„Werden Gespräche einstellen“: Ticket-Zoff eskaliert! HSV-Fans drohen Bossen
Erst in dreieinhalb Wochen steigt das letzte HSV-Heimspiel dieser Saison – doch der mögliche Aufstiegs-Knaller gegen Ulm am 10. Mai sorgt längst für gewaltigen Zündstoff. Viele Fans mokieren sich über die Ticketpreise von bis zu 96 Euro, der HSV hingegen verteidigt seine Preispolitik. Am Dienstagabend nun kam es zum bislang unrühmlichen Höhepunkt des Streits – und der Aufkündigung der Gespräche von Seiten der Fan-Vertreter.
Der Ticket-Zoff im Volkspark eskaliert. Fast zeitgleich veröffentlichten sowohl der Verein als auch die Vertreter des Förderkreises Nordtribüne Statements, um den Stand der Dinge zu bewerten. Die Fan-Vertreter kamen dabei zu einem eindeutigen Schluss-Plädoyer: „Da der bisherige Protest unsererseits keine Veränderung brachte, werden wir die Gespräche mit dem Verein bezüglich dieser Thematik einstellen.“
HSV-Direktor Göbel wandte sich am Dienstag an die Fans
Dabei hatte der HSV zuvor noch in Form eines längeren Interviews mit Cornelius Göbel seine Sicht der Dinge dargestellt. Dabei verteidigte der Direktor Fans, Kultur und Markenidentität den für das Ulm-Spiel erhobenen Top-Zuschlag. „Dahinter steckt ein komplexer Vorgang der Preisfindung, bei der wirtschaftliche Vorgaben ebenso eine Rolle spielen wie der Gegner, der Zeitpunkt des Aufeinandertreffens und auch die anzunehmende Nachfrage“, erklärte Göbel. „Letzte Heimspieltage einer Saison gehören unabhängig vom Gegner meistens zur Kategorie A, also zu den Topspielen.“
Zudem stellte er klar: „Es geht uns als Organisation nicht darum, durch den Einzelkartenverkauf maximalen Profit zu erreichen, sondern über eine gesamte Saison betrachtet Einnahmen zu erzielen, die es letztendlich auch ermöglichen, z. B. Baumaßnahmen zur Verbesserung der Stadionqualität aus Eigenmitteln durchführen zu können, wie wir es zuletzt und auch aktuell bewerkstelligt haben.“

Göbel versprach, auch weiterhin den Dialog mit den Fans suchen zu wollen: „Wir werden auf den Supporters Club und die aktive Fanszene zugehen und in den Austausch treten. Wir prüfen gerade sehr konkrete Maßnahmen, die in die zukünftige Preisgestaltung einfließen sollen. Wir möchten mehr Transparenz bei der Preissetzung und werden auch über Spiele-Kategorisierungen sprechen.“
Die HSV-Fans erheben schwere Vorwürfe gegen den Verein
Fast zeitgleich gab es die Antwort des als Sprachrohr der Fans angesehenen Förderkreises Nordtribüne. „Trotz anhaltendem Austausch mit dem Verein, um die bestehende Situation zu verbessern, ist die Botschaft noch nicht deutlich genug angekommen“, hieß es dort, ehe harte Vorwürfe folgten: „Nach abgeschafften Mitgliederrabatten unter fadenscheinigen Gründen, nahezu nicht vorhandener Ermäßigungsoptionen und absurden Bearbeitungsgebühren bei unliebsamen Print@Home Tickets ist ein Punkt erreicht, an dem wir feststellen mussten, dass der HSV, der sich in der Öffentlichkeit gerne fannah darstellt und von Fans verwendete (Aufkleber-) Motive unter anderem auf Eintrittskarten und dem Mannschaftsbus verwendet, kein ernsthaftes Interesse an sozialverträglichen Eintrittspreisen für Fußballfans hat. Das vom Verein kreierte fannahe Image, lässt daher im Gesamtkontext eher auf eine rein ökonomische Motivation schließen.“
Ein großer Kritikpunkt des Förderkreises: „Immer wieder wird die Preisspirale munter hochgeschraubt. Seien es die gewohnten Preis-Debatten um Derbys, bei sogenannten Topspielen oder auch gewohnt zum Endspurt der Saison: Der HSV zeigt hierbei keinerlei Transparenz mittels Preiskategorien der einzelnen Gegner, wie es viele Vereine vor Saisonstart machen. Hier werden mit dem Produkt Saisonendspurt kurzfristig Preise fernab der Realität eines Zweitligisten ausgerufen.“
Der HSV spielt fast immer vor ausverkauften Heim-Rängen
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass dem Verein die enorme Nachfrage in die Karten spielt. In der Regel sind die Partien kurz nach Vorverkaufsstart ausverkauft. Zum Ende dieser Saison wird der Volkspark an 13 von 17 Spieltagen rappelvoll gewesen sein und der Fan-Rekord des Vorjahres (55.960) auf über 56.000 steigen.
Das aber sieht die „Nordtribüne“ nicht als Argument, um das Preisniveau zu rechtfertigen, sondern verweist auf die Kehrseite der Medaille. Zumindest bei einem Teil der Besucher, „die so viel Geld für den Stadionbesuch zahlen“, entstehe „unterbewusst eine gewisse Erwartungshaltung, dass die Mannschaft in jedem Spiel ein wahres Spektakel liefern und den Gegner abschießen muss. Wehe, die Mannschaft wird diesem nicht gerecht, dann folgen wie gegen Braunschweig Pfiffe. Auch diese Entwicklung wird durch horrende Ticketpreise nur verstärkt.“
Gibt es weitere Gespräche zwischen HSV und den Fans?
Göbel und der Verein aber werden nicht müde, einen weiteren Dialog anzubieten. Der Direktor wünscht sich „einen wesentlich differenzierteren und inhaltlichen Austausch als den, der gerade hinsichtlich der Preisgestaltung öffentlich oder auch in Foren stattfindet“. Er ergänzte: „Wir wollen einen partizipativen Prozess einführen und gegenseitiges Verständnis schaffen. Wenn es uns gelingt, glaubhaft zuzuhören, transparent zu handeln und die Bedürfnisse unserer Fans wirklich ernst zu nehmen, dann leisten wir mehr als Preispolitik. Und wir meinen es ernst.“
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Von Seiten der „Nordtribüne“ waren versöhnliche Töne dieser Art am Dienstag nicht mehr zu vernehmen, stattdessen setzte es eine Drohung: „Unsere Geduld hat Grenzen. Für die Zukunft werden wir das Thema weiter kritisch im Blick behalten und neue Wege bestreiten.“ Was auch immer das heißen soll.
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