Karyna Kazlouskaya bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021
  • Karyna Kazlouskaya erreichte bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio Platz vier im Mannschaftswettbewerb.
  • Foto: imago/Xinhua

Belarussischer Olympia-Star wütend: „Das IOC hat uns einfach im Stich gelassen“

Mehr als 100 Spitzensportler aus Belarus haben sich bereits kritisch gegenüber dem eigenen Regime geäußert – und damit ihre sportliche Zukunft aufs Spiel gesetzt. Zu ihnen gehört auch die Bogenschützin Karyna Kazlouskaya, die aufgrund ihrer regimekritischen Positionen nicht mehr Teil des belarussischen Nationalteams ist. Die 22-Jährige gibt auch dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) die Schuld daran. Sie wirft dem IOC Desinteresse für das eigene Schicksal vor.

Ihren Traum, bei den Olympischen Spielen einmal im Bogenschießen an den Start zu gehen, hat sich Kazlouskaya 2021 in Tokio erfüllt. Tatsächlich wich ihre Traumvorstellung weit von der Realität ab – denn weil sich die Belarussin vor den Spielen gegen ihren Präsidenten Alexander Lukaschenko ausgesprochen hatte, lebte sie in ständiger Angst. „Es war eine Menge Stress“, sagte Kazlouskaya der Deutschen Welle. „Ich stand unter der Kontrolle des Nationalen Belarussischen Olympischen Komitees. Es gab eine Menge Dinge, die ich nicht tun durfte.“ Auch ein Beobachter, den die 22-Jährige vom belarussischen Geheimdienst KGB vermutet, begleitete sie die ganze Zeit.

Karyna Kazlouskaya fühlte sich vom IOC im Stich gelassen

Dass das IOC ihr in dieser Phase keine Hilfe war, kann Kazlouskaya nicht verstehen. „Das Gefühl ist da“, antwortete sie auf die Frage, ob sie sich vom IOC im Stich gelassen fühle. Zwei Briefe von ihr an das Komitee mit Hilferufen blieben unbeantwortet. „Sie haben uns, die Menschen, die unter dem Regime leiden, einfach im Stich gelassen“, sagte Kazlouskaya. „Sie haben nichts unternommen.“


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Die Bogenschützin fühlte sich in Belarus nicht mehr sicher, flüchtete vor rund einem Jahr – nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine – ins Exil nach Polen. Seither trainiert Kazlouskaya in dem Nachbarland weiter. „Der Vorsitzende des belarussischen Verbandes übte großen Druck auf mich aus“, erzählte sie. „Er sagte, ich solle meine politische Tätigkeit einstellen und still sein. Mir wurde klar, dass es entweder mein letztes Jahr als Sportlerin sein würde oder dass ich das Land verlassen müsste.“

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Die vom Europäischen Rat als „weder frei noch fair“ bezeichnete Wiederwahl Lukaschenkos am 9. August 2020 hatte massive Proteste ausgelöst. Machthaber Lukaschenko ließ sich nach 26 Jahren an der Macht zwar erneut zum Sieger erklären, die Demokratiebewegung des Landes sah allerdings Sviatlana Tsikhanouskaya als wahre Siegerin. Nach der Wahl kam es monatelang zu Massenprotesten mit rund 30.000 Festnahmen, Hunderten Verletzten und zahlreichen Toten.

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