Vuskovic-Prozess: Wie unabhängig ist der Doping-Arzt wirklich? Kritik von Experten
Am Tag nachdem Mario Vuskovic in die Verlängerung geschickt wurde, herrschte noch immer Kopfzerbrechen vor. Nicht nur in Hamburg, bei HSV-Anwalt Philipp Winter, sondern auch in Ludwigsburg und Hannover, wo die von Vuskovic engagierten Juristen Joachim Rain und Rainer Tarek Cherkeh in ihren Kanzleien saßen. Die Frage, die alle umtrieb: Wird der HSV versuchen, gegen die Ernennung des Kanadiers Jean-François Naud als neuen, unabhängigen Gutachter in dem Doping-Verdachtsfall vorzugehen?
Am Tag nachdem Mario Vuskovic in die Verlängerung geschickt wurde, herrschte noch immer Kopfzerbrechen vor. Nicht nur in Hamburg, bei HSV-Anwalt Philipp Winter, sondern auch in Ludwigsburg und Hannover, wo die von Vuskovic engagierten Juristen Joachim Rain und Rainer Tarek Cherkeh in ihren Kanzleien saßen. Die Frage, die alle umtrieb: Wird der HSV versuchen, gegen die Ernennung des Kanadiers Jean-François Naud als neuen, unabhängigen Gutachter in dem Doping-Verdachtsfall vorzugehen?
Nach wie vor ist unklar, ob Vuskovic mit Epo gedopt hat oder nicht. Das DFB-Sportgericht hatte sich nach der zweiten Anhörung dazu entschieden, eine weitere Meinung einzuholen und am 10. März erneut nach Frankfurt zu bitten. Die Wahl des Sachverständigen fiel auf Naud – sehr zum Ärger Vuskovic’ und des HSV. Denn der Kanadier ist beruflich mit Sven Voss verbandelt, dem Leiter des Instituts in Kreischa, der Vuskovics am 16. September entnommenen Urin als Epo-positiv bewertete. Naud und Voss sitzen zusammen in der achtköpfigen „Epo Group“ der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). Ebenso wie die Norwegerin Yvette Dehnes, die für Voss das Zweitgutachten zu Vuskovic erstellte.
Klare berufliche Verflechtungen, die die Frage aufwerfen: Wie unabhängig ist Naud, der seinem Kollegen und dessen Labor mit einer negativen Analyse große Probleme bereiten könnte?
Vuskovic-Gutachter Naud genießt guten Ruf in der Szene
Die MOPO ging der Frage nach, wie eng der Kontakt zwischen den einzelnen Mitgliedern der „WADA Epo Group“ ist und stieß dabei in erster Linie auf Schweigen. Weder in Kreischa wollte man sich dazu äußern, noch in Köln, wo das zweite deutsche NADA-Labor sitzt, das ebenfalls ein Gruppen-Mitglied stellt.
Grundsätzlich genießt Naud international einen guten Ruf, das nationale Institut für wissenschaftliche Forschung in Montréal, dessen Stellvertretender Direktor er seit rund 13 Jahren ist, sogar einen exzellenten. Zwei Jahre lang forschte der Biochemiker zuvor in Deutschland, ab 2007 an der Uni Marburg, später in Würzburg.

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Doping-Experte kritisiert: „Darf nicht aus der Szene kommen“
Berufliche Qualifikationen sind das eine, Verflechtungen das andere. „Ein unabhängiger Gutachter darf niemals direkt aus der Szene kommen“, kritisiert Doping-Experte Fritz Sörgel. „In keinem Bereich ist es üblich, dass man sich selbst untereinander kontrollieren kann. Damit macht sich der DFB am Ende selbst angreifbar.“
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Pikant: Nach MOPO-Informationen sollen Vuskovic’ Anwälte das DFB-Sportgericht bereits vor der zweiten Anhörung schriftlich darum gebeten haben, dass bei der Einbindung eines unabhängigen Gutachters keine beruflichen Verbindungen zur WADA bestehen sollten, damit ein Interessenkonflikt auszuschließen sei. Ein Wunsch, der für die Richter ganz offensichtlich keine Rolle spielte.
Walter ist weiterhin positiv gestimmt
HSV-Trainer Tim Walter wertet es zunächst mal als gutes Zeichen, dass der Fall Vuskovic in die Verlängerung geht. Neun Stunden lang wurde an zwei Anhörungstagen in Frankfurt über Entnahme, Lagerung und Transport der Urin-Probe sowie über die Auswertung gesprochen. „Wenn alles so klar wäre, wie es zu sein scheint, wäre ja schon ein Urteil gefällt”, erklärte Walter. „Das ist es nicht. Von daher gibt es berechtigte Zweifel. Und weiter: „Dass die Sache nochmal in die Verlängerung geht, das wirft ja noch mehr Fragen auf. Da ist also auch nicht alles so professionell, wie man sich das vorstellt …”