„Schon krass“: Zweitliga-Profi spricht in Skype-Interview über Corona-Quarantäne
Hannover –
Er war der erste deutsche Profi-Fußballer, der sich nachweislich mit dem Coronavirus infiziert hat: Timo Hübers (23) vom Zweitligisten Hannover 96. Jetzt hat der Klub, dessen Mannschaft nach dem zweiten bestätigten Fall von Jannes Horn (23) komplett unter Quarantäne steht, auf seiner Website ein Skype-Interview mit 96TV mit dem erkrankten Fußballer veröffentlicht.
Darin spricht Hübers über den Schock nach der Diagnose, die Zeit in Quarantäne und die Zwangspause in der Zweiten Liga.
Timo Hübers spricht über Corona-Erkrankung
Timo, die wichtigste Frage vorweg: Wie geht es Dir?
Den Umständen entsprechend ganz gut. Heute habe ich leichte Grippe-Symptome, aber nichts, was ich zuvor in meinem Leben noch nicht erlebt habe. Viel schlimmer ist die Langeweile. Bei mir ist es Tag vier von vierzehn – und es ist recht schwer, die Tage rumzubekommen.
Am Mittwoch wurde öffentlich, dass Du positiv auf das Coronavirus getestet wurdest. Wie wurdest Du über die Diagnose informiert?
Ich hatte unserem Mannschaftsarzt berichtet, dass ich mit einer infizierten Person Kontakt hatte. Er hat mich daraufhin sofort nach Hause geschickt – also auch in Absprache mit mir, dass ich gesagt habe, ich fahre sofort nach Hause und schließe mich erstmal ein. Ich habe dann den Test gemacht und dann doch die für mich recht überraschende Diagnose eines positiven Ergebnisses bekommen. Jetzt bin ich hier zu Hause und sitze die Zeit ab.
Welche Gedanken gingen Dir durch den Kopf, als Du von dem positiven Testergebnis gehört hast?
Zunächst war es wirklich sehr surreal für mich. Natürlich hat man über die Medien schon eine Menge von dem Virus mitbekommen, trotzdem wirkte es noch sehr weit weg. Ich hatte nicht wirklich das Gefühl, dass das Virus in Deutschland angekommen ist – und auf einmal befindet man sich selbst mittendrin. Wenn man sich jetzt die Berichterstattung anschaut, sieht man, wie ernst das Thema nun auch in Deutschland ist.
Timo Hübers: „Keinerlei Kontakt zu der Mannschaft“
Am Donnerstag wurde mit Jannes Horn ein weiterer Fall öffentlich. Wie überrascht warst Du, dass es außer Dich noch jemanden von uns getroffen hat?
Sehr überrascht. Seit meiner Infizierung hatte ich keinerlei Kontakt zu der Mannschaft, daher hatte ich vermutet, dass sich kein weiterer Spieler aus unserer Mannschaft infiziert habe. Wenn man sieht, welche Wellen zwei positiv getestete Spieler innerhalb einer Mannschaft schlagen, ist das schon krass.
Nach Dir wurde einen Tag später auch unsere gesamte Mannschaft in häusliche Quarantäne gestellt. Wie genau muss man sich das vorstellen?
Bei mir war es ja so, dass ich bereits vor meiner Diagnose zu Hause geblieben bin, da ich als gewisse Risikoperson eingestuft wurde. Seitdem hocke ich zu Hause. Die Aufgaben meines täglichen Lebens versuche ich an Freunde und Bekannte abzugeben, die nicht unter häuslicher Quarantäne stehen. Jetzt habe ich gerade meinen Einkauf und zwei Pakete hier auf die Fensterbank gestellt bekommen. Es ist ganz viel Improvisation und Geschick gefragt – bisher klappt es super.
Timo Hübers: „Kontakt virtuell aufrechtzuerhalten“
Bis zum 26. März seid Ihr nun noch in Quarantäne – wie versuchst Du, trotzdem das Beste aus der Situation zu machen?
Wir teilen ja momentan alle dasselbe Schicksal: Die Jungs aus der Mannschaft, meine Freunde und Familie, mit denen ich noch Kontakt hatte, stehen jetzt alle in Quarantäne – das heißt, ich weiß, dass ich nicht alleine bin. Ich habe sehr viel Zeit mit FaceTime verbracht, viel versucht, den sozialen Kontakt, den man physisch nun nicht hat, virtuell aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus haben wir alle Trainingspläne bekommen, die wir versuchen, bestmöglich umzusetzen. Es ist für uns alle eine neue und unbekannte Situation, die wir versuchen, so gut es geht zu meistern.
Wie ist der Kontakt innerhalb der Mannschaft?
Ziemlich gut! Die positive Sache an der Quarantäne ist definitiv, dass die Situation zusammenschweißt. Man geht zusammen durch eine ungewöhnliche Situation – ich will nicht sagen schwere Situation, da es deutlich schlimmere im Leben gibt, als zwei Wochen zu Hause zu bleiben.
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Nach und nach werden immer mehr Fälle im Profifußball bekannt und immer mehr Mannschaften in Quarantäne gestellt. Wie verfolgst Du momentan die Entwicklung?
Vor allem durch das ständige Aktualisieren der Kicker-App – ich habe ja genug Zeit (lacht). Es ist schon krass, welche Ausmaße das Virus aktuell annimmt. Ich finde es dennoch sehr richtig. So schön der Fußball auch ist, es gibt wichtigere Sachen im Leben: Vor allem die Gesundheit der Bevölkerung und Gesellschaft. Auch wir als Fußballer müssen unseren Teil dazu beitragen.
Timo Hübers: „Zwangspause ist jetzt ein Rückschlag“
Sportlich gesehen lief es mit zuletzt zwei Siegen ja ziemlich gut für uns. Wie zuversichtlich bist Du, dass wir nach dieser Pause genau dort weitermachen, wo wir aufgehört haben?
Da habe ich eigentlich keine Zweifel dran. Ich denke, wir haben gerade in den letzten beiden Spielen überzeugt, obwohl wir gegen Kiel noch ein paar Probleme hatten. Aber vor allem unser Auswärtssieg in Nürnberg war sehr eindrucksvoll. Klar ist diese Zwangspause jetzt ein Rückschlag für uns, aber damit müssen ja nicht nur wir aktuell leben.
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Was steht jetzt als Nächstes auf Deiner Tagesordnung?
Gute Frage (lacht)! Vielleicht werde ich die Playstation noch einmal anschalten, ein Buch rausholen oder online gegen die anderen Jungs Karten spielen. Da gibt es ja leider eher nicht so viele Möglichkeiten.