Mega-Zoff bei Ferrari – Hamilton sauer: „Macht doch eine Teepause!“
Oscar Piastri hat auch den Großen Preis von Miami gewonnen und seine WM-Führung in der Formel 1 ausgebaut. Bei Ferrari kracht es derweil gewaltig.
Der Dominator der Formel 1 ließ sich feiern und verneigte sich tief vor seiner Crew. Doch die Motorsportfans müssen sich allmählich an einen neuen Namen gewöhnen: Oscar Piastri.
Die Vaterfreuden haben Serienweltmeister Max Verstappen zwar keineswegs langsamer gemacht – doch gegen die McLaren-Power und die Konstanz Piastris sucht der Formel-1-Weltmeister mit seinem Red-Bull-Team weiter nach einem wirksamen Mittel.
Piastri baut WM-Führung aus
Beim nächsten Sieg von Piastri vor seinem Teamkollegen Lando Norris erreichte Polesitter Verstappen trotz zähester Bemühungen nur den vierten Platz und muss in der Fahrer-WM die Papaya-Fahrer allmählich ziehen lassen. Dritter wurde Mercedes-Pilot George Russell.

Piastri stockte sein Konto durch den dritten Sieg in Folge und den vierten der Saison dank einer erneut abgeklärten Vorstellung auf 131 Punkte auf, Miami-Vorjahressieger Norris folgt mit 115 Zählern, Verstappen ist nach dem ersten Saisonviertel Dritter mit 99 Punkten. Im Ziel fehlten dem viermaligen Weltmeister mehr 39 Sekunden auf Piastri.
Hülkenberg nur 14. in Miami
„Ich habe das Rennen gewonnen, das war das Ziel“, sagte Piastri: „Es gibt aber immer noch Punkte, an denen wir arbeiten können. Aber vor zwei Jahren waren wir hier definitiv das langsamste Team, wurden zweimal überrundet. Jetzt sind wir voraus, das ist das Ergebnis harter Arbeit in der Fabrik.“

Nico Hülkenberg pokerte im unterlegenen Sauber auf Regen und blieb lange draußen, der Niederschlag aber blieb aus – und damit auch die Chance auf seltene Punkte für den Routinier. Der Emmericher kam auf Rang 14 ins Ziel. Das Ferrari-Duo Charles Leclerc und Lewis Hamilton erreichte die Plätze sieben und acht, die Scuderia nistet sich im Mittelmaß ein.
Überholärger bei Ferrari
Hamilton war erzürnt – und ließ seinem Frust bei Tempo 300 freien Lauf. „Macht doch eine Teepause, während ihr darüber nachdenkt“, meckerte der Formel-1-Rekordweltmeister sarkastisch im Funk. Dass der Brite seinen offenkundig etwas langsameren Ferrari-Teamkollegen Charles Leclerc beim Großen Preis von Miami zunächst nicht überholen durfte, passte Hamilton so gar nicht: „Das ist kein gutes Teamwork. Das ist alles, was ich sage.“
Wenig später durfte Hamilton dann doch überholen, nachdem er angeführt hatte, er habe Leclerc vor wenigen Wochen in China denselben Gefallen getan. Den Monegassen musste er aber später wieder passieren lassen. Und als er dann hörte, wie klein der Abstand zu Williams-Pilot Carlos Sainz hinter ihm war, schob er frustriert nach: „Wollt ihr, dass ich ihn auch vorbei lasse?“
„Uns fehlt eindeutig eine Menge Tempo“
Dabei ging es mitnichten um einen Podestplatz, geschweige denn den Sieg. „Ferrari versinkt, das Auto wächst nicht. Miami wird als große Enttäuschung für Maranello in Erinnerung bleiben“, urteilte Corriere della Sera aus Italien.
Die Geduldsfäden bei der Scuderia werden offenbar immer dünner, der Traditionsrennstall liegt noch immer weit hinter der Spitze zurück – und droht nun in internen Hierarchiekämpfen versinken. Hamilton jedenfalls will sich „nicht dafür entschuldigen, ein Kämpfer zu sein“, auch wenn er nach dem Rennen auch durchaus relativierende Töne anschlug.
„Ich bin mir sicher, dass einigen Leuten bestimmte Kommentare nicht gefallen haben, aber sie müssen verstehen, dass es frustrierend ist“, meinte Hamilton nach dem Rennen: „Wir sind nicht da, wo wir sein wollen. Uns fehlt eindeutig eine Menge Tempo.“ Leclerc erklärte nüchtern, er wolle keine Schlagzeile liefern und werde die im Weltsignal übertragenen Funksprüche im Rennen „nicht groß kommentieren. Es ist einfach nur so: Als Team müssen wir besser handeln.“
„Hatte gehofft, dass Max als Vater langsamer wird“
Verstappen reiste verspätet nach Miami, erlebte am Samstag ein enttäuschendes Sprintrennen mit Platz 17, eroberte aber nur vier Stunden später die Pole Position für den Grand Prix. Seine Lebensgefährtin Kelly Piquet, Tochter des dreimaligen Weltmeisters Nelson Piquet, hatte in dieser Woche die kleine Lily auf die Welt gebracht.

Sprintsieger Norris sagte daraufhin halb im Scherz: „Ich hatte gehofft, dass Max als Vater langsamer wird. Aber das ist offensichtlich nicht der Fall.“
Grand Prix wurde fast abgesagt
Vor dem Grand Prix ging der Blick der Fahrer eher Richtung Himmel als auf die Strecke. Das Rennen der Frauen-Nachwuchsserie F1 Academy im Rahmenprogramm war zuvor wegen starken Regens abgesagt worden.

Zwei Stunden vor dem Start gab der Automobil-Weltverband FIA ein detailliertes Protokoll heraus, wie im Rennen verfahren würde, sollten sich Gewitterzellen der Strecke nähern. Die Chancen auf heftigen Niederschlag, so die Prognosen der Meteorologen, lagen etwa bei fifty-fifty.
Antonelli Sechster
Verstappen verteidigte seine Führung in der ersten Kurve resolut gegen Norris, der auf Rang sechs zurückfiel und die Fahrweise des Niederländer beklagte. Die Szene wurde überprüft, Verstappen blieb straffrei.
Profiteur des Zweikampfs war der von Platz drei gestartete Andrea Kimi Antonelli – seit Freitag jüngster Pole-Fahrer der Formel-1-Geschichte mit 18 Jahren -, der die zweite Position allerdings nur vier Runden lang gegen Piastri verteidigen konnte. Letztlich wurde der Mercedes-Youngster Sechster.
Verstappen verzockte sich beim Pit-Stop
Der 24-jährige Australier Piastri machte hingegen enorm Druck auf Verstappen, der sich zäh verteidigte. In Runde 14 verbremste sich Verstappen und musste seinen Verfolger allerdings passieren lassen. Drei Runden später presste sich auch Norris am Champion vorbei – Piastri hatte sich da schon acht Sekunden abgesetzt.
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Während weiter gerätselt wurde, ob es noch regnen wird oder nicht, holte sich Verstappen als erster aus dem Spitzentrio bei Rennmitte neue Reifen und hatte Pech, weil wenige Runden später ein virtuelles Safety-Car dafür sorgte, dass auch noch Russell beim Reifenwechsel an ihm vorbeiziehen konnte.
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