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Julius Thole und Clemens Wickler
  • Julius Thole und Clemens Wickler gehen guter Dinge in den olympischen Wettbewerb.
  • Foto: WITTERS

Thole/Wickler: „Tokio wird eine Wundertüte für uns alle“

Ein heißes Duell ist garantiert, wenn Julius Thole und Clemens Wickler am Sonntag im Sand der Beach-Arena im Shiokaze Park von Tokio ihr Olympia-Debüt geben und ein Kindheitstraum in Erfüllung geht. Zwar wird das Thermometer um 20 Uhr Ortszeit (13 Uhr MESZ) unter die 30-Grad-Marke gefallen sein, aber zum Auftakt geht es gleich gegen die Silbermedaillengewinner von 2016. Nicht nur auf dem Court gilt für das Duo aus Hamburg die Devise: cool bleiben!

Die Anspannung steigt, die Vorfreude auch. Thole und Wickler sind bereit – sofern man das nach den vergangenen Monaten sagen kann. Von einer optimalen Vorbereitung waren die beiden so weit entfernt wie die japanische 38-Millionen-Metropole von ihrer Heimatstadt.

Thole/Wickler fahren „ein Stück weit auf Sicht“

Wo sie stehen? Das wissen sie selbst nicht so genau. „Es ist für uns schwer, unser Leistungsniveau einzuschätzen. Wir fahren da ein Stück weit auf Sicht“, sagt 2,06-Meter-Riese Thole vor dem ersten Vorrundenspiel gegen die Italiener Paolo Nicolai/Daniele Lupo im Gespräch mit der MOPO. Zu selten haben sie in den vergangenen Monaten aufgrund von Verletzungen zusammenspielen und sich mit der internationalen Konkurrenz messen können.

Zum Kreis der Topfavoriten zählen die Vizeweltmeister von 2019 nicht, aber das Potenzial ist vorhanden und wenn sie einen Lauf kriegen, dann ist einiges möglich.

Blinddarm-OP und Bänderriss führen zu „Katastrophensaison“

„Tokio wird eine Wundertüte für uns wie für alle“, beschreibt Thole die Ausgangslage. „Vielleicht liegen darin auch Chancen. Wir wollen das Beste rausholen.“

In der Olympia-Vorbereitung haben die Beach Boys vor allem mentale Stärke beweisen müssen. Wickler sprach kürzlich gar von einer „Katastrophensaison“. Erst eine akute Blinddarmentzündung und Notfall-OP bei Wickler im Trainingslager auf Fuerteventura Ende März und ein Monat Pause, kurz darauf ein Bänderriss im Knöchel bei Thole, der ihn rund vier Wochen kostete.

Vorbereitung für Thiole/Wickler alles andere als optimal

„Das war auch mental ein Rückschlag, den ich erst mal verdauen musste“, sagt Block-Spezialist Thole. „Clemens war gerade wieder fit, da knicke ich um. Das war schon frustrierend.“

Die Widrigkeiten stärkten aber auch Kampf- und Teamgeist. „Clemens und ich sind dadurch noch weiter zusammengerückt“, so Thole. „Die Vorbereitung ist alles andere als optimal verlaufen, aber davon lassen wir uns erst recht nicht unterkriegen.“

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Alles geben und so weit wie möglich kommen beim „wichtigsten Wettkampf unserer Karriere“ – das ist die Marschroute. „Es wäre angesichts des Verletzungspechs der letzten Monate unseriös, irgendein konkretes Ziel zu formulieren“, sagt Thole.

Hoffnungsträger sind die Hamburger als einziges deutsches Männer-Team im Beachvolleyball in Tokio dennoch – und mit ihrer lockeren und lustigen Art auch Sympathieträger im Team Germany.

Olympia: Bubble macht Thole/Wickler nichts aus

Eine große Herausforderung wird auch die Zeit zwischen den Spielen sein. „In der Bubble hockt man schon ziemlich aufeinander“, sagt Thole, der sich mit Wickler ein Doppelzimmer teilt. „Zum Glück verstehen wir uns richtig gut, sodass wir uns nicht auf die Nerven gehen werden.“ Das sei ein Vorteil. „Dem einen oder anderen Team könnte die Enge Probleme bereiten.“

Während Wickler zum Zeitvertreib gerne an der Playstation mit Kumpels in Deutschland zockt, favorisiert Thole Kopfarbeit. „Ich habe mir ein dickes Sudoku-Heft besorgt, was ja zu Japan passt“, erzählt er lachend. Das Land finde er spannend „und Sushi esse ich auch sehr gerne“. Wickler hingegen mochte bis vor kurzem gar keinen Fisch, ist dann auf den Geschmack gekommen. An Sushi hat er sich bislang noch nicht „herangetraut“. Tokio wäre eigentlich der perfekte Ort dafür.

Wickler hat sich bisher noch nicht an Sushi herangetraut

Was ihnen bei ihrer Olympia-Premiere am meisten fehlt, sind die Menschen, die ihnen am nächsten sind. „Natürlich ist es brutal schade, dass wir dieses Erlebnis nicht vor Ort mit unseren Familien teilen können“, sagt Thole. „Auch Erlebnisse wie die legendäre Mensa oder Treffen mit anderen Sportlern fallen leider weg oder werden schwierig.“

Was bleibt, ist der enorme sportliche Wert des olympischen Turniers. In Tokio geht es um Form und Flow. Das Flair muss warten. Thole: „Wir werden alles dafür geben, dass es nicht unsere letzten Olympischen Spiele sind!“ Und ihre ersten so erfolgreich wie möglich.

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