Die deutschen Handballer beim Training im Düsseldorfer Stadion
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53.000 Fans bei EM-Auftakt! Handballer vor Weltrekord-Spiel: „Wird überwältigend“

Deutschlands Handballer gehen 17 Jahre nach dem WM-Titel erneut im eigenen Land auf Medaillen-Jagd. Dem EM-Auftaktspiel gegen die Schweiz kommt herausragende Bedeutung zu.

Alfred Gislason konnte nicht genug bekommen. Zwei Stunden lang scheuchte der Bundestrainer seine Handballer durch das Fußball-Stadion. Die Vorfreude auf das Weltrekordspiel zum Start der Medaillen-Jagd bei der Heim-EM stieg beim Training in der gigantischen Arena ins Unermessliche. „Ich glaube, es wird überwältigend, wenn wir hier einlaufen und die Nationalhymne gespielt wird“, sagte Kapitän Johannes Golla.

Team Deutschland möchte die „Welle“ erwischen und durchstarten

Nicht bloß emotional hat die knifflige Aufgabe am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF und Dyn) gegen die Schweiz herausragenden Charakter. Golla und seine Mitspieler wollen mit einem Auftaktsieg vor 53.000 Fans in Düsseldorf und Millionen vor den Fernsehern die „Welle“ erwischen und eine Handball-Euphorie im Land auslösen. „Wir haben natürlich die Hoffnung, dass die Stimmung super wird und sie auf uns überschwappt“, sagte Golla vor der Partie gegen die von Andy Schmid angeführten Eidgenossen.

Vor der ersten Europameisterschaft auf deutschem Boden werden zwangsläufig Hoffnungen auf ein neues Wintermärchen geweckt. „Ich bin der Meinung, dass du groß träumen musst. Du kannst nicht nach den Sternen greifen, wenn du denkst, der Himmel ist die Grenze“, sagte Torhüter Andreas Wolff in der ARD und fand damit die perfekten Worte für die Sehnsucht einer ganzen Sportart. 17 Jahre nach dem legendären Gold-Triumph von Köln wird es an der Zeit für eine neue Handball-Sternstunde vor heimischem Publikum.

DHB spricht Klartext über Erwartungen – Schweiz wird trotzdem nicht unterschätzt

„Mein Ziel ist es ganz klar, dass wir eine fantastische Heim-EM spielen, die optimalerweise im EM-Titel gipfelt“, sagte Wolff, einer von vier verbliebenen 2016-Europameistern im deutsche Team. Und selbst beim bislang so beherrschten Verband war es am Tag vor dem EM-Auftakt mit der Zurückhaltung vorbei. „Das Ziel Halbfinale steht fest, da brauchen wir nicht drumherum reden“, sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann: „Das muss unser Anspruch sein. Bei einer Heim-EM erst recht. Unsere Mannschaft macht einen guten Eindruck, ich freue mich auf ein tolles Handball-Fest.“

Damit die Euphorie nicht schnell Ernüchterung weicht, gilt Gislasons volle Konzentration dem wegweisenden Duell mit der Schweiz. Das Team um die 40 Jahre alte Bundesliga-Ikone Schmid, das mit etlichen Deutschland-Legionären wie Magdeburgs Torhüter Nikola Portner gespickt ist, soll bloß nicht zum Partycrasher werden. „Wir wissen, dass es ein schweres Spiel gegen die Schweiz wird. Wir müssen sehr geduldig und unser Spiel spielen“, sagt Gislason. Und Wolff warnt: „Die Schweiz ist alles andere als ein Selbstläufer. Das sind fantastische Spieler aus der Bundesliga größtenteils.“

Der DHB teilt Eindrücke zur EM auf seinen Social-Media-Plattformen.

Heiner Brand, Alt-Bundestrainer und Baumeister des Wintermärchens 2007, traut dem DHB-Team den Sprung aufs Treppchen zu. „Das Halbfinale sollte sicherlich drin sein“, sagte er bei „handball-world“ und unterstrich die enorme Bedeutung im Vergleich zu anderen Sportarten: „Eine Medaille wäre noch besser und würde uns sehr gut tun. Gerade, weil unsere sogenannten Konkurrenzsportarten wie Basketball oder Eishockey zuletzt gut abgeschnitten haben. Eine Medaille würde dem Handball darum eine positive Aufmerksamkeit bescheren.“

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Nationalspieler Timo Kastening sieht die deutschen Basketball-Weltmeister als gutes Vorbild für das mit fünf Turnierdebütanten gespickte DHB-Team. „Das war absolut genial. Dieser Teamzusammenhalt, diese Lockerheit, diese Geilheit auf Erfolg wollen wir adaptieren“, sagte der Rechtsaußen: „Ich glaube, uns stehen alle Türen offen.“
Auch der erfahrene Rückraumspieler Philipp Weber ist zuversichtlich: „Die Mannschaft weiß gar nicht, wie gut sie sein kann. Wir haben extrem viel Potenzial, um mit den ganz Großen mitspielen zu können. Aber wir müssen es auch abrufen. Ich glaube schon, dass etwas sehr Gutes im Team schlummert.“ (lg/sid)

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