• Jens Rauschenbach ist selbst mit dem Coronavirus infiziert. Der Präsident des Halleschen FC fordert gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen den sofortigen Abbruch der Saison.
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„Naive Träumereien“: Corona-Krise: Drittligist fordert radikalen Schritt vom DFB

Halle –

Am Montag beraten die 36 Profiklubs der 1. und 2. Bundesliga ab 11.30 Uhr bei der außerordentlichen DFL-Mitgliederversammlung in Frankfurt über das weitere Vorgehen in Zeiten der Coronavirus-Pandemie.

Unterdessen wächst aber auch in der 3. Liga die Kritik am unentschlossenen Handeln der Fußball-Bosse bei DFL und DFB. Letzterer ist für den Spielbetrieb in der dritthöchsten deutschen Klasse verantwortlich.

Der Drittligist Hallescher FC hat sich nun am Sonntag mit einer öffentlichen Erklärung an „alle Mitglieder, Fans, Unterstützer, Sponsoren des Halleschen FC sowie an die Öffentlichkeit“ gewandt. Und diese Erklärung ist eindeutig. Tenor: Stellt den Spielbetrieb ein, beendet die Saison, aber sofort!

Hallescher FC: „Einige haben immer noch nicht verstanden“

In den Diskussionen der vergangenen Tage habe „der finanzielle Aspekt allzu oft im Vordergrund“ gestanden oder aber wurde „als Hauptargument herangezogen“, bemängelt der fünfköpfige Vorstand des HFC in seinem zweiseitigen Schreiben und übt scharfe Kritik: „Einige haben offensichtlich immer noch nicht verstanden, dass es in der jetzigen nie dagewesenen Krise einzig und allein um die Gesundheit unserer Spieler, Mitarbeiter, Fans und deren Familien sowie aller Menschen gehen kann.“ Deshalb hätten „alle anderen Interessen“ nun „dahinter zurückzustehen“.

Die HFC-Vorstandsmitglieder Jens Rauschenbach (selbst mit dem Coronavirus infiziert), Jürgen Fox, Lutz Preußler, Steffen Kluge und Oliver Kühr bezeichnen „naive Träumereien von einer kurzen Unterbrechung der Meisterschaften von zwei Wochen und anschließender Rückkehr zur Normalität“ als „nicht nachvollziehbar und verantwortungslos“.

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HFC: „Es gibt derzeit Wichtigeres als Profifußball!“

Es sei „gesellschaftlich nicht vermittelbar, die Saison einfach fortsetzen zu wollen als wäre nichts geschehen“, in Zeiten, „wo Schulen und Kitas bis Ende April geschlossen und Veranstaltungen aller Art mindestens bis dahin untersagt sind“. Mit diesem Ziel werde auch die „falsche Vorstellung vermittelt, diese globale Krise sei schnell erledigt und dann kehre wieder Routine ein. Es gibt derzeit Wichtigeres als Profifußball!“

Der Verein sei bereits selbst von der „Pandemie mit vielen Infizierten und mit weiteren Todesopfern“ betroffen, die laut Experten erst am Anfang stehe. Deshalb schreibt der Vorstand: „So sehr wir den Fußball lieben und jedes Spiel mit unserem HFC herbeisehnen, in den nächsten Wochen und Monaten haben wir andere Sorgen und Aufgaben.“

Dies müsse nun „auch durch eine konsequente Einstellung des Trainings- und Spielbetriebs für den Rest der Saison im Fußball dokumentiert werden“, fordert der Drittligist. „Wir sehen zum Abbruch der Saison in der 3. Liga keine Alternative.“

Coronavirus: Hallescher FC beschließt Maßnahmenpaket

Deshalb seien das „Hin und Her, diese Salamitaktik, all die Theorien und Eventualitäten“ in den letzten Tagen „zu Recht kritisiert worden.“ Der HFC fordert vom DFB nun „klare Aussagen“ – befürchtet aber zugleich, dass weiterhin „die wirtschaftlichen Interessen Einzelner und reine Vermarktungsfragen das wesentliche Entscheidungskriterium darstellen“ werden.

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Dessen ungeachtet habe der Vorstand bereits „ein konkretes Maßnahmenpaket beschlossen“, das ab Montag konsequent umgesetzt werde: „Da wir mit dem notwendigen Abbruch der Saison und entsprechenden Einnahmeausfällen rechnen, müssen wir mit drastischen Maßnahmen gegensteuern. Die bedeutet, dass alle Tätigkeiten im Verein bis zum Saisonende bzw. für die vom DFB definierte Aussetzung der Saison auf ein Minimum herunterfahren werden. Wir werden, soweit es geht, für alle Mitarbeiter Kurzarbeit anmelden.“

Dabei helfe dem Klub die vom Bundestag beschlossene Erleichterung beim Kurzarbeitergeld. Umso wichtiger sei jedoch nun eine klare Entscheidung des DFB zu einer sofortigen Beendigung der Saison.

Sollten die Funktionäre weiter rumeiern, befürchtet der Drittligist das Schlimmste: „Mit einer ständigen Vertagung der Entscheidung um jeweils zwei Wochen werden wir in den Ruin getrieben, da wir immer mit einer kurzfristigen und schnellen Reaktivierung des gesamten Vereins rechnen müssen“. (red)

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