Triathlon-Start der Herren

Hier starten die Triathlon-Herren in die Seine. (Foto: IMAGO/Eibner)

Die Seine „schmeckt ganz normal”: Triathleten trotzen dem Pariser Fluss

Der große Schluck trübe Brühe war gar nicht schlimm. Die Seine, sagte die deutsche Triathletin Nina Eim, „schmeckt eigentlich ganz normal. Ich bin optimistisch, dass es uns allen morgen immer noch gut geht.” Die zum Zopf gebundenen Haare waren nach dem Einzel-Wettbewerb der Olympischen Spiele getränkt vom Wasser des Pariser Flusses, der Triathlon-Anzug triefte. Doch von Ekel keine Spur: „Man hat nichts von dreckigem Wasser gemerkt.”

Nach tagelangem Ärger über die Wasserqualität hatten die Ausdauerathleten am Mittwochmorgen als erste den Sprung in das trübe Nass gewagt. Vom Pont Alexandre III kraulten die sechs deutschen Starter und ihre Rivalen bis zum Wechsel auf das Rad entlang des Quai d’Orsay. Die starke Strömung erwies sich dabei als das akuteste Problem.

Triathletin Laura Lindemann: „Wurde in andere reingedrückt“

„Ich wurde rausgedrückt, in andere reingedrückt. Ich bin gefühlt drunter und drüber geschwommen”, sagte Laura Lindemann, die beim Olympiasieg der Französin Cassandre Beaugrand wie in Tokio als Achte beste Deutsche geworden war. Das Schwimmen sei wegen der „besonders und sehr ruppig gewesen”, erzählte Tim Hellwig. Jonas Schomburg sprach von „einer Schlägerei” auf dem Rückweg an Land.

Um vier Uhr in der regenreichen Nacht zu Mittwoch, vier Stunden vor dem Start des Frauenrennens, hatten die Athletinnen und Athleten die für sie erlösende Botschaft erhalten: Die Triathlon-Events finden statt. Die aktuellen Wasserwerte, unter anderem zu den Fäkalien-Bakterien E.Coli, lagen unter den Schwellenwerten. Auf die Notfall-Alternative Duathlon aus Laufen, Radfahren und nochmal Laufen konnte verzichtet werden.

Paris: 1,4 Milliarden Euro zur Seine-Säuberung

Die Seine, als „Toilette von Paris” verschrien, war ja mit viel Geld und großem Aufwand gesäubert worden. 1,4 Milliarden Euro ließ sich der französische Staat sein Prestigeprojekt kosten – und erhielt nach viel Ärger und mehreren Verschiebungen endlich die erhofften Bilder.

Zwei Runden über 750 m drehten die Triathleten in der Seine im Schatten des Eiffelturms. Mit dem Rad und in Laufschuhen passierten sie die Champs-Elysees und andere Sehenswürdigkeiten. Auf der berühmten Brücke Pont Alexandre III spendete IOC-Präsident Thomas Bach erfreut Applaus. „Es war unheimlich laut, es waren unheimlich viele Leute an der Strecke, das habe ich noch nie erlebt”, sagte die neuntplatzierte Lisa Tertsch. Lindemann sprach von einem „coolen” Gefühl, „man wurde über die Strecke getragen.”

Zu einer Medaille wurden die Deutschen nicht getragen. Tertsch und Lindemann waren bei Stürzen auf den nassen und rutschigen Straßen vom Pech verfolgt. Eim auf Rang zwölf hatte schon beim Schwimmen abreißen lassen müssen. Auf abgetrockneter Straße war Hellwig im Männerrennen beim spektakulären Sieg des Briten Alex Yee mit Platz 18 chancenlos, Lasse Lührs und Schomburg landeten auf den Plätzen 21 und 24.

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Die Wettbewerbe der Triathleten waren die ersten, die im Fluss von Paris stattfinden. Auch die Freiwasserschwimmer um Florian Wellbrock und Leonie Beck sollen ihre Wettkämpfe am 8. und 9. August in der Seine austragen. Der Mixed-Wettbewerb der Triathleten ist am 5. August angesetzt. Dann wollen auch die Starter der Deutschen Triathlon Union (DTU) wieder angreifen – vorausgesetzt, der große Schluck der braunen Brühe bleibt folgenlos. (sid/bv)

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