Fans mit Regenbogen-Flaggen vor Olympiastadion in Berlin
  • Fans positionieren sich mit Regenbogen-Flaggen vor dem Berliner Olympiastadion. Die „Regenbogen-Debatte“ wird Olympia begleiten.
  • Foto: Sean Gallup/Getty Images

Auch Olympia im Zeichen des Regenbogens?

Die Regenbogen-Diskussion ist für die Sportverbände längst nicht ausgestanden. Von ihnen wird zukünftig eine klare politische Positionierung erwartet – und Olympia ist nicht mehr fern.

Kaum war der Flitzer mit der Regenbogen-Fahne von Ordnern der Münchner EM-Arena niedergerungen, ging der Kampf um die politische Rolle des Sports auf anderer Ebene weiter. Denn nicht nur von den Fußballverbänden wie der UEFA, der noch einmal kräftig die Leviten gelesen wurde, wird zukünftig eine klare politische Positionierung erwartet. Vor allem das Internationale Olympische Komitee (IOC) ist gefordert, denn schon bei den Spielen von Tokio drohen in einem Monat weit mehr Diskussionen auf einer noch viel größeren Bühne.

Kurz vor Olympia: Sportverbände sollen sich klar politisch positionieren

Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich prominente und politische aktive Sportler wie die US-Fußballerin Megan Rapinoe von den angedrohten Strafen des IOC nicht abschrecken lassen werden. Debatten um Themen wie Rassismus und Diskriminierung sind programmiert – das zeigte die zurückliegende Auseinandersetzung um die „Regel 50“ der Olympischen Charta. In ihr ist festgelegt, dass jegliche „politische, religiöse oder rassistische Demonstration oder Propaganda“ bei Olympia nicht gestattet ist.

Zwar will die Athleten-Kommission des IOC am Protest-Verbot auf dem Siegerpodium festhalten, gleichzeitig soll es aber für die Sportler mehr Möglichkeiten zu Meinungsäußerungen geben. So soll es den Athleten gestattet werden, Ausrüstung und Kleidung mit Slogans zu tragen. Zudem wurde die Schaffung eines Bereichs im olympischen Dorf vorgeschlagen, wo für Werte demonstriert werden kann, die im Einklang mit der Olympischen Charta stehen.

Sportausschuss-Vorsitzende Dagmar Freitag begrüßt öffentliche Statements

Doch dabei wird es sicher nicht bleiben. Da die Athleten-Kommission von vielen Kritikern nur als verlängerter Arm der IOC-Chefetage wahrgenommen wird, dürften politische Gesten genau wie kritische Statements via TV live in der ganzen Welt zu sehen sein. Dagmar Freitag würde das begrüßen. „Diese Haltung ist alles andere als zeitgemäß“, sagte die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag zum Protest-Verbot auf dem Podium: „Umso wichtiger ist es, dass sich die Anzahl von Athletenvertretungen, die völlig unabhängig von ihren Dachorganisationen agieren, weltweit erhöht.“

Mit Blick auf den Fußball glaubt auch Thomas Hitzlsperger, dass der unpolitische Sport der Vergangenheit angehört. „Es gibt ja immer wieder die Diskussion, ob man Sport und Politik trennen soll. Ich würde behaupten, dass man die Diskussion nicht mehr zu führen braucht“, sagte der Vorstandsvorsitzende des VfB Stuttgart, der seine Homosexualität bereits vor Jahren öffentlich gemacht hatte, in der ARD.

Hitzlsperger fordert klare Positionierung der Klubs – Ceferin verteidigt UEFA

„Verbände und Klubs müssten sich klar positionieren“, führte Hitzlsperger, der zuvor auch im ZDF aufgetreten war, weiter aus: „Sie müssen die Entwicklung in der Gesellschaft mitgehen und auch vorangehen. Die UEFA hat das unterschätzt, sie hat jetzt viel Arbeit vor sich.“

Zuvor hatte Präsident Aleksander Ceferin die umstrittene Entscheidung der Europäischen Fußball-Union (UEFA) in der Regenbogen-Frage verteidigt. Seine Einlassung, wonach er eine bunte Münchner Arena mit „populistischen Aktionen“ gleichsetzte, warf allerdings neue Fragen auf. Der UEFA wurde zudem Heuchelei vorgeworfen, weil sie durch ihre Nähe zu Autokraten und zwielichtigen Geldgebern selbst gegen ihre Regularien hinsichtlich einer „politisch neutralen Organisation“ verstoße.

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Die Irrtümer der UEFA könnten nach Ansicht Hitzlspergers dennoch etwas Positives bewirken. „Es ist wahrscheinlich ein großer Glücksfall, dass sie Fehler begangen haben“, sagte der 39-Jährige: „Das hat es erst möglich gemacht, dass man tagelang über das Regenbogensymbol gesprochen hat, wofür es steht – und was auf der Welt überhaupt passiert.“ (sid/hoe)

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