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Stefan Kretzschmar Handball
  • Wehmut: Handball-Ikone Stefan Kretzschmar ist als TV-Experte für Sky beim letzten Final Four in Hamburg dabei. Er bedauert den Umzug des Events nach Köln.
  • Foto: Imago

„Hamburg wird mir fehlen“: Kretzschmar bedauert Umzug des Final Four nach Köln

In Hamburg sagt man Tschüs. An diesem Wochenende steigt zum 28. und letzten Mal das Final Four um den DHB-Pokal in der Hansestadt. Das Traditions-Event wandert nach Köln ab. Handball-Ikone Stefan Kretzschmar, Stammgast der „Mutter aller Final Fours“, bedauert den Abschied aus Hamburg. Ist die Entscheidung der Liga-Bosse die richtige?

Die Vorfreude ist wie immer „riesig“ bei Kretzschmar, der sich Samstag früh auf den Weg in die Elbmetropole macht, um rechtzeitig vor den Halbfinals zwischen dem THW Kiel und Titelverteidiger Lemgo (13.30 Uhr) sowie Liga-Primus Magdeburg und Außenseiter Erlangen (16.10 Uhr) in der Barclays Arena zu sein. Er ist wie immer als TV-Experte am Sky-Mikro im Einsatz. Diesmal ist die Freude jedoch nicht ungetrübt.

Handball: Final Four in Hamburg mit Kiel, Lemgo, Magdeburg, Erlangen

„Es ist schon eine große Portion Wehmut dabei“, bekennt Kretzschmar im Gespräch mit der MOPO. Der 49-Jährige hat das Final Four in Hamburg als Spieler des SC Magdeburg, als Aufsichtsrat mit dem DHfK Leipzig und mehr als ein Jahrzehnt als TV-Experte erlebt, gelebt und auch geliebt.

„Hamburg und das Final Four – das gehörte einfach zusammen. Das ist zu einem geilen Event in einer großartigen Stadt gewachsen, das Maßstäbe gesetzt hat“, sagt der Sportvorstand der Füchse Berlin. „Hamburg wird mir fehlen.“

Stefan Kretzschmar spürt vor letztem Final Four in Hamburg „Wehmut“

Seit 1994 steigt die Pokal-Endrunde in der Hansestadt, anfangs in der Alsterdorfer Sporthalle, seit 2003 in der 13.500 Zuschauer fassenden Arena im Volkspark. Ab 2023 wird das Final Four bis mindestens 2027 in Köln und der dortigen Lanxess-Arena, die knapp 20.000 Plätze bietet, stattfinden. Dort steigt auch jedes Jahr das Final4 der Champions League.

„Ich sehe es nicht als Fehler, das Pokal-Final-Four nach Köln zu verlegen, aber es ist schade“, sagt Kretzschmar und fügt an: „Es muss ja auch nicht jedes Handball-Event in Köln stattfinden.“ Von dem Plan der Liga, die Stadt am Rhein zum neuen deutschen „Handball-Mekka“ zu machen, scheint er nicht begeistert.

Final Four um DHB-Pokal zieht 2023 von Hamburg nach Köln um

Die Beweggründe der Liga kann der frühere Weltklasse-Linksaußen jedoch aus „wirtschaftlicher Sicht nachvollziehen“: deutlich mehr Zuschauerkapazität, dazu eine modernere Arena-Technik. Er selbst befürworte Fortschritt, sagt Kretzschmar, schätze und möge aber auch Tradition. „Qualitativ wird das Final Four auch in Köln ein Top-Event sein, das sich hoffentlich im Sinne unserer Sportart weiterentwickelt und wächst. Aber der Charme von Hamburg wird fehlen.“

Als Spieler hat Kretzschmar viermal hautnah die legendäre Dramatik des Final Four, bei dem Triumph und tiefe Enttäuschung so eng beieinander liegen, miterlebt. „Leider habe ich nie den Pokal gewonnen“, sagt er rückblickend. Dramen hat Kretzschmar dagegen zur Genüge erlebt.

Kretzschmar als Spieler viermal beim Final Four dabei

Bei seiner Final-Four-Premiere 1999 musste er sich mit seinem SC Magdeburg im Halbfinale dem THW Kiel beugen. 2002, bei der letzten Austragung in Alsterdorf, verlor der SCM das Finale gegen den TBV Lemgo knapp und fühlte sich von den Schiedsrichtern verpfiffen. „Das war sportlich hart damals“, erinnert sich der einstige „Handball-Punk“, der in dem Spiel frühzeitig die Rote Karte gesehen hatte, „unberechtigterweise“, darauf legt er heute noch Wert.

Bitter waren auch die beiden Halbfinal-Knockouts für Kretzschmar und den SCM gegen Gastgeber HSV Hamburg in den Jahren 2004 und 2006 in der neuen Color-Line-Arena, bei denen die Magdeburger nach dramatischen Schlussphasen jeweils mit einem Tor den Kürzeren gezogen hatten. Übrigens hatte Kretzschmar auch 2006 nach einem groben Foul an HSV-Außen Roman Pungartnik die Rote Karte gesehen.

Final Four: Kretzschmar erlebt bittere Niederlagen mit Magdeburg und Highlight mit Leipzig

Ein „Highlight“ war für Kretzschmar hingegen die Final-Four-Teilnahme mit dem DHfK Leipzig 2017, für den er von 2009 bis 2019 als Aufsichtsrat tätig war und den Aufstieg von der fünften Liga bis in die Bundesliga mitgestaltete. „Wir haben als Verein schon zu Fünftliga-Zeiten immer eine Loge beim Final Four gebucht, Partner und Sponsoren eingeladen und davon geträumt, irgendwann einmal sportlich dabei zu sein“, erzählt Kretzschmar. „Als wir es dann tatsächlich geschafft haben, war das großartig und ein emotionales Ding.“ Trotz der knappen Halbfinal-Niederlage gegen Kiel sei es ein unvergesslicher Moment gewesen.

Unvergessliche Momente, legendäre Spiele, verrückte Geschichten hat es viele gegeben in den fast drei Jahrzehnten. Mit dem Endspiel am Sonntag (13.25 Uhr) geht eine Ära zu Ende. Hamburg erlebt das Final Final Four.

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