Patrick Groetzki schleicht verletzt vom Platz
  • Bundestrainer Alfred Gislason (r.) wird bei der EM auf Patrick Groetzki verzichten müssen.
  • Foto: imago/Camera4

Hiobsbotschaft nach der Generalprobe der Handballer: EM-Aus für Groetzki

Die Generalprobe ist mit Abstrichen geglückt, die Formkurve steigt. Vier Tage vor Beginn der Heim-EM haben Deutschlands Handballer im letzten Test einen 35:31 (20:15)-Sieg gegen Portugal gefeiert und die 9113 Zuschauenden in der Kieler Arena phasenweise begeistert. Die erste Sieben überzeugte einmal mehr, der zweite Anzug aber sitzt noch nicht. Bester Torschütze war Juri Knorr, auch auf Deutschlands Nummer eins Andreas Wolff war Verlass. Bitter: die Verletzung von Patrick Groetzki, der die EM verpassen wird.

Eine Viertelstunde nach Spielende bekam der Bundestrainer das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht, strahlte bis über beide Ohren. Den Grund dafür hielt Alfred Gislason zärtlich in den kräftigen Armen. „Mein Enkelsohn“, berichtete er, ganz stolzer Opa.

Alfred Gislason sieht im letztem EM-Test „viel Positives“

Auch mit seinen erwachsenen Schützlingen war er an diesem Abend zufrieden. „Wir haben zwei Schritte nach vorne gemacht mit diesem Spiel“, urteilte der Isländer nach den zweiten 60 Minuten gegen Portugal, dem letzten Test vor dem EM-Eröffnungspiel gegen die Schweiz am Mittwoch in Düsseldorf. Am Donnerstag hatte seine Mannschaft die Iberer in Flensburg mit 34:33 besiegt. „Wir haben heute insgesamt ganz gut gespielt, alle spielen lassen und einiges getestet. Ich habe viel Positives gesehen.“

In einer lange ausgeglichenen ersten Hälfte hatte die deutsche Mannschaft zwar immer wieder gute Lösungen im Angriff gefunden, aber in der Abwehr zunächst Probleme mit dem schnellen und dynamischen Spiel der Portugiesen gehabt. Erst als Gislason auf eine offensive Deckung umstellte, bekamen seine Mannen die flinken Iberer besser in den Griff und konnten sich zum Ende der Halbzeit – auch dank der Paraden von Andreas Wolff – von 12:12 (21.) auf 16:13 (26.) absetzen und sich ein Fünf-Tore-Polster zur Pause erspielen. Verdient.

Patrick Groetzki verletzt sich am Fuß

Eine Schrecksekunde gab es in der 23. Minute: Rechtsaußen Patrick Groetzki knickte ohne Fremdeinwirkung bei einem Schritt mit dem rechten Fuß um, humpelte vom Feld und musste behandelt werden. Für den Routinier der Rhein-Neckar Löwen war das Spiel beendet. Und knapp zwei Stunden später sollten sich die Befürchtungen bewahrheiten. Eine alte Verletzung an der Fußsohle, die Groetzki bis Anfang Dezember außer Gefecht gesetzt hatte, ist wieder aufgetreten. Der DHB bestätigte, dass dies das EM-Aus für den 34-jährigen Routinier der Rhein-Neckar Löwen bedeutet.

„In erster Linie ist das eine extrem bittere Diagnose für Patrick, die natürlich auch die Nationalmannschaft sowie die Rhein-Neckar Löwen hart trifft. Wir fühlen mit ihm und wünschen für die anstehende Reha alles Gute“, sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer. „Wir werden uns intern jetzt abstimmen, wie wir nach diesem Ausfall reagieren werden. Wir haben bis zum 9. Januar Zeit, den offiziellen Kader bei der EHF zu melden.“ Aktuell umfasst der deutsche Kader nach Groetzkis Ausfall noch 17 Spieler, am Mittwoch dürfen 16 Spieler beim europäischen Verband gemeldet werden.

DHB-Team verliert plötzlich total den Faden – Wolff zurück

Zur zweiten Halbzeit kam frisches Personal aufs Parkett. Wolff (insgesamt elf Paraden) durfte auf die Bank, für ihn kam U21-Weltmeister David Späth in die Kiste. Nils Lichtlein ersetzte den in der ersten Hälfte „überragenden“ (O-Ton Gislason) Juri Knorr auf der Spielmacher-Position, Kai Häfner rückte für Renars Uscins auf die Position im rechten Rückraum. Dem Spielfluss tat das zunächst keinen Abbruch und die Gastgeber bauten ihren Vorsprung auf 29:22 (40.) aus.

Spielmacher Juri Knorr war mit sechs Toren bester Schütze im DHB-Team imago/MIS
Juri Knorr wirft auf das Tor
Spielmacher Juri Knorr war mit sechs Toren bester Schütze im DHB-Team

Doch dann ging auf einmal gar nichts mehr. Zehn Minuten blieb die deutsche Mannschaft im Angriff ohne Tor, die Abwehr wackelte, weil auch Kapitän und Kreisläufer Johannes Golla aus dem Spiel genommen worden war, und Späth hielt kaum einen Ball. Portugal holte Tor um Tor auf, kam sogar auf 29:28 (51.) heran. Gislason zog die Notbremse – und wechselte zurück.

Alles auf Anfang. Notgedrungen. Zunächst kam Wolff für Späth (zwei Paraden), dann Knorr und Golla. Und Routinier Kai Häfner drehte richtig auf, erzielte in seinen 30 Minuten fünf Treffer. Der erste Anzug musste es richten – mal wieder. Das gelang. Deutschland zog auf 32:28 (54.) davon und fuhr den Sieg souverän nach Hause. Der Plan, den Stammspielern einen vorzeitigen Feierabend zu gönnen, um vor dem Turnier Kräfte zu sparen, schlug fehl.

Hendrik Pekeler offiziell verabschiedet – mit Hintertür

Am Rande der Partie wurde der langjährige Nationalspieler und Europameister von 2016 Hendrik Pekeler offiziell aus dem DHB-Team verabschiedet – in „seiner“ Halle. Der Weltklasse-Abwehrspieler des THW Kiel hatte bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 sein 122. und bis dato letztes Spiel im DHB-Trikot bestritten, danach eine Nationalmannschafts-Pause verkündet. Seitdem war immer wieder über eine Rückkehr spekuliert worden, auch für die anstehende EM. Nun der Rücktritt – mit Hintertürchen.

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Für den äußersten Notfall, dass bei der Olympia-Qualifikation im März oder den Sommerspielen in Paris gleich mehrere DHB-Kreisläufer ausfallen, stehe Pekeler zur Verfügung, hatte Gislason am Vortag erklärt. Ein Szenario, dass sich niemand wünschen kann.

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Tore Deutschland: Knorr (6), Häfner (5), Golla (5), Mertens (4), Heymann (3), Köster (3), Steinert (3), Groetzki (2), Fischer (1), Kohlbacher (1), Kastening (1), Wolf (1)

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