Megan Romano mit Goldmedaille

Megan Romano (USA) ist viermalige Schwimm-Weltmeisterin. Auch sie startet bei den Enhanced Games. Foto: imago/AFLOSPORT

Doping erlaubt! Es geht um Millionen: Dieses Sport-Event sorgt für Empörung

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Klagen gegen Verbände, Werben um Stars und große Worte, wenn einer der Millionen-Prämien-Versuchung erliegt. In weniger als 250 Tagen sollen die ersten Enhanced Games den Aufbruch in eine neue Ära des Sports dokumentieren – so die Macher der Wettkämpfe, bei denen Doping nicht verboten, sondern erlaubt und Mittel zum großen Geldverdienen ist. „Ich denke, das ist die Zukunft des Sports“, sagt die designierte Teilnehmerin Megan Romano, 34 Jahre alte und viermalige Schwimm-Weltmeisterin.

Eine Prognose, die nicht wenige ziemlich erschaudern lässt. Die Welt-Anti-Doping-Agentur verurteilte das Vorhaben bereits als „gefährliches und unverantwortliches“ Konzept. Vor einigen Wochen kündigte Wada-Präsident Witold Banka sogar an, dass man die US-Behörden drängen werde, auf einem legalen Weg die Spiele zu blockieren.

Erster Deutscher bestätigt Teilnahme

Inmitten der Diskussionen um die Enhanced Games hat nun der erste deutsche Sportler seine Teilnahme an den umstrittenen Spielen zugesagt. Und der ehemalige Schwimm-Kurzbahn-Europameister Marius Kusch macht gar keinen Hehl daraus, warum er im Mai kommenden Jahres antreten will.

Fehlende finanzielle Stabilität durch den Sport treibt Marius Kusch zur Teilnahme an den Enhanced Games. imago/GEPA pictures
Marius Kusch während des Aufwärmens.
Fehlende finanzielle Stabilität durch den Sport treibt Marius Kusch zur Teilnahme an den Enhanced Games.

„Schwimmen war mein Leben für viele Jahre“, schrieb der 32-Jährige bei Instagram: „Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe, aber die Wahrheit ist, dass mir der Sport nie die finanzielle Stabilität gegeben hat, um mir eine Zukunft aufzubauen. Die Wirklichkeit war immer eine Herausforderung.“ Er wisse aber, dass seine jetzige Entscheidung eine Debatte entfachen werde.

Schnelles Geld auf Kosten von Kindern

„Die Macher der Enhanced Games wollen vielleicht schnelles Geld verdienen, aber dieser Gewinn geht auf Kosten von Kindern auf der ganzen Welt, die glauben, dass sie Dopingmittel nehmen müssen, um ihre Träume zu verwirklichen“, betonte der Chef der amerikanischen Anti-Doping-Agentur, Travis Tygart. „Ein Wettbewerb, der gezielt auf den Einsatz von Dopingmitteln setzt, ist ethisch und moralisch absolut verwerflich“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Nationalen Anti-Doping-Agentur, Lars Mortsiefer.

Drei Sportarten haben die Macher vorgesehen: Schwimmen, Leichtathletik, Gewichtheben. Und in dem sehr ausgewählten Programm wurde noch weiter ausgesiebt: Über 50 und 100 Meter wird jeweils nur geschwommen, jeweils Freistil und Schmetterling. Bei der Leichtathletik geht’s über 100 Meter sowie 100 und 110 Meter Hürden, im Gewichtheben sollen in drei Kategorien bisher nicht erreichte Kilogramm bewältigt werden.

13 Jahre lang Weltmeister für das gleiche Preisgeld?

Finanziell garniert werden die Wettbewerbe von einem Preisgeld von jeweils 500.000 US-Dollar mit 250.000 für den ersten Platz. Dazu gibt es Antrittsprämien und vor allem verlockende eine Million US-Dollar für bisher nicht gelaufene und geschwommene Zeiten über 100 Meter und 50 Meter Freistil.

Der derzeit gesperrte WM-Zweite Ben Proud (l.) will bei den Enhanced Games antreten - und seine reguläre Karriere dafür beenden. imago/Xinhua
Proud mit gewonnener Silbermedaille.
Der derzeit gesperrte WM-Zweite Ben Proud (l.) will bei den Enhanced Games antreten – und seine reguläre Karriere dafür beenden.

„Das ist finanziell sehr attraktiv, und ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir das egal ist“, sagte jüngst der britische Schwimmer Ben Proud, Zweiter bei den Olympischen Spielen von Paris über 50 Meter, mehrfacher Welt- und Europameister, der BBC: „Ich müsste 13 Jahre lang Weltmeistertitel gewinnen, um das zu verdienen, was ich bei einem einzigen Wettkampf bei den Enhanced Games gewinnen kann.“

Für Bolt zählen nur „saubere“ Läufe

Für 100-Meter-Weltrekordler Usain Bolt wird es keine Rolle spielen, ob jemand an diesem 24. Mai 2026 auf einer der sechs Bahnen in der Resorts World von Las Vegas schneller als 9,58 Sekunden laufen wird. „Keine Sorgen. Ich hatte meine Zeit, jetzt haben andere ihre Chance – aber sie müssen es sauber tun“, wurde der ehemalige Leichtathletik-Superstar im Schweizer „Blick“ nach einer Wohltätigkeits-Gala in Zürich zitiert.

Den Weltrekord hatte er am 16. August 2009 in Berlin aufgestellt. Ihn unterbieten will ihn nun Fred Kerley, Olympia-Zweiter in Tokio und Dritter in Paris sowie dreimaliger Weltmeister, darunter 2022 über die 100 Meter in Eugene.
In Tokio bei der WM fehlte Kerley – er ist vorläufig suspendiert durch die unabhängige Integritätskommission des Leichtathletik-Weltverbandes. Der Grund: ein Verstoß gegen Meldepflichten. Zudem wurde er in diesem Jahr gleich zweimal von der Polizei vorübergehend festgenommen.

Weltrekordhalter Usain Bolt gönnt jüngeren Sportlern ihre Zeit - aber nur bei sauberem Ablauf. imago/PanoramiC
Usain Bolt als Ehrengast bei der Formel 1
Weltrekordhalter Usain Bolt gönnt jüngeren Sportlern ihre Zeit – aber nur bei sauberem Ablauf.

„Freds Entscheidung, bei uns anzutreten, unterstreicht nicht nur unser Ziel, die spannendsten Leichtathletikwettkämpfe überhaupt zu veranstalten, sondern festigt auch die wachsende Attraktivität der Enhanced Games als Zukunft des Spitzensports“, kommentierte der Enhanced-Games-Geschäftsführer Maximilian Martin, gebürtiger Münchner und ehemaliger Investmentbanker.

Führungsriege will „Super-Menschheit“ erschaffen

Andere aus der Führungsriege der Enhanced Games sind der deutsche Milliardär Christian Angermayer, unter anderem Mitgründer eines Biopharma-Unternehmens, und der australische Oxford-Absolvent Aron D’Souza, der sich auf einer Mission sieht, eine „neue Super-Menschheit zu erschaffen“. Er sagte dem Magazin „Cycling Weekly“ auch mal: „Es ist ein klassisches Missverständnis zu sagen, dass leistungssteigernde Medikamente unsicher sind. Das ist Hysterie.“

Und so gehen die Macher der geplanten Enhanced Games auch gegen die vor, die gegen sie vorgehen und reichten laut der Nachrichtenagentur „AP“ bereits eine Kartellklage von 800 Millionen US-Dollar gegen den Schwimm-Weltverband World Aquatics, USA Swimming und die Wada ein.

Vize-Weltmeister tritt vom traditionellen Schwimmen zurück

Die Enhanced-Games-Organisatoren werfen den Kritikern eine illegale Kampagne vor, mit der Athleten zum Boykott der Veranstaltung aufgefordert werden sollten. Der Schwimm-Weltverband etwa hatte zuletzt angekündigt, diejenigen auszuschließen, die an den Enhanced Games teilnehmen würden. Enhanced-Games-Teilnehmer Proud stellte bei seiner Ankündigung daher auch gleich klar: „Ich werde vom traditionellen Schwimmen zurücktreten.“

Bei den vergangenen Schwimm-Weltmeisterschaften hatte Proud noch Silber über 50 Meter Freistil gewonnen. Einzel-Weltrekorde hatte es in Singapur einen gegeben – Leon Marchand über die 200 Meter Lagen. Bei der Leichtathletik-WM, die am Sonntag in Tokio zu Ende ging, hatte Armand Duplantis im Stabhochsprung mit 6,30 Meter für den einzigen Weltrekord gesorgt.

Keine Plattform für Enhanced Games bei Leichtathletik-WM

Über die Enhanced Games wollte Leichtathletik-Weltverbandpräsident Sebastian Coe am Rande der WM nicht sprechen, er will ihnen keine Plattform geben und verweist zudem auf lukrative Prämien, die es bei der Leichtathletik zu gewinnen gibt. „In den nächsten vier Jahren werden wir rund 50 Millionen Dollar für Preisgelder ausgeben“, sagte Coe.

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„Sauberer Sport ist sehr wichtig, denn es geht in erster Linie nicht um die Leistung, sondern um den Menschen“, betonte Deutschlands WM-Routinier Christopher Linke, zuletzt Zehnter im Gehen über 20 Kilometer, angesprochen auf die angekündigte Teilnahme von Kerley. „Das ist ein schwieriges Thema. Wenn ein Athlet gerade gesperrt ist, ist es zwar die einzige Möglichkeit, die er für einen Start hat. Aber es ist das falsche Zeichen.“ (dpa/sd)

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