• Lionel Messi, Superstar des FC Barcelona
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Nach bezahlten Attacken gegen Messi: Sechs Rücktritte: Barça versinkt im Durcheinander

Barcelona/Köln –

Der FC Barcelona versinkt im Chaos. Erst das brisante „Barçagate“, nun der geräuschvolle Rücktritt von sechs Klubdirektoren. Im Mittelpunkt: Der umstrittene Präsident Josep Maria Bartomeu.

Selbst Lionel Messi fand die Entwicklungen seltsam. Eine eigene Agentur, die Barça-Legenden wie Messi, Gerard Pique, Xavi oder Pep Guardiola in den Sozialen Medien attackierte, nur um das Image von Klub-Präsident Josep Maria Bartomeu zu stärken?

Das sogenannte „Barçagate“ hatte beim FC Barcelona zuletzt für reichlich Unruhe gesorgt – nun verdichten sich die Anzeichen, sechs Klubdirektoren traten geräuschvoll von ihren Ämtern zurück und erhoben teils schwere Vorwürfe.

FC Barcelona: Josep Bartomeu soll Millionensumme für Diffamierung gezahlt haben

In einem offenen Brief, der am Karfreitag in der Zeitung La Vanguardia erschien, forderten die beiden Vizepräsidenten Emili Rousaud und Enrique Tombas sowie Silvio Elias, Maria Teixidor, Josep Pont und Jordi Clasamiglia eine vorgezogene Neuwahl und beanstandeten Mängel bei der Aufarbeitung des „Barçagate“.

Josep Bartomeu (1)

Josep Maria Bartomeu, Präsident des FC Barcelona, steht aktuell in einem ganz schlechten Licht.

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Der zunehmend umstrittene Bartomeu, der 2021 nach zwei Amtszeiten als Klub-Boss laut Statuten abtreten muss, soll dem Unternehmen „I3 Ventura“ eine Millionensumme für gezielte Diffamierungen gezahlt haben, um ihn und die Vereinsführung in der Öffentlichkeit zu stärken. Die spanische Zeitung Sport schrieb von einem „Bürgerkrieg“ und bezeichnete das Barcagate als „Zeitbombe“.

Barçagate: Erste Details kamen im Februar ans Licht

Im Februar kamen erste Details ans Licht, Bartomeu kündigte den Vertrag mit I3 Ventura und betonte, dass das Unternehmen ausschließlich Social-Media-Posts überwacht habe. Unabhängige Wirtschaftsprüfer starteten eine interne Untersuchung, die noch andauert.

Laut Sport zahlte Barça für die Dienste an der in Uruguay ansässigen Firma allerdings 980.000 Euro statt der marktüblichen 120.000 bis 150.000 Euro. Zudem sollen die Rechnungen in fünf Tranchen aufgeteilt worden sein, um keine Aufmerksamkeit bei den Kontrollbehörden zu erwecken.

FC Barcelona: Wer hat seine Hand in die Kasse gelegt?

„Wenn die Rechnungsprüfer uns sagen, dass die Kosten für diese Dienstleistungen 100.000 Euro betragen und wir eine Million bezahlt haben, bedeutet das, dass jemand seine Hand in die Kasse gelegt hat. Ich habe keine Beweise, und ich kann nicht sagen wer“, sagte Rousaud dem Radiosender RAC1.

Der Abgang des Vizepräsidenten kam besonders überraschend, ihm wurde eigentlich ein gutes Verhältnis zu Bartomeu nachgesagt. Barça wies die im Brief geäußerten Vorwürfe vehement zurück und kündigte die Einleitung rechtlicher Schritte gegen Rousaud an. „Die strafrechtliche Maßnahme dient der Verteidigung der Ehre des Vereins und seiner Angestellten“, hieß es in der am Montagabend veröffentlichten Mitteilung im Anschluss an eine Vorstandssitzung.

Barçagate: Hohe Wellen auch bei Streit um Gehaltsverzicht

Das Sextett berief sich in seiner Erklärung außerdem auf Dissonanzen im Umgang des Klubs mit der Corona-Krise. So hatten die zähen Verhandlungen mit den Profis um einen Gehaltsverzicht hohe Wellen geschlagen, auch in diesem Punkt fühlten sich die Superstars um Kapitän Messi durch die Vereinsführung in ein schlechtes Licht gerückt.

Rousaud hatte am vergangenen Mittwoch beim Radiosender Cadena Ser noch Unstimmigkeiten in der Barça-Führung durchblicken lassen: „Bartomeu rief mich an und sagte mir, er wolle das Management umbauen, weil er einigen der Direktoren misstraue, mich eingeschlossen.“

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Josep Bartomeu bleibt trotz Barçagate Präsident

Nun kamen ihm die Vorstandsmitglieder zuvor. Bartomeus Position scheint im klubeigenen „Game of Thrones“, wie ein Mitarbeiter die Abläufe hinter den Kulissen bei ESPN bezeichnete, dennoch gefestigt zu sein.

Die restlichen 13 Direktoren stärkten dem Präsidenten offenbar den Rücken, weitere Rücktritte werde es nicht geben. Damit sollte Bartomeu für seine abschließenden 14 Monate als Präsident der Blaugrana fest im Sattel sitzen – trotz aller Scharmützel. (sid)

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