HSV-Trainer Merlin Polzin spricht mit Ransford Königsdörffer

Aufbauhilfe: HSV-Trainer Merlin Polzin unternimmt alles, Ransford Königsdörffer zügig wieder in die Spur zu bekommen. Foto: WITTERS

„Wer Ransi kennt…“ HSV-Trainer Polzin tröstet Königsdörffer nach Nizza-Aus

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Der Königsdörffer-Knall und die Folgen. Am Montagabend platzte der angedachte Wechsel des HSV-Stürmers nach Nizza, weil der 23-Jährige den Medizincheck nicht bestand. Im Laufe des Dienstags wird Königsdörffer nach Hamburg zurückkehren – und dann ganz normal in die laufende Vorbereitung der Hamburger eingegliedert. Kein einfaches Unterfangen angesichts der Enttäuschung, die der Profi verkraften muss. Der HSV versucht es mit Streicheleinheiten – ein Restrisiko aber bleibt.

Die etwa 300 Fans, die sich am Dienstag auf den Weg in den Volkspark gemacht hatten, um das Training der Profis zu verfolgen, hielten vergeblich Ausschau nach Königsdörffer. Anders als es der HSV am Abend zuvor auf seiner Homepage verkündet hatte, soll sich der Stürmer doch noch in Frankreich aufgehalten haben und erst im Laufe des Dienstags nach Hamburg zurückreisen. Insbesondere die Frage, in welchem seelischen Zustand Königsdörffer wieder zum Team stoßen wird, sorgt für Rätselraten.

HSV-Profi Königsdörffer fiel in Nizza durch den Medizincheck

Jäh platzte am Montag sein Traum von Nizza, der möglichen Champions-League-Teilnahme und – auch das sei erwähnt – eines gewaltigen Gehaltssprungs. Stattdessen hatten die OGC-Mediziner Bedenken, Königsdörffers Knie könnten den anstehenden Belastungen der kommenden Jahre womöglich nicht standhalten.

Die Vorgeschichte: Bereits in seiner Zeit als Jugendspieler von Hertha BSC litt der Stürmer unter großen Knieproblemen, die 2019 auch sein Ende in der Hauptstadt einläuteten. Beim HSV traten diese Beschwerden innerhalb seiner drei Vertragsjahre zwar niemals gravierend auf. Nizzas Ärzte aber hatten dennoch arge Bedenken.

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Merlin Polzin weiß, wie sich Königsdörffer nach seinem geplatzten Traum fühlt. „Es tut mir leid für ihn, weil der HSV ihm die Möglichkeit geben wollte, sich zu verändern, nachdem er mit dem Wechselwunsch auf uns zugekommen ist“, so der Trainer. „Das hat sich zerschlagen, aber es ist nicht das erste Mal im Fußball, dass sowas passiert.“ Auch Polzin war ob des gescheiterten Deals, der für eine Ablöse von sieben Millionen Euro über die Bühne gehen sollte, überrascht, „weil Ransi in all den Jahren beim HSV wenig Fehltage oder Ausfallzeiten hatte, was seine Problematiken anging“.

HSV-Trainer Polzin nahm schnell Kontakt zu Königsdörffer auf

Polzin nahm bereits am Montag zügig Kontakt zu seinem Stürmer auf, der erwartungsgemäß geknickt wirkte. „Natürlich ist in dem Moment, wenn sowas entschieden wird, erstmal eine Enttäuschung da“, so der Trainer. „Das ist ja auch total menschlich. Auf der anderen Seite ist Ransi ein absoluter Vollprofi, er weiß das einzuordnen und kann mit der Situation umgehen.“

Ransford Königsdörffer wollte zu OGC Nizza wechseln. WITTERS
Ransford Königsdörffer im Testspiel gegen Lyon am Ball
Ransford Königsdörffer wollte zu OGC Nizza wechseln.

Königsdörffer soll dabei sein, wenn der HSV-Tross am Mittwoch ins Trainingslager nach Mallorca abhebt. Polzin ist davon überzeugt, dass der Angreifer die Angelegenheit schnell wegstecken wird: „Wer Ransi kennt, weiß, dass er das Leben so nimmt, wie es kommt. Das ist so ein bisschen eine positive Gelassenheit oder Naivität, wie auch immer man das ausdrücken möchte.“ Und schmunzelnd: „Es ist als Trainer nicht immer einfach, damit umzugehen. Aber wenn ich an die Drucksituationen denke, die wir zum Ende der letzten Saison hatten – da hat er brutal abgeliefert und sich nicht so viele Gedanken gemacht, wie vielleicht der eine oder andere.“

Königsdörffer wurde im Aufstiegs-Finale zum HSV-Trumpf

Königsdörffers Unbekümmertheit soll ihn auch jetzt wieder tragen. Wie im Aufstiegs-Finish, als er bei den entscheidenden Siegen in Darmstadt (4:0) und gegen Ulm (zwei Treffer beim 6:1) knipste und sein Konto auf 14 Saisontreffer schraubte.



Für den gebürtigen Berliner geht es nun darum, mit Volldampf wieder in den Kampf um die Stammplätze einzugreifen und sich gegen seine Konkurrenten Robert Glatzel und Yussuf Poulsen zu behaupten. „Ich freue mich, Ransi wiederzusehen“, sagt Polzin. „Wenn er wieder bei den Jungs ist, wird auch schnell die erste Enttäuschung, die sicherlich da und nachvollziehbar ist, verfliegen.“

Wie steckt Königsdörrfer die Enttäuschung weg?

Und doch bleiben Fragezeichen, wie gut Königsdörffer den geplatzten Wechsel wirklich wegstecken wird. Denn grundsätzlich wurde er durch das Urteil der französischen Ärzte gebrandmarkt. Vereine, die künftig an ihm Interesse zeigen, könnten alarmiert sein. Und: Bereits zum zweiten Mal in seiner Karriere muss der Stürmer eine Enttäuschung dieser Art verkraften – erst bei der Hertha, nun in diesem Transfer-Sommer.

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So oder so dürften die Geschehnisse recht zügig Auswirkungen auf Königsdörffers HSV-Zukunft haben. Grundsätzlich wollten die Bosse den bis Sommer 2026 laufenden Vertrag mit ihm verlängern, ehe der Profi in der Vorwoche von sich aus die Verhandlungen abbrach, um nach Nizza wechseln zu können. Die Gespräche könnten in absehbarer Zeit wieder aufgenommen werden. Unter veränderten Vorzeichen – denn verbessert hat sich allenfalls die Verhandlungsposition der HSV-Bosse.

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