Eine ist 80, eine im Rollstuhl: Die ungewöhnlichsten Starter beim Ironman auf Hawaii
Während die 58 Profisportlerinnen um Titelverteidigerin Laura Philipp auf Hawaii nach Medaillen und Rekorden jagen, stellen sich auch mehr als 1600 Altersklassenathletinnen der ultimativen Herausforderung über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen. Bei der WM am Samstag (18.25 Uhr MEZ) gehen einige besondere Persönlichkeiten an den Start. Die MOPO stellt die fünf außergewöhnlichsten Starterinnen vor.
Elise Greenwald (USA): Ironman hat ihr das „Leben gerettet“
„Ich kann ohne Zweifel sagen, dass Ironman mein Leben gerettet hat“, schreibt die US-Amerikanerin bei Instagram. Denn sie leidet seit einigen Jahren unter dem POTS-Syndrom. Immer wenn sie aufsteht, besteht die Gefahr, dass sie ohnmächtig wird. Dadurch dass sich ihre Blutgefäße nicht verengen, wird ein Hormon ausgeschüttet, dass die Herzfrequenz in die Höhe treibt. Dies führt zu Schwindel. Doch dank ihrer Leidenschaft für den Triathlon habe sie „die Kontrolle“ über ihr Leben zurückerlangt, betont Greenwald. Die Symptome hätten sich durch das intensive Training gemindert. Und so finishte sie im Juli in Lake Placid ihre erste Langdistanz – und qualifizierte sich auf Anhieb für das Highlight auf Big Island.
Ariana Luterman (USA): Ironman auf sechs Kontinenten
Im Jahr 2023 war an Sport nicht zu denken. Eine rätselhafte Krankheit zwang die US-Amerikanerin über Monate ins Bett, sie konnte weder richtig essen noch aufstehen. Es regierten die Zweifel. Und genau in diesem Moment entschloss sich Luterman zu einem Weltrekord-Versuch. Einfach weil sie einen Traum brauchte, der ihr Hoffnung gibt. Sie wollte die schnellste Gesamtzeit für Langdistanz-Triathlons auf allen sechs Kontinenten hinlegen. Mit diesem Ziel vor Augen ging es gesundheitlich aufwärts, zwischen Oktober 2024 und Oktober 2025 finishte sie die Ironman Kalifornien, Western Australia, Südafrika, Brasilien, Japan und Barcelona. „Ein unmöglicher Traum wurde wahr“, so Luterman, die damit im Guinness Buch der Rekorde steht.
Natalie Grabow (USA): Historisch! Ironman mit 80 Jahren
Die US-Amerikanerin kann Geschichte schreiben. Denn sie könnte mit ihren 80 Jahren die älteste Frau werden, die jemals bei einer Ironman-Weltmeisterschaft das Ziel erreicht. Dafür muss sie die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen in unter 16 Stunden absolvieren. Den Sieg in ihrer Altersklasse 80 bis 84 hätte sie mit Erreichen des Ziels als einzige Teilnehmerin ohnehin sicher. Die Britin Leah Hoole ist als jüngste Starterin übrigens 61 Jahre jünger.
Tamsin Horne (Neuseeland): Ein medizinisches Wunder
Nie mehr könne sie eine lange Strecke laufen, sagten ihr Mediziner. Gerade einmal 15 Jahre war Horne damals alt, als sie eine lebensbedrohliche arteriovenöse Fehlbildung samt Hirnblutung überlebte, dadurch vorübergehend erblindete und mit chronischer Epilepsie sowie Depressionen lebte. Doch Bewegung wurde schließlich ihre Medizin, weckte ihre Lebensfreude wieder, reduzierte ihre Anfälle und führte sie zum Triathlon. Trotz sechs teils schwerer Operationen innerhalb eines Jahres startete die zweifache Mutter Ende 2024 erstmals bei einem Ironman – und schnappte sich nur wenige Monate später bei ihrem zweiten Start gleich das Hawaii-Ticket.
Lin Hinsulu (Taiwan): Vom Rollstuhl zum Ironman
Spätestens als die Taiwanesin beim Everest Marathon die höchste Ziellinie der Welt überquert hatte, schienen ihre Möglichkeiten im Ausdauersport unbegrenzt. Doch dann fand ihre Leidenschaft fast ein jähes Ende. Am 8. April 2022 hatte die Taiwanesin einen schweren Unfall, der ihr erstmal die Mobilität nahm. Über Monate saß sie im Rollstuhl, musste neu lernen zu gehen. Aufgeben war aber nie eine Option. Während ihrer langen Reha fand sie über zarte Sportversuche ihren Mut und Lebenssinn wieder. Als langfristiges Ziel steckte Sie sich einen Start bei einem Ironman – nun steht sie gar bei der WM am Start. (sid/fw)
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