• Christian Seifert warnt die Klubs vor Ablehnung von Geisterspielen.
  • Foto: AFP

Seifert wählt dramatische Worte: „Geisterspiele einzige Überlebenschance“

Frankfurt/Main –

Christian Seifert ist ein glänzender Rhetoriker. Aber am Montag, da rang auch der Liga-Chef um Worte. Nach der Krisensitzung der Profiklubs angesichts der Corona-Krise musste der 50-Jährige eingestehen, dass der Fußball in seiner Existenz bedroht ist.

DFL: Bundesliga steht weiter still

Offiziell pausiert die Bundesliga erstmal nur bis zum 2. April. Dabei wurden in vielen Bundesländern Veranstaltungen schon teils bis Ende April verboten. „Der Beschluss bedeutet natürlich nicht, dass wir ab dem 3. April wieder spielen“, sagte Seifert. „Niemand kann derzeit sagen, wann es wieder Profispiele geben wird. Es ist noch viel zu früh, um darüber zu spekulieren, ob am 19. April oder am 26. April oder im Mai oder im Juni gespielt werden kann.“

DFL: Geisterspiele einzige Möglichkeit

Ende März werden sich die Vereine wieder treffen, um erneut zu beraten. Klar ist schon jetzt: Wenn es aus gesundheitlichen Gründen vertretbar sein sollte, den Wettbewerb wieder aufzunehmen, dann wird dies sicherlich ohne Publikum geschehen. „Niemand liebt Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Aber Geisterspiele sind in nächster Zeit die einzige Überlebenschance. Ohne Einnahmen durch die Medien und die Sponsoren geht es eine Weile gut, aber nicht sehr lange. Ich bitte die Fans um Verständnis für diese Überlegungen.“ Dabei gehe es nicht nur um die 22 Spieler, die auf dem Platz stehen, sondern vor allem um 56.000 Arbeitsplätze rund um den Spielbetrieb. „Ja, wir stellen ein Produkt her. Aber es steht mehr auf dem Spiel als ein paar Fußballspiele. Wir kämpfen um diese Jobs und nicht um die Millionen-Gehälter.“

In der „schwierigsten Phase unseres Berufslebens“ sei das Virus der „größte Feind und die Unsicherheit der zweitgrößte Feind“. Man müsse, betonte Seifert deshalb, abwarten – in der Woche ab dem 30. März wollen die Klubs erneut über das weitere Vorgehen beraten. Dabei helfen soll auch der am Montag beschlossene „Notfallparagraf“ helfen, der es den Verantwortlichen ermöglichen soll, Entscheidungen schneller und unkomplizierter zu treffen.

Damit dürfte allen Verantwortlichen, Fans und Spielern klar sein: Wenn diese Saison überhaupt zu Ende gespielt wird, dann vor leeren Rängen. „Wer Geisterspiele ablehnt, der muss sich keine Gedanken mehr machen, ob wir demnächst mit 18 oder 20 Profiklubs spielen, denn dann wird es keine 20 Profiklubs mehr geben“.

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Immer wieder ließ Seifert während seines starken Auftritts durchblicken, wie ungewiss die Zukunft für Klubs, Ligen und die Gesellschaft ist. Versichert ist der Einnahmeausfall nicht: „Wir sind  nicht gegen eine Pandemie abgesichert. Ich kenne aber auch keine Profiliga, die das wäre. Die Situation fühlt sich an wie in einem Science-Fiction-Film, weil sie nicht abzusehen war.“

Szenarien, wie es weitergehen könnte, wollte Seifert nicht aufstellen, er ging aber davon aus, dass eine EM-Verschiebung der Bundesliga neuen zeitlichen Spielraum verschaffen wird. Man sei in Kontakt mit den Behörden und dem Gesundheitsministerium, will mit dem Aufschub vor allem Zeit gewinnen.

Wie lange halten die Klubs durch?

Wegbrechende Millionen-Einnahmen auf der einen Seite, horrende Personal-Kosten auf der anderen: Die deutschen Profiklubs könnten schneller in Existenznot geraten, als es so manchem bewusst wird.

Da bis auf weiteres unklar ist, wie es um die Einnahmeseite bestellt ist, müssen die Klubs versuchen, die Ausgaben zu minimieren.
 Die Bitte um Steuergelder ist zumindest für den Moment keine Option. „Wir haben über das Thema staatliche Hilfen nicht gesprochen. Zunächst müssen wir einen Überblick bekommen: Wer hält wielange ohne Spiele durch?“

Vereine bitten Profis um Gehaltsverzicht

Seifert betonte, es gehe bei den Klubs nicht nur um hochbezahlte Profis. Die aber können ihren Teil zum Überleben der Vereine beitragen. Seifert bekannte, dass es Klubs gebe, die mit ihren Spielern bereits über einen Gehaltsverzicht gesprochen hätten. „Ich weiß, dass es bereits Klubs getan haben“, sagte der DFL-Boss. Namen nennen wollte er nicht, deutete aber an, dass es ohne die Solidarität auch der Profis nicht funktionieren wird. Ob der 1. FC Köln zu diesen Klubs gehört, wollte der Klub auf EXPRESS-Nachfrage nicht beantworten.

Arbeitsverträge sichern Spieler ab

Für die anderen Angestellten würden Instrumente wie Kurzarbeit geprüft, da diese aber auf die Beitragsbemessungsgrenze gedeckelt sind. Juristisch sind den Klubs die Hände gebunden: Die Spieler verfügen über Arbeitsverträge, die einzuhalten sind, ob der Verein nun Einnahmen generiert oder nicht.
  

 Verfolgen Sie hier die Pressekonferenz noch einmal im Liveticker.

15:36 Uhr: Die Pressekonferenz ist beendet. Seifert wünscht allen Erkrankten zum Schluss eine schnelle Genesung: „Lasst uns gemeinsam da durch kommen.“

15:32 Uhr: Darüber, wer Ab- oder Aufsteigt, will sich Seifert derzeit keine Gedanken machen. Stattdessen will sich Seifert mit der Liga an sich beschäftigen. „Wir arbeiten daran, darauf in naher Zukunft Antworten zu finden.“

15:30 Uhr: „Wir werden uns die Rahmenbedingungen sehr genau ansehen. Wir werden uns auch die Lizenzierungsbedingungen ansehen. Wenn es erforderlich ist, müssen wir die Satzungen ändern“, sagt Seifert im Hinblick auf die neue Spielzeit.

15:26 Uhr: „Die Kritik nehme ich total an. Ich wäre als Außenstehender wahrscheinlich zum selben Urteil gekommen“, zeigt Seifert Verständnis für die Kritik an der späten Absage des Spieltags: „Was ich jedoch sagen kann ist, dass wir zu jedem Zeitpunkt versucht haben, stets die bestmögliche Entscheidung zu treffen. Auch am vergangenen Donnerstag waren alle Entscheidungen mit dem Gesundheitsministerium im Einklang getroffen.“

15:24 Uhr: „Jens Spahn war für mich immer dann zu sprechen, wenn es erforderlich war. Das ist keine Selbstverständlichkeit“, bedankt sich Seifert beim Bundesminister für Gesundheit.

15:21 Uhr: „Es steht mehr auf dem Spiel als nur ein paar Fußballspiele“, wird Seifert deutlich.

15:19 Uhr: Seifert erklärt die Situation aus Sicht der Vereine: „Von einigen Klubs weiß ich, dass sie versucht haben, sich gegen eine Pandemie zu versichern. Unsere Versicherung deckt das nicht ab.“ Hingegen gibt es eine Versicherung insbesondere für Heimteams bei Spielausfällen. „Die größten Einnahmen sind Medien- und Zuschauereinnahmen. Wenn Sie die nicht mehr haben, ist es eine Frage der Zeit, wie lange das gut geht. Deshalb sind Geisterspiele die einzige Überlebenschance. Wenn jetzt der ein oder andere sagt „Geisterspiele sind für uns keine Option“, der muss sich keine Gedanken machen, ob die Liga nächste Spielzeit mit 18 oder 20 Klubs spielt. Denn dann wird es nächste Saison keine 20 Klubs mehr geben.“

15:13 Uhr: „Wir ringen alle nach der besten Lösung. Das ist nur nicht so einfach, weil wir nicht wissen, wie es nächste Woche aussieht.“ Eine konkrete Antwort über den Verlauf der Bundesliga-Saison ist damit nicht gegeben. Seifert betont jedoch den Anspruch, die Spielzeit zu Ende spielen zu lassen.

15:12 Uhr: „Es geht für die Bundesliga- und Zweitligaklubs ums Überleben“, stellt Seifert heraus.

15:10 Uhr: Seifert betont erneut, dass die hochbezahlten Profis nicht das Problem seien, sondern die handelnden Personen im Hintergrund Unterstützung bräuchten.

15:08 Uhr: Staatliche Hilfen sind zunächst kein Thema, wie Seifert erklärt. „Wir müssen ein Überblick darüber bekommen, wer wie lange ohne Spiele durchhält.“

15:04 Uhr: Seifert: „Die Eindämmung des Virus hat die absolut höchste Priorität. Wir müssen dennoch weiter gemeinsam an Lösungsmöglichkeiten arbeiten.“

15:03 Uhr: Seifert betont, dass der Fußball kein reines Milliardengeschäft ist und erinnert an die handelnden Personen im Hintergrund. „Damit sind zehntausende Arbeitsplätze in akuter Gefahr.“ 

15:00 Uhr: Seifert erklärt: „Die Mitglieder haben sich darauf verständigt auch den 27. Spieltag auszusetzen. Eine nächste Abstimmung über die mögliche Fortsetzung der Liga, wird ab dem 30. März stattfinden. Alle Klubs entwickeln wirtschaftliche Extremstplanungen und melden diese der DFL.“

14:59 Uhr: Christian Seifert nimmt Platz und erklärt: „Mir ist bewusst, dass es viele Unternehmen gibt, die in schwierigen und auch größeren Problemen stecken.“

14:58 Uhr: Herzlich willkommen zum Liveticker zur Pressekonferenz nach der außerordentlichen Mitgliederversammlung der DFL. 

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