Zoff bei Haas geht weiter! Schumacher: „Er hat mein Rennen zerstört“
Aufs Podium dürfen die besten Drei. Punkte gibt es für die ersten Zehn. Bei Haas ist man von all dem hoffnungslos weit entfernt, Mick Schumacher absolviert seine erste Formel-1-Saison im langsamsten Boliden am Ende des Feldes – und hat trotzdem ziemlich hart zu kämpfen. Denn die Königsklasse bestaunt in diesen Tagen das wohl wildeste Duell, das es je um Platz 19 gegeben hat.
Schumacher gegen Nikita Mazepin, beide 22 Jahre jung – oder auch: Haas gegen Haas. Die beiden Teamkollegen sind auf der Strecke nun wiederholt aneinandergeraten, und der Sohn des Rekordweltmeisters wirkt mittlerweile auch öffentlich zunehmend irritiert angesichts der Gangart des Russen.
Mick Schumacher und Nikita Mazepin geraten auch am Sonntag in Zandvoort aneinander
„Anscheinend hat er sich in den Kopf gesetzt, dass er um jeden Preis vor mir landen will“, sagt Schumacher, „das ist ja grundsätzlich okay. Aber wenn man so aggressiv gegen einen Teamkollegen verteidigt, obwohl es gar nichts zu gewinnen gibt, dann ist das vielleicht doch nicht der richtige Ansatz.“
Am Sonntag in Zandvoort war nämlich schon wieder etwas passiert. Kurz nach Rennbeginn saugte sich Schumacher im Windschatten an Mazepin heran, setzte auf der Zielgeraden zum Überholen an und wäre ziemlich locker vorbeigegangen – wenn Mazepin nicht plötzlich am Lenkrad gedreht hätte.
Schumacher sauer: „Er hat mein Rennen zerstört“
Schumacher musste bei knapp 300 km/h beinahe in die Boxengasse ausweichen, sein Frontflügel wurde beschädigt, „er hat mein Rennen zerstört“, sagte der Deutsche später. Erinnerungen wurden zudem wach an das Rennen in Baku, wo Mazepin an einer noch schnelleren Stelle ganz ähnlich agierte – gesundheitsgefährdend, im Kampf um die hinteren Plätze wohlgemerkt.
„Aus meiner Sicht war das nicht korrekt. Aber es ist eher sein Ding in den Medien rumzuschimpfen als meins. Ich werde das intern ansprechen“, so der 22-Jährige. Er deutete aber auch an, dass nicht nur er Probleme mit dem Russen habe. „Das mit Nikita ist nicht nur mir passiert, sondern mehreren Fahrern auf dem Grid. Sergio Pérez ist auch zu mir gekommen und hat gefragt: Was macht der?“
Formel 1: Auch Ralf Schumacher kritisiert Mazepin
Auch Micks Onkel und Sky-Experte Ralf Schumacher kritisiert die Aktion von Mazepin. „Diese Zuckerei bei diesen Geschwindigkeiten ist einfach lebensgefährlich. Da muss das Team dringend was machen. Nikita muss damit leben – wenn Mick so nah dran ist, muss er ihn durchlassen“, sagte er.
Haas-Teamchef Günther Steiner ist beinahe Woche für Woche gefordert, dieses Duell zu moderieren, und es fällt ihm zunehmend schwer. Naturgemäß hat Mazepin eine ganz andere Wahrnehmung der Lage, das Manöver in Zandvoort sei „hart“ gewesen, „aber so soll es ja auch sein“. Er selbst regte sich zudem ausführlich über eine Aktion Schumachers im Qualifying auf, der Teamrivale soll ihm die vereinbarte Vorfahrt genommen haben.
Schumacher führt im teaminternen Duell gegen Mazepin
Für Steiner ist die Sache kompliziert. Haas betrachtet diese Saison als Übergangsjahr, ab 2022 greifen neue Regeln, mit deutlich verbessertem Auto will man dann angreifen. Eigentlich, so der Plan, sollten die beiden Rookies in diesem Jahr in Ruhe Erfahrungen sammeln. Stattdessen droht die Teamkonstellation nun zu eskalieren, bevor die gemeinsame Arbeit so richtig begonnen hat.
Schumacher ist offensichtlich der Talentiertere der beiden, in den Qualifying- und Renn-Duellen steht es jeweils 11:2 für ihn. Aber auch Mazepin spielt eine wichtige Rolle: Sein Vater Dmitry Mazepin ist mit seinem Unternehmen Titelsponsor des Teams.
Ralf Schumacher: „Geld kann kein Freibrief sein“
Ginge es nach Ralf Schumacher hätte der Russe kein Platz in der Formel 1 verdient. „Das Risiko, das er aufnimmt, passt nicht zu seinem Talent. Er scheint einfach nur überfordert und frustriert. Geld kann kein Freibrief sein, dass man große Schäden verursacht. Günther hat‘s auch nicht immer leicht, aber jetzt muss er mal ran“, so der ehemalige Formel-1-Pilot.
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Steiner beschwichtigt. Gewisse Vorfälle seien „normal bei so jungen Leuten“, auch gebe es nicht „den einen Schuldigen“. Und überhaupt habe er ein solches Problem „lieber in diesem als im kommenden Jahr“. Lieber am Ende des Feldes als mittendrin also. Zuschauer gibt es allerdings jetzt schon mehr als genug. (sid/tha)