„Beule am Bein“: Zverev droht nach US-Open-Aus längere Pause
Der neue Tag in New York war angebrochen, der nächste Grand-Slam-Traum brutal zerstört, und Alexander Zverev musste zerknirscht zugeben, dass er sich geirrt hatte. „Mein Körper lässt mich momentan etwas im Stich“, sagte er nach dem ernüchternden US-Open-Aus gegen Carlos Alcaraz traurig.
Eine „Beule am Bein“, möglicherweise ein Riss in der Muskulatur des linken Oberschenkels, ließ Zverev ratlos zurück. Noch zwei Tage zuvor hatte er sich „wirklich zurück“ gewähnt, wieder stark und zu Großtaten bereit. Nun der Rückschlag mit Folgen.
Aus gegen Alcaraz im Viertelfinale
Früher habe er keine Muskelverletzungen gehabt, keine Probleme mit dem Körper, sagte der Hamburger. „Ich war ein Spieler, vor dem viele Respekt hatten, wenn es lang wurde.“ Heute, mehr als ein Jahr nach der schweren Knöchelverletzung, die Zverev weit zurückwarf, kann er sich nicht mehr bedingungslos auf seine Physis verlassen.
Das 3:6, 2:6, 4:6 gegen Alcaraz folgte auf den Achtelfinal-Krimi gegen Jannik Sinner, die Strapazen des Fünfsatzdramas standen ihm ins Gesicht geschrieben, die Partie im Arthur-Ashe-Stadion war früh entschieden, Alcaraz musste nicht einmal glänzen.
Zverev: „Ich muss mir Gedanken machen“
„Das Traurige“ dabei sei doch: „Mein Tennis ist wieder da. Wenn alles in Ordnung gewesen wäre, wäre es eine enge Partie geworden“, meinte Zverev. Immerhin habe er doch im ersten Satz zwei Breakchancen gehabt. „Ich war im Match, es hätte in meine Richtung laufen können“, haderte er. Allerdings spielte Alcaraz zu diesem Zeitpunkt unter seinem Niveau, verschlug fahrig Vorhände, war aber da, wenn es wichtig wurde. Der Spanier bleibt auf Kurs Titelverteidigung und spielt nun gegen Daniil Medvedev ums Finale, Zverev muss sich dagegen auf eine Zwangspause einstellen.
Ob er in der kommenden Woche zum Davis Cup nach Bosnien-Herzegowina reist, ist fraglich, Untersuchungen nach seiner Rückkehr aus New York sollen Klarheit bringen. Fest steht: Auf den Olympiasieger wartet Arbeit, auch Boris Beckers „Sascha-is-back“-Jubel war verfrüht. „Ich muss mir Gedanken machen“, sagte Zverev nach der bitteren Nightsession, „das ist etwas für die Offseason, um wieder auf das physische Level zu kommen, auf dem ich war.“ Um mehrere Fünfsatz-Schlachten zu überstehen und sich den Traum vom Grand-Slam-Triumph endlich zu erfüllen.
„Ich höre nur auf, wenn ich am Boden liege“
In diesem Jahr war er dazu offensichtlich nicht bereit, schon bei den French Open plagte ihn im Halbfinale eine Verletzung. Auch damals zwickte der linke Oberschenkel, auch damals spielte Zverev gegen Casper Ruud sichtlich angeschlagen weiter. „Ich höre nur auf, wenn ich am Boden liege“, sagte er. Wie 2022, als er Rafael Nadal in dessen Sandplatzreich Roland Garros auf Augenhöhe begegnete und so folgenschwer umknickte. Die Nachwirkungen spürt Zverev noch immer, auch wenn er seit seinem Comeback kontinuierlich Fortschritte macht.
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Immerhin gehört der 26-Jährige ab Montag wieder zu den besten zehn Spielern der Welt, und auch die Qualifikation für das ATP-Saisonfinale in Turin rückt näher. Dafür braucht Zverev allerdings noch einige Punkte bei den bevorstehenden Turnieren in Asien und Europa. Sein Körper sollte ihn bis dahin besser nicht mehr im Stich lassen. (sid/fs)