Judoka Miriam Butkereit jubelt bei Olympia

Judoka Miriam Butkereit will nach ihrem Erfolg bei Olympia auch bei der WM jubeln. Foto: WITTERS

„Da war viel Leere“: Hamburger Olympia-Heldin spricht über mentales Tief

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Mit dem Erfolg steigen die Bekanntheit und Erwartungen. Der Gewinn der olympischen Silbermedaille, das einzige Edelmetall für die deutschen Judokas in Paris, hat dafür gesorgt, dass Miriam Butkereit als Aushängeschild des Verbandes zu den Weltmeisterschaften in Budapest reist – und das natürlich als eine der großen Medaillenhoffnungen. Einen harten Kampf mit sich selbst hat die Athletin aus Glinde schon hinter sich.

An diesem Sonntag geht der Flieger, am Dienstag steht Butkereit dann erstmals auf der Matte, wenn die Frauen in der Klasse bis 70 Kilogramm ihren Auftritt haben. „Die WM hat natürlich einen hohen Stellenwert und ich möchte ganz vorne mitmischen“, stellt die 31-Jährige im Gespräch mit der MOPO klar.

Miriam Butkereit gehört zu den Favoriten der Judo-WM

Butkereit, in Hamburg geboren und in Glinde aufgewachsen, gehört zum Favoritenkreis, was auch mit den Olympischen Sommerspielen in Paris im vergangenen Jahr zu tun hat. Die Judoka gewann Silber, der größte Erfolg ihrer Karriere, durch den sie einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde. Bei der WM in Budapest ist Butkereit die Nummer zwei der Setzliste. Nicht am Start sind Olympiasiegerin Barbara Matic (Kroatien) und die Österreicherin Michaela Polleres, die in Paris Bronze geholt hatte.


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Erhöht das ihre Chancen auf einen Coup? Davon will Butkereit, die bei der EM im April auch aufgrund von Knieproblemen auf Platz sieben landete, nichts wissen. In Budapest seien reichlich Top-Kämpferinnen im Wettbewerb. „Die können alle Judo“, sagt sie lapidar und will kein konkretes Ziel ausrufen: „Es ist oben eng zusammen, da entscheiden Kleinigkeiten. Ich habe Vertrauen in das, was ich mache und wie ich es mache.“

Und sie hat wieder Spaß, Motivation und Feuer. Das alles war zwischenzeitlich verloren gegangen. Nach Olympia war sie in ein Loch gefallen. „Das war definitiv eine schwierige Phase“, erzählt Butkereit, die am Bundesstützpunkt Köln trainiert, dort mit Freund Patrick lebt und für den SV Halle startet. „Ich hatte mich zwei Jahre lang nur auf Olympia vorbereitet, aber nicht auf das, was danach kommt. Da war dann viel Leere. Ich bin sicherlich kein Einzelfall. Das geht vielen Sportlern so.“

Butkereit kämpfte nach Olympia mit mentalen Problemen

Die ersten drei Monate nach Paris habe sie „gar kein Judo gemacht“, berichtet Butkereit. „Ich war vielleicht dreimal in der Halle, aber das war eigentlich Alibi.“ Es fühlte sich nicht gut an, brachte keine Erfüllung. Aber langsam kämpfte sie sich aus dem Loch heraus, vor allem über mentales Training, und eroberte sich Stück für Stück den Spaß an ihrem Sport zurück.

Es hat auch Zeit gebraucht, Frieden zu machen mit dem olympischen Finale, das sie durch eine frühe Unachtsamkeit und Punktwertung gegen sich verloren und deshalb anschließend bittere Tränen geweint hatte. „Ich bin grundsätzlich stolz auf meine Silbermedaille, aber es gibt immer wieder ,Was-wäre-wenn‘-Momente bei mir“, gibt die Kämpferin zu.

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Ob es noch ein zweites Mal Olympia gibt, 2028 in Los Angeles, mit dann 34 Jahren? „Das ist auf jeden Fall eine Möglichkeit“, sagt Butkereit, „aber darüber mache ich mir noch keine konkreten Gedanken. Da habe ich noch ein Jahr Zeit.“ Die nacholympische Saison ist eine, in der der Druck geringer und der Resultats-Zwang nicht so gnadenlos ist. „Ich genieße es gerade, Luft zum Atmen zu haben, Spaß am Judo zu spüren und wieder etwas mehr Leichtigkeit“, beschreibt Butkereit das Gefühl. Vielleicht ist das in Kombination mit ihrem enormen Ehrgeiz eine gute Mischung, um bei der WM bestmöglich abliefern zu können.

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