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  • Glückliche Towers: In einer Woche bezwangen sie erst Alba Berlin, dann Bayern München.
  • Foto: imago images/Manngold

Siege gegen Berlin und München: Hamburg Towers verzaubern Basketball-Deutschland

Vom Aufsteiger zum Fast-Absteiger. Vom Liga-Schreck – zum Spitzenteam-Killer! „Unglaublich“, fand nicht nur Boss Marvin Willoughby, was die Hamburg Towers vergangene Woche geleistet haben. Erst gegen Alba Berlin, nun auch gegen Bayern München (91:86 nach Verlängerung). Fünf Siege in Serie, zwei Meister weggeputzt, sechster Tabellen-Platz, Playoffs so gut wie sicher – wo kann das noch hinführen?

„Sie haben sehr gut gespielt und wichtige Dreier getroffen“, analysierte ein ungewohnt ruhiger Bayern-Coach Andrea Trinchieri. Während der Partie hatte der Italiener getobt. „Wir haben gedacht, herzukommen und hart zu spielen, würde ausreichen. Am Ende ging es um Details. Glückwunsch an die Towers für diesen Sieg.“ Große Worte von einem der besten Trainer Europas.

Siegerfaust! Towers-Trainer Pedro Calles beim Spiel gegen die Bayern.

Siegerfaust! Towers-Trainer Pedro Calles beim Spiel gegen die Bayern.

Foto:

WITTERS

Basketball: Hamburg Towers besiegen auch Bayern München

Das wirklich Faszinierende ist, dass es keine glücklichen Towers-Siege waren. Es waren Partien auf Augenhöhe, in denen die Hamburger nicht so wirkten, als wären sie die Underdogs gegen die Übermächte – sondern als wären sie das Team, das geschlagen werden muss.

Die Türme spielten auch gegen Bayern in der Offensive mit sehr viel Bedacht, ließen den Ball laufen und wählten nicht immer gleich die erste gute Optionen, sondern warteten auf die bessere. Dazu trafen sie viel effizienter von der Dreierlinie, weil sie auch dort geduldig blieben. Gegen Bayern fanden zehn von 17 Dreiern ihr Ziel (58 Prozent).

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Aber: Der Motor des Towers-Spiel ist und bleibt die Defensive. Wie eine Walze plätteten sie die Bayern, machten es den Süddeutschen bei jedem Angriff extrem schwer. Münchens Center Leon Radosevic sagte: „Mit so viel Kontakt ist es schwer zu spielen. Sie waren wesentlich fokussierter.“ Eine Statistik-Kategorie war besonders beeindruckend: Während die Bayern als Team nur zwei Blocks holten, pflückten die Towers den Gegner 14 Mal ab – ein ungewöhnlich hoher Wert.

Für den Erfolg steht in erster Linie die Mannschaft, die sich nicht in Einzelaktionen – wie es vorher öfter mal der Fall war – verlor, sondern als kollektiv zusammenstand und den Ball demjenigen anvertraute, der in der jeweiligen Situation das heißeste Händchen hatte. Das war mal Jordan Swing (21 Punkte), mal Kameron Taylor oder mal TJ Shorts (beide 18).

Hamburg Towers verzaubern Basketball-Deutschland – Kotsar überragt

Ein ganz großes Spiel zeigte der Große unter den Körben: Maik Kotsar. Im Hinspiel hatte der 24-Jährige aus Estland noch sein schlechtestes Towers-Spiel abgeliefert. Diesmal drehte der Center den Spieß um: 20 Punkte, 14 Rebounds, drei Vorlagen – Garant für den Sieg, vor allem in der Verlängerung. „Es war ein hart umkämpftes Spiel, wir haben alle unser Bestes gegeben“, so Kotsar.

Und hinter dem Erfolg steht ein stets akkurat gekleideter, besonnener und nüchterner Spanier: Towers-Trainer Pedro Calles (37), der es geschafft hat, eine Mannschaft zu formen, der spätestens nach den letzten fünf Siegen wirklich alles zuzutrauen ist – auch in den Playoffs. „Uns hatte zuletzt die Konstanz gefehlt“, sagte Calles. „Gegen Alba und Bayern muss man von Viertel zu Viertel sehen. Hätten wir den Ball öfter hergegeben, wäre das der Knackpunkt gewesen.“ Doch die Towers blieben cool, zeigten sich ballstark, selbstbewusst – und gewannen.

Nach all der berechtigten Euphorie der vergangenen Woche: Wie sieht jetzt der nächste Schritt aus? Calles: „Wir sind nie zufrieden. Ist man zufrieden, ist dass der erste Schritt zum Versagen. Haben wir uns als Team verbessert? Ja. Haben wir mehr Selbstbewusstsein? Ja. Wir machen also die richtigen Schritte in die richtige Richtung.“

Wo die Reise noch hinführt, ist offen. Basketball-Deutschland ist jedenfalls verzaubert – und gewarnt.

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