Erlöserin der deutschen Biathleten: Party mit Gin Tonic und Malle-Schlagern
Die schüchterne Janina Hettich-Walz wird zur unerwarteten Erlöserin der deutschen Biathleten. Der Durchbruch aus der zweiten Reihe in die Weltspitze soll keine Eintagsfliege bleiben.
Janina Hettich-Walz war die Rolle im Rampenlicht sichtlich unangenehm. Beim euphorischen Empfang im Teamhotel Tri Pumpy schlug die unerwartete Erlöserin der deutschen Biathleten die Hände vor dem Gesicht zusammen, schüttelte beim lautstarken „So sehen Sieger aus“ der Kollegen fassungslos den Kopf. Doch für die Feierlichkeiten nach ihrem größten Karriere-Erfolg hatte sie klare Vorstellungen.
Janina Hettich-Walz mit Schlüsselrolle innerhalb des Teams
Zu einer guten Party gehöre „Gin Tonic. Ich weiß nicht, ob hier schon oder erst wenn ich dann zu Hause bin“, erzählte die so zurückhaltende Schwarzwälderin mit breitem Grinsen. Dazu „Party- und Mallorca-Schlager, liebe Grüße an Denise Herrmann-Wick. Es war schön, als sie noch dabei war. Aktuell kommt es in der Gruppe nicht mehr ganz so gut an.“
Nach ihrem Silbercoup konnten ihr die Kolleginnen aber ganz sicher ein paar Ballermann-Hits verzeihen. Die öffentlich unscheinbare Hettich-Walz spielt intern eine Schlüsselrolle. „Die Janina ist eine wichtige Person für unser Team“, schwärmte Sportdirektor Felix Bitterling: „Sie ist jemand, die sich um die jungen Athletinnen kümmert und schaut, dass das passt. Sie hat immer ein Lächeln auf dem Gesicht und Humor dabei.“
Social-Media-Pause tat Hettich-Walz gut
Nie zuvor war die seit September 2022 verheiratete Lauterbacherin auf einem Weltcup-Podest, schaffte erst drei Plätze unter den Top Sechs. „Sie ist keine Athletin, die wie ein Komet nach oben geschossen ist und immer da oben war. Sie hat oft gekämpft“, erklärte Bitterling. Nach wiederholten Rückschritten in den zweitklassigen IBU Cup sei „im fortgeschrittenen Athletenalter nun noch ein Sprung“ gelungen.
Ihr magischer WM-Moment kam nach den Plätzen 35 und 25 in Sprint und Verfolgung aus dem Nichts – und folgte einer ungewöhnlichen Vorbereitung. Nach dem verpatzten Start verordnete sie sich eine mehrtägige Social-Media-Pause. „Ich merke einfach, dass es mir nicht gut tut, die negativen Kommentare zu sehen“, erklärte Hettich-Walz: „Manchmal geht es unter die Gürtellinie und sowas möchte ich nicht durchlesen.“
Gesellschaftsspiele und Glückwünsche: So verbringt die Biathletin ihre Tage
Stattdessen habe sie sich mit „Exit-Spielen“ beschäftigt. Zum Abschalten mag sie „generell sehr gerne Gesellschaftsspiele“, betonte die Athletin des SC Schönwald. Nach „unruhiger Nacht“ gönnte sich die „aufgedrehte“ Schnellschützin am Tag nach dem Einzel-Coup Ruhe. Ein kurzer Spaziergang, ein bisschen Physio und „Nachrichten beantworten“ standen auf dem Plan. „Mein Telefon ist explodiert“, erzählte sie: „Ich genieße diese Situation.“
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Und die Sensation soll keine Eintagsfliege bleiben. „Ich habe mir einen Karrieretraum erfüllt“, sagte Hettich-Walz: „Ich weiß, dass ich es drauf habe.“ Mit diesem neuen Selbstvertrauen will sie zum Dauergast in der Weltspitze werden. (lg/sid)