Polen und Schweden. Zum Favoritenkreis zählt die DHB-Auswahl nach zuletzt enttäuschenden Turnieren nicht. Im MOPO-Interview sagt Kapitän Johannes Golla (25), was drin ist für Deutschland.
MOPO: Bei jedem Turnier gibt es eine Überraschungsmannschaft, die mehr erreicht, als man ihr zutraut. Warum nicht Deutschland bei dieser WM?
Golla: Das wäre natürlich schön. Wir wollen es schaffen, den nächsten Schritt zu machen und der Weltspitze wieder näherzukommen. Der Hunger und die Lust, bei der WM erfolgreich zu sein, ist riesengroß. Letztlich ist das doch der Grund, warum wir so viel investieren und unsere knappe Freizeit opfern.
DHB-Kapitän Golla hofft auf Viertelfinale bei der WM
Was ist drin?
Wir wollen guten Handball spielen und das Beste aus unseren Möglichkeiten machen. Wir wollen es schaffen, in die K.o.-Runde zu kommen, ins Viertelfinale. Alles darüber hinaus wäre Zugabe.
Dass Deutschland seit 2016 keine Medaille mehr geholt hat, wird oft auch damit erklärt, dass es kaum oder keine Weltklassespieler im DHB-Team gibt. Nervt Sie das?
Ach, ehrlich gesagt beschäftige ich mich nicht so viel damit, wie wir von außen beurteilt werden. Als Sportler kann man das ganz gut selbst einschätzen. Bei uns haben viele Spieler internationales Niveau – und an gewissen Tagen auch Weltklasse-Niveau. Es ist aber auch so, dass jeder von uns bei den letzten Turnieren mit größeren Erwartungen angetreten ist, als am Ende dabei herauskam. Damit kann keiner zufrieden sein. Es war mehr drin.
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Kann Deutschland den Top-Nationen und Ausnahmespielern nur kollektiv Paroli bieten?
Wir können nur gemeinsam erfolgreich sein. Dafür brauchen wir jeden Einzelnen. Wenn es uns gelingt, als echtes Team zu funktionieren, werden auch einzelne Spieler in ihrer Entwicklung den nächsten Schritt machen, und dann haben wir den Gegnern einiges entgegenzusetzen, jedem Gegner. Gelingt uns das aber nicht, können wir auch gegen jeden Gegner Probleme bekommen.
Vor Handball-WM: Absagen waren für Golla „zu präsent“
Auch vor diesem Turnier hat es prominente Absagen gegeben. Wie sehr frustriert es Sie als Kapitän, wieder nicht mit dem bestmöglichen Team antreten zu können?
Meiner Meinung nach war das Thema im Vorfeld der WM viel zu groß und präsent. Als Mannschaft müssen wir das hinter uns lassen und uns voll darauf fokussieren, was vor uns liegt, und auf alle bauen, die dabei sind.
Sind Sie enttäuscht?
Natürlich will man die beste Mannschaft zusammenhaben. Es ist immer schade, wenn jemand absagt – wegen Verletzungen oder privaten Gründen. Letztlich muss das jeder für sich entscheiden. Man kann auch nicht alle über einen Kamm scheren und sagen: Die haben keinen Bock, für Deutschland zu spielen.
Was muss passieren, was können auch Sie als Kapitän tun?
Wir müssen es schaffen, eine gute Atmosphäre zu haben, an der jeder teilhaben möchte. Aber noch viel wichtiger ist es, als Nationalmannschaft wieder erfolgreich Handball zu spielen. Erfolg ist der größte Anreiz. Da wollen wir wieder hinkommen.
Skandinavier haben im Handball immer Titel-Chancen
Bundestrainer Alfred Gislason hat unlängst beklagt, dass die Absagen vor allem ein deutsches Problem seien und es dieses Phänomen bei den Skandinaviern nicht gebe. Stimmen Sie dem zu?
Das ist halt der große Unterschied: Die skandinavischen Mannschaften haben seit Jahren immer realistische Chancen auf eine Medaille oder sogar den Titel. Da ist es dann natürlich auch sehr attraktiv, mit der Nationalmannschaft ein Turnier zu bestreiten.
Auch Sie absolvieren Jahr für Jahr mit Flensburg einen kräfte- und zeitraubenden Spiele-Marathon. Haben Sie schon mal eine Absage erwogen?
Nein, nicht wirklich. Für mich war immer klar: Bin ich fit, bin ich dabei.
Was macht für Sie den Reiz aus?
Es ist für mich nach wie vor eine riesengroße Ehre, für Deutschland zu spielen und mich mit den besten Mannschaften und Spielern der Welt zu messen. Solche Turniere haben einfach ein besonderes Flair und sie sind auch für den deutschen Handball eine große Bühne. Viele Menschen werden vor dem Fernseher sitzen. Die wollen wir begeistern.
Deutscher Kapitän Golla hat immer Kopfhörer dabei
Was haben Sie außer Handball-Utensilien in Ihrem WM-Gepäck, das auf keinen Fall fehlen darf?
Was zum Lesen, wenn ich mal ein bisschen Ruhe und Zeit für mich brauche.
Welches Buch haben Sie mit?
Unter anderem „Mimik“ von Sebastian Fitzek. Und ich habe – ganz wichtig – Noise-Cancelling-Kopfhörer dabei. Falls der Zimmerpartner nachts mal schnarcht (schmunzelt).
Mit wem teilen Sie das Zimmer?
Mit Andi Wolff.