„Ich bin da vorsichtig“: Was die HSV-Bosse bei Transfers vermeiden wollen
Luka Vuskovic, Warmed Omari, Giorgi Gocholeishvili, Nicolai Remberg, Fábio Vieira und Rayan Philippe: Sie alle wussten beim 0:0 in Berlin zu überzeugen. Es machte den Eindruck, dass zumindest diese sechs Zugänge voll angekommen sind beim HSV – und das am fünften Spieltag. Auch Stefan Kuntz ist mit der Schnelligkeit der Integration der Neuen zufrieden, er darf sich deshalb auf die Schultern klopfen. „Dafür bin ich da“, scherzte der Sportvorstand am Montag, ehe er klarstellte: „Mit ‚ich‘ meine ich immer mein Team – nie nur mich selbst als Person, sondern dafür sind wir da.“ Kuntz gab einige neue Einblicke, bremste allerdings auch bei einer Frage.
Der 62-Jährige ist noch nicht dazu bereit, den Hamburger Transfersommer final zu bewerten. Die Leistungen der Neuen gegen den 1. FC Union waren vielversprechend, Kuntz weiß aber, dass die nächste(n) Partie(n) schon wieder ganz andere Urteile mit sich bringen können. „Ich bin da ein bisschen vorsichtiger“, sagt er deshalb. „Ich ziehe ein Fazit erst nach einer halben Saison.“ Für den Moment darf er jedoch positiv zurückblicken auf das Wechselfenster.
Wegen HSV-Profi Vuskovic: Kuntz schlief „nicht richtig gut“
Drunter und drüber ging es vor allem am Deadline Day mit der Doppelverpflichtung von Albert Sambi Lokonga und Fábio Vieira, aber auch schon in den Tagen vor dem 1. September. Wobei man im Fall von Luka Vuskovic eher von Wochen oder gar Monaten sprechen muss, weil sich der anvisierte Leihdeal mit Tottenham so lange zog. „Das mit Vuskovic hatte so eine Romantik“, sagt Kuntz über den schließlich erfolgreichen Transfer, der natürlich wegen Lukas gesperrtem Bruder Mario so emotional daherkam. Die HSV-Bosse kämpften um den 18-jährigen Kroaten, warteten tagelang auf das grüne Licht aus Nordlondon. „Du schläfst nicht unbedingt richtig gut, wenn du weißt, wir brauchen noch einen zentralen Abwehrspieler – es ist aber nicht von dir selbst abhängig, ob der kommt“, beschreibt Kuntz.

Der Vorstand hebt die Arbeit von Sportdirektor Claus Costa hervor, aber auch jene anderer Mitarbeiter. „Sebastian hat hier praktisch gewohnt“, sagt Kuntz über Chefscout Sebastian Dirscherl. Und über den HSV-Justiziar Dr. Philipp Winter: „Am letzten Tag (dem Deadline Day; d. Red.) hat unser Jurist 20 Stunden am Stück gearbeitet, weil er zum Schluss die ganzen Verträge durchlesen muss – und jedes einzelne Wort hinterher Geld kosten kann. Das war echt eine klasse Teamleistung.“
Auch der HSV-Aufsichtsrat habe bei der Zustimmung der Transfers „super mitgespielt“, denn „die Entscheidung war so schnell da, wie wir sie gebraucht haben“, sagt Kuntz, der nach enormen Kraftakten schließlich auch seine Unterschrift unter die Papiere setzen durfte. Bei Vieira geschah das erst um kurz vor 20 Uhr.
„Immer nur Last-minute-Transfers“ sind nicht das HSV-Ziel
Zur Erinnerung: Dass der HSV eine Chance haben würde, den 25-Jährigen samt 20-Millionen-Euro-Kaufoption vom FC Arsenal auszuleihen, zeichnete sich erst wenige Tage vor dem Ende der Wechselperiode ab. „Wenn dann die Tür aufgeht mit Vieira und man sofort auf Scoutingberichte zurückgreifen kann, ist so eine Entscheidung relativ schnell machbar“, erklärt Kuntz, der den ehemaligen portugiesischen U21-Nationalspieler schon aus seiner Zeit als Trainer der deutschen U21 kannte. Jetzt, viele Jahre später, kam Vieira auf den letzten Drücker nach Hamburg – genauso wie der Belgier Sambi Lokonga, „ein Scoutingspieler“, den der HSV schon länger im Visier hatte, wie Kuntz weiß.
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Der Boss darf vorübergehend festhalten, dass sich die späten Bemühungen gelohnt haben. Kuntz stellt aber schon klar: „Das Ziel ist es nicht, immer nur Last-minute-Transfers zu machen – weil das insgesamt an die Substanz geht.“
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