„Noch nie erlebt!“ Spielabbruch in Hamburg nach Tritten gegen Schiri-Team
Allzu erfolgreich traten die Fußballer des TSV Neuland in dieser Saison noch nicht gegen den Ball: Mit nur einem Punkt zieren sie das Tabellenende der Hamburger Bezirksliga 2. Dafür trat ein Neuländer Spieler am vergangenen Samstag erst Schiedsrichter Bartu Öncan (Holsatia im Elmshorner MTV) und dann dessen Assistenten Marc-Calvin Prey (Moorreger SV) – woraufhin Öncan die Partie der Neuländer beim FC Teutonia 05 II in der 39. Minute beim Stand von 2:1 für die Hausherren abbrach.
„So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte Jan Redmann (FC Union Tornesch), der zweite Schiedsrichter-Assistent, auf Nachfrage. Der 28-Jährige schilderte die Geschehnisse wie folgt: „Ein Neuländer Spieler forderte einen Elfmeter, der aber keiner war. Während er wegen einer Platzwunde verletzt behandelt wurde, hat er Mullbinden in unsere Richtung geworfen und uns Schiebung vorgeworfen.“ Schließlich zeigte Öncan dem Spieler die Gelb-Rote Karte. „Und danach ist der Spieler dann komplett ausgerastet“, so Redmann, der als Torwart für die 3. Herren von Union Tornesch selbst in der Kreisliga kickt.
Selbst nach dem Spielabbruch beruhigte sich die Situation nicht
Der Neuländer Akteur habe „diverse Beleidigungen ausgesprochen“, ehe er erst Öncan „mit einem Tritt attackierte und mit den Stollen seines Fußballschuhs auf dem Oberschenkel traf“. Als sich Prey schützend vor den Referee stellte, habe auch er vom Spieler „einen Tritt in die Seite bekommen“, so Redmann, der daraufhin „sofort zum Ort des Geschehens lief“. Öncan brach die Begegnung gleich ab – aber es kam noch zu einer weiteren Konfrontation mit dem besagten Spieler: „Als wir in die Kabine gegangen sind, hat er eine halbvolle Plastikflasche auf mich geworfen, mich aber nicht getroffen“, so Redmann.
Uwe Moormann, Trainer der Teutonia-Reserve, schilderte die Geschehnisse nahezu identisch. „Nachdem die Neuländer einen hohen Pass über unsere Abwehr gespielt haben, hat einer ihrer Spieler den Ball über unseren Torwart hinweg gespitzelt, ehe die beiden Akteure zusammengeprallt sind.“ Hierbei blieb Keeper Baciro Darame unverletzt, während der Neuländer eine Platzwunde am Kopf erlitt. „Es gab eine längere Behandlungspause, in der unser Physiotherapeut dem des Gegners geholten hat, die Blutung zu stoppen“, so Moormann. Auch ein Krankenwagen wurde gerufen.
Neuland-Trainer Mahnke: „Mit nichts zu entschuldigen“
Weil sich der Neuländer gleich nach dem Zusammenprall schon vehement darüber beschwert hatte, dass ihm kein Elfmeter zugesprochen wurde, hatte er bereits die Gelbe Karte gesehen. „Obwohl er immer weiter gemeckert hat, ist der Schiedsrichter lange ruhig geblieben“, so Moormann, der deshalb „schon glaubte, dass das Thema geklärt sei“. Als sich der TSV-Spieler dann aber „noch einmal in einem barscheren Ton gegenüber dem Referee äußerte“, so Moormann, habe Öncan die Ampelkarte gezückt. „Und dann kam es leider Gottes zur totalen Eskalation“, so Moormann.
Der Übungsleiter schilderte die Tritte wie folgt: „Erst hat der Spieler frontal mit den Stollen voran den Schiedsrichter getreten, dann mit einem Sidekick den Linienrichter – und er hat beide mit einer gewissen Wucht getroffen.“ Laut Moormann hätten neben seinen Spielern sofort auch einige Zuschauer auf die Tritte reagiert: „Die Schiedsrichter sind abgeschirmt worden, sodass sie sicher zu ihrer Kabine gehen konnten.“ Redmann berichtete, dass Moormann später noch in ihre Kabine kam: „Er hat sich dafür entschuldigt, dass auf Teutonias Platz so etwas passiert ist.“
Von Neuländer Seite gab es dagegen bis einschließlich Montagnachmittag keine Entschuldigung beim Schiedsrichter-Gespann. Gunnar Mahnke, seit dem Sommer TSV-Trainer, erklärte auf Nachfrage: „Ich möchte mich nicht groß zu den Geschehnissen äußern. Nur so viel: Ein Spieler, der zukünftig nicht mehr für uns spielt, hat sich etwas erlaubt, das mit nichts zu entschuldigen ist.“ Allerdings seien laut Mahnke „zuvor auch einige Dinge vorgefallen, die das Ganze so aufflammen ließen“. Der Gegner war daran laut Mahnke schuldlos: „Zwischen den Teutonen und uns gab es keine Probleme.“
Moormann: „Szenen, die es so niemals geben darf“
Gefragt, ob er Kritik an der Spielleitung beziehungsweise den Entscheidungen des Unparteiischen äußern wolle, sagte Mahnke nur: „Kein Kommentar.“ Dagegen attestierte Moormann dem Schiedsrichter-Trio „eine hervorragende Leistung“. Und es sieht so aus, dass der 17-Jährige Öncan, Prey (25) und Redmann diese auch zukünftig als Gespann zeigen werden: „Natürlich ist das, was wir am Samstag erleben mussten, alles andere als schön – aber wir wissen auch, dass so etwas zum Glück nur sehr, sehr selten vorkommt“, erklärte Redmann.
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Für Moormann ereigneten sich auf dem Sportplatz an der Kreuzkirche in Hamburg-Ottensen „Szenen, die auch bei vielen Neuländer Spielern für Entsetzen gesorgt haben und die es so niemals geben darf“. Von einigen Trainerkollegen aus der Bezirksliga 2 hörte der Coach, dass der besagte TSV-Spieler nach einer zweijährigen Sperre gerade erst auf den Platz zurückgekehrt sei. „Ich hoffe, dass er nun vom Sportgericht dauerhaft aus dem Verkehr gezogen wird“, betonte Moormann. Vielleicht wäre dem Spieler ein Wechsel zum Kickboxen zu empfehlen – dort ist es schließlich ausdrücklich erwünscht, andere Menschen zu treten.
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