Wie konnte es dazu kommen? Die Gründe für die HSV-Bruchlandung
Die Frage, ob man sich um den HSV sorgen müsse, durfte ein halbes Jahr lang recht ansatzlos und zügig unter den Tisch gekehrt werden. Selbst wenn mal ein Spiel danebenging: Beim nächsten Versuch lieferten die Hamburger postwendend wieder ab, sehr zur Beruhigung ihrer Fans. Nach nun vier sieglosen Pflichtspielen in Serie aber stellt sich die Frage nach den Sorgen erneut – und muss nach langer Zeit mal wieder mit Ja beantwortet werden.
Die Frage, ob man sich um den HSV sorgen müsse, durfte ein halbes Jahr lang recht ansatzlos und zügig unter den Tisch gekehrt werden. Selbst wenn mal ein Spiel danebenging: Beim nächsten Versuch lieferten die Hamburger postwendend wieder ab, sehr zur Beruhigung ihrer Fans. Nach nun vier sieglosen Pflichtspielen in Serie aber stellt sich die Frage nach den Sorgen erneut – und muss nach langer Zeit mal wieder mit Ja beantwortet werden.
Mit so einem Aufprall war nicht zu rechnen, niemand sah ihn kommen. Dreieinhalb Wochen ist es her, dass der HSV scheinbar unaufhaltsam in Richtung Bundesliga zu schweben schien, eine Szene stand dafür exemplarisch. Ransford Königsdörffers atemberaubendes Solo, das tief in der Nachspielzeit den 2:1-Erfolg bei Hannover 96 sicherstellte, sorgte am letzten September-Tag für ekstatischen Jubel. Nach dem fünften Sieg in Folge gab es kein Halten mehr, der ganze HSV eine einzige Jubeltraube, ob auf dem Rasen, den Rängen oder vor dem Fernseher.
Sperren und Sieglos-Serie: Der HSV ist in der Krise
Mittlerweile ist es Herbst geworden im Volkspark. Erst das enttäuschende 1:1 gegen Kaiserslautern, gefolgt vom tief ernüchternden 0:3 im Stadtderby, zuletzt das Pokal-Aus in Leipzig (0:4) und der unerwartete Nackenschlag gegen Magdeburg (2:3). Dazu Sperren (Schonlau), Verletzungen (Heyer, Jatta, Glatzel) und Frust-Gefühle, die der HSV lange nicht mehr kannte. Bonjour, HSV-Tristesse. Nur eine der Personalnot geschuldete Phase? Oder etwa doch mehr?
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Zumindest der Selbstreinigungsprozess ist in vollem Gange. Ob nun Trainer Tim Walter, Vorstand Jonas Boldt oder die Profis – jeder verwies nach der Magdeburg-Pleite auf die zunächst mangelnde Einstellung. „Es liegt nicht am Personellen, sondern daran, wie wir das Spiel angegangen sind“, befand etwa Keeper Daniel Heuer Fernandes. „Das darf uns nicht passieren. Wir brauchen wieder die Geilheit, Tore zu machen und Tore zu verhindern.“
HSV-Fans reagieren gegen Magdeburg mit Pfiffen
Fähigkeiten, die der HSV ein halbes Jahr lang automatisiert hatte, genau das macht diese Saisonphase zu einer prekären. Denn Misserfolg sind sie im Volkspark schlichtweg nicht mehr gewohnt. Seit Mitte April, und dem so oft als Wendepunkt zitierten 0:1 aus der Vorsaison in Kiel, ging es eigentlich nur noch bergauf. Walter und seine Profis wurden zum verschworenen Haufen, nach fünf Siegen am Stück galt allein schon das Erreichen der Relegation gegen Hertha (1:0/0:2) als Erfolg. Eine Euphorie, die den HSV auch in der neuen Saison trug. Der Volkspark ist regelmäßig prall gefüllt, der Zuschauerschnitt von 49.869 deutschlandweit gar der sechsthöchste (hinter Dortmund, Bayern, Schalke, Gladbach und Frankfurt).
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Und dennoch: Was sich nicht geändert hat, ist das Anspruchsdenken der Fans. Zwar wird Walter nicht müde, die große, gewachsene Allianz der Zuschauer mit den Profis zu betonen. Dass diese allerdings an ihre Grenzen stößt, wurde gegen Magdeburg deutlich, als beim Stand von 0:1 zur Pause deutlich hörbare Pfiffe ertönten. Erst als die Profis nach dem Anschlusstor zum 1:2 mächtig drückten, nahm die Unterstützung wieder zu. Ein Fingerzeig, dass das von Walter so hochgelobte Band ausdrücklich daran gekoppelt ist, was die Profis ihrem Anhang anbieten. Das dürfte insbesondere in den letzten Heimspielen vor der XXL-Winterpause so bleiben. Dann ist der HSV gegen Regensburg (6. November) und Sandhausen (12. November) klarer Favorit.
HSV-Spiel gegen Paderborn als Chance und Risiko
Erst mal aber müssen Profis und Fans mit zuletzt unbekannten Gefühlen klarkommen. Das anstehende Spitzenspiel in Paderborn ist Chance und Risiko zugleich für den HSV. Nach der vorläufigen Bruchlandung der Himmelsstürmer kann der Auftritt in Ostwestfalen einiges gerade rücken – oder die Situation verschärfen.
Walters klare Tonlage nach dem Magdeburg-Spiel („Wir müssen zu den Basics zurück – was wir spielen, ist nicht unser Anspruch“) dürfte sich im Laufe der Woche drehen. Richtung Spiel wird der Trainer seinen Profis auch öffentlich wieder Mut zusprechen. Dann aber liegt es an ihnen, die Euphorie neu zu entfachen. Ein Hochgefühl, das den Verein sechs Monate lang trug und das er unbedingt mit in die Winterpause nehmen wollte.