Löchrig wie ein deutscher Käse: 3:3! DFB-Elf verschenkt Tabellenführung gegen die Schweiz
Offensives Feuerwerk, defensives Chaos und weiter viel Diskussionsbedarf: Die deutsche Nationalelf zeigte beim spektakulären 3:3 (1:2) in der Nations League gegen die Schweiz zwar lange vermisste Zielstrebigkeit, aber eben auch, dass in der Abwehr noch massenhaft Arbeit wartet. Zudem verschenkte die Elf von Jogi Löw die mögliche Tabellenführung, da Spanien sich in der Ukraine blamierte.
Es ging katastrophal los für die mit Viererkette agierenden Hausherren. Schon nach vier Minuten musste Manuel Neuer die Folgen eines Fehlpasses im Aufbau von Serge Gnabry in höchster Not gegen Shaqiri ausbügeln, bei der anschließenden Ecke pennte dann gleich die komplette Defensive, so dass Gavranovic völlig ungestört zur Schweizer Führung einköpfen konnte.
Manuel Neuer kann dem Ball beim frühen 0:1 durch Gavranovic nur hinterher schauen
WITTERS
Nations League: selbst Neuer mit einem Arroganz-Anfall
Und weiter ging’s mit den einfachen Fehlern. Ein Arroganz-Anfall von Neuer, der Seferovic anschoss und so Gavranovic das nächste dicke Ding ermöglichte (16.), hätte um ein Haar das 0:2 bedeutet. Bei solchen Aussetzern war es da wertlos, dass die DFB-Elf die Eidgenossen zunehmend an deren Strafraum festnagelte, zumal dies zunächst keine einzige echte Chance zur Folge hatte. Bis Jubilar Toni Kroos in seinem 100. Länderspiel Timo Werner in Szene setzte, doch der bekam nur eine Rückgabe zustande (25.).
Nations League: Kroos leitet im 100. Länderspiel das 0:2 ein
Wie man es besser macht, zeigten die Gäste. Ballverlust Kroos, die DFB-Elf völlig unsortiert, Freuler mit einem sensationellen Lupfer, 0:2 (26.). Immerhin: Werner verkürzte postwendend nach tollem Solo (29.). Ein Mutmacher. Robin Gosens fehlten nur Zentimeter zum Ausgleich (35.), Kroos traf noch das Außennetz (44.), so dass es mit Rückstand in die Pause ging.
Trauriges Jubiläum: Toni Kroos im 100. Länderspiel nach seinem Fehlpass, der zum 0:2 geführt hat
imago images/Mika Volkmann
Nations League: DFB-Elf nach der Pause mit viel Elan
Aus eben dieser kam die Löw-Elf sehr elanvoll, Kai Havertz visierte aus 14 Metern den Pfosten an (49.) und hatte sechs Minuten später mehr Fortune. Er fing Schärs Querpass ab und vollstreckte cool zum Ausgleich ins lange Eck. Aber was hilft die schönste Offensive, wenn hinten pures Chaos herrscht? Unglaublich, wie billig die Schweizer zur erneuten Führung kamen (Gavranovic, 57.). Nicht minder beachtlich: Die deutsche Antwort, der erneute Ausgleich durch Serge Gnabrys Hackentreffer (59.).
Serge Gnabry nimmt den Ball mit der Hacke und trifft zum 3:3
imago images/Pressefoto Baumann
3:3 gegen die Schweiz: ein irrsinniges Wechselbad
Ein irrsinniges Wechselbad, das danach aber an Wellengang verlor, auch wenn der eingewechselte Julian Draxler noch den Siegtreffer auf dem Fuß hatte (82.). Fazit Kai Havertz: „Wir haben zeitweise guten Fußball gespielt, aber wir müssen erwachsener verteidigen.“ skr
Bundestrainer Joachim Löw sah seine Abwehr löchrig wie ein deutscher Käse
Ralf Ibing /firo Sportphoto
Deutschland in Noten: Neuer 4 – Klostermann 5, Ginter 5 (77. Can), Rüdiger 5, Gosens 5 (58. Halstenberg 4) – Goretzka 3,5, Kimmich 3,5, Kroos 4 – Havertz 2 (77. Draxler), Werner 2, Gnabry 3,5
