• Sir Stirling Moss galt als besonders fairer Sportsmann.
  • Foto: imago images/Motorsport Images

Oft gewonnen, nie Weltmeister, immer fair: Formel 1 trauert um Sir Stirling Moss

London –

Stirling Moss galt als der beste Formel-1-Fahrer, der nie Weltmeister wurde. Am Ostersonntag verstarb der populäre Brite im Alter von 90 Jahren.

Formel-1-Legende Stirling Moss verstorben

Die Formel 1 trägt Trauer, eine der größten Legenden des Motorsports ist tot: Sir Stirling Craufurd Moss ist am Ostersonntag in seinem Haus in London für immer eingeschlafen. Der Brite, der vielen als der beste Fahrer der Königsklasse galt, der nie Weltmeister wurde, wurde 90 Jahre alt.

„Er starb so, wie er gelebt hat und sah wunderbar aus. Er ist am Ende einfach eingeschlafen. Er hat die Augen geschlossen – und das war’s“, sagte Susie Moss, mit der Stirling Moss seit 1980 verheiratet war, der „Daily Mail“.

Moss‘ Leben endete friedlich, seine Legende ist unsterblich. Viermal war er WM-Zweiter, dreimal Dritter. Auf 16 Grand-Prix-Erfolge konnte der Brite zurückblicken, damit hatte er mehr Rennen gewonnen als 17 der bislang 33 Weltmeister.

Neuer Inhalt

Sir Stirling Moss beim Großen Preis von Deutschland in seinem Lotus (1961).

Foto:

imago images / Motorsport Images

Die Umstände seines Scheiterns waren teils dramatisch, sein Umgang damit sympathisch. 1958 musste der Sohn eines motorsportverrückten Zahnarztes den Titel um einen mickrigen Punkt seinem Landsmann Mike Hawthorn überlassen – weil für ihn der Sportsgeist stets über dem Gewinnen stand.

Sir Stirling Moss: Diskutieren für den Gegner beim Großen Preis von Portugal

Als Hawthorn nach Platz zwei beim Großen Preis von Portugal disqualifiziert wurde, legte Rennsieger Moss bei den Stewards ein gutes Wort für den Kontrahenten ein. „Ich würde das jederzeit wieder tun, weil es fair war“, erklärte Moss, der allerdings nicht nur beim Sammeln von Sympathien erfolgreich war: An 529 Rennen in verschiedensten Klassen nahm er teil, stolze 212-mal ging der Sieg an ihn.

Auch wenn das Rennfahren zu Moss‘ Glanzzeiten ungleich gefährlicher und deutlich weniger ertragreich war als heutzutage, wollte der Gentleman nie mit der modernen Generation tauschen. „Wir hatten einfach viel mehr Spaß“, sagte Moss einmal: „Wenn die Rennflagge fiel, waren wir knallhart und kämpften gegeneinander. Ansonsten waren wir Freunde. Wir haben es fürs Amüsement gemacht.“

Neuer Inhalt

Sir Stirling Moss in seinem Boliden.

Foto:

imago sportfotodienst

Moss gehörte zu den schillerndsten Figuren der Branche. 1967 spielte er sogar in einem James-Bond-Film mit, er war – wie sollte es anders sein – in dem Streifen bei einer Auto-Verfolgungsjagd dabei. Auch dass er nach seinem Sieg bei der Mille Miglia 1955 anschließend seine Freundin Sally Weston ohne Schlaf nach Köln chauffierte, trug nicht unwesentlich zur Legendenbildung bei.

Der dreimal verheiratete Moss suchte und fand wie viele seiner Zeitgenossen das Risiko. Und er hatte das Glück, seine Leidenschaft nicht mit dem Leben bezahlen zu müssen. Im Mai 1963 endete seine Rennfahrer-Karriere auf der verlassenen Rennstrecke von Goodwood. Moss steuerte im Regen einen Lotus. Nach 30 Minuten stieg er langsam aus und schüttelte den Kopf. „Ich reagiere nicht mehr schnell genug“, sagte er mit traurigem Gesichtsausdruck.

Fast auf den Tag genau ein Jahr zuvor war er auf derselben Rundstrecke schwer verunglückt. Fast jeder Knochen seiner rechten Körperseite war gebrochen, zudem erlitt er einen schweren Gehirnschaden. 38 Tage lang war Moss teilweise oder komplett bewusstlos. Er kam durch, fuhr aber nie mehr in der Formel 1.

Hier lesen Sie mehr: Formel-1-Auftakt verzögert sich wegen Corona immer weiter

Auch wenn Stirling Moss bis ins hohe Alter nicht von schnellen Autos lassen konnte, war er der jüngeren Generation vor allem als humorvoller älterer Gentleman bekannt, der „mit seinem Spazierstock herumläuft und sich einfach draufsetzt, wenn er mit dir ein Schwätzchen hält“, sagte der sechsmalige Weltmeister Lewis Hamilton.

Im Fahrerlager sah man Moss zuletzt nicht mehr. Im Dezember 2016 erlitt er eine schwere Brustinfektion, im Januar 2018 erklärte der Sir seinen Rückzug aus der Öffentlichkeit. Zuletzt wurde er von seiner Frau in seinem Haus in London gepflegt. (sid)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp