• Beim HSV wurde Maxim Choupo-Moting zum Profi. Die Corona-Pause nutzte der PSG-Star nun zu einem langen Abstecher in seine Heimatstadt.
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Trotz Neymar und Paris: Ex-HSV-Stürmer Choupo-Moting: Hamburg bleibt Nummer eins

In seiner Geschichte schwingt immer auch ein wenig die Tragik mit, dass er Hamburg erst verlassen musste, um groß rauszukommen. Maxim Choupo-Moting war gerade 18 Jahre alt, als er 2007 beim HSV zum Profi wurde, Karriere aber machte er woanders. Seit zwei Jahren spielt der Angreifer bei Paris St. Germain, Seite an Seite mit einigen der größten Stars des Weltfußballs. Die in Frankreich noch immer bestehende Corona-Pause nutzt der 31-Jährige nun zu einem langen Besuch in seiner Heimatstadt – und lud die MOPO zum Gespräch.

Er hatte schon so eine Ahnung davon, dass es eng werden könnte, immer das Gleiche. „Seid Ihr schon da“, fragt Choupo-Moting durchs Handy und entschuldigt sich. Er brauche noch ein wenig. Hamburg und Parkplätze, „eine Katastrophe“, man kennt das ja. Doch ein paar Minuten später ist er dann da. „Ich hatte erst überlegt, mit dem Fahrrad zu kommen, aber es soll ja regnen“, sagt er. Aussichten,die seiner guten Laune nichts anhaben können.

PSG-Star Choupo-Moting hielt sich am Elbstrand fit

Er ist zurück in seiner Stadt. Länger schon, seit rund zwei Monaten, seit Corona richtig zuschlug und Frankreichs Liga einen Schlussstrich zog.

Maxim Choupo-Moting beim MOPO-Interview

Gespräch in „Aladins Café“: Maxim Choupo-Moting (r.), Aladin Erbibi (Mitte) und MOPO-Reporter Simon Braasch.

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Schnell gingen die Bilder von Choupo-Motings privaten Trainingseinheiten am Elbstrand viral. Videos vom verlorenen Sohn, der durch die Fußball-Welt zieht, aber seine Wurzeln nicht vergessen hat. Nun sitzt der Angreifer in „Aladins Café“, zwischen Grindelviertel und Schanze, rührt in seinem marokkanischen Tee und lächelt zufrieden. „Ich habe viel gesehen und erlebt“, sagt er. „Aber nirgendwo ist es so schön, wie hier in Hamburg.“

Und trotzdem ging er. Im Sommer 2011 zog es Choupo-Moting hinaus, weil er beim HSV nicht richtig vorankam. War auch nicht leicht. Mladen Petric und Paolo Guerrero spielten im Angriff, dazu der aufstrebende Heung-Min Son. Echte Kaliber. Choupo-Moting aber ging nach Mainz, blieb drei Jahre, dann drei auf Schalke, schließlich eine Saison in England bei Stoke City. Seit zwei Jahren nun Paris St. Germain. Absolute Weltklasse.

„Im Grunde genommen habe ich alle meine Ziele erreichen dürfen“, sagt er. „Ich wollte für Kamerun spielen, um das Land meines Vaters besser kennenlernen zu können. Ich wollte eine WM spielen – es wurden zwei. Und ich wollte mal bei einem absoluten Top-Team spielen, auf allerhöchstem Niveau.“

Thomas Tuchel holte Choupo-Moting 2018 nach Paris

So wie in Paris. Es war ein Wechsel, der für Wirbel sorgte. Mit immerhin schon 29 Jahren stieg Choupo-Moting im Sommer 2018 in den Fußball-Adel auf. Sein früherer Mainzer Trainer Thomas Tuchel brauchte noch einen Stürmer und lockte ihn zu PSG. „Da musste ich dann nicht lange überlegen“, sagt Choupo-Moting. Plötzlich war er mittendrin, zwischen den Besten der Besten. Neymar, Kylian Mbappé, Edinson Cavani. Oder Thiago Silva, Ángel Di María, Gigi Buffon. Und Choupo-Moting.

Choupo-Moting und Neymar

Glitzernde Fußball-Welt: In Paris spielt Choupo-Moting (r.) u.a. zusammen mit Superstar Neymar.

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imago images/PanoramiC

Musste er selbst erst mal verdauen, was da alles auf ihn einprasselte. Der Wechsel war gerade fix, da meldete sich Choupo-Motings alter Spezi Samuel Eto’o aus Kamerun, der wohl größte Spieler, den das afrikanische Land jemals hervorbrachte. Dessen Neffen seien große PSG-Fans und hätten gern Trikots von Neymar, Mbappé und Cavani, das könne er doch sicher organisieren.

Choupo-Moting erfüllte seinem früheren Kapitän aus dem Nationalteam die Wünsche und erhielt im Gegenzug viele gute Ratschläge. „Samuel hat mir in meiner Karriere viel geholfen“, erzählt er. „Auch diesmal hat er mich in Paris besucht und sagte: ,Merk Dir eines, Maxim: Du bist nicht zufällig hier, sondern Du hast es Dir verdient in diesem großen Verein zu spielen.’ Es war schön, das von ihm zu hören.“

In 48 Spielen für Paris traf Choupo-Moting acht Mal

Worte, die halfen. Zwei Jahre später blickt Choupo-Moting auf insgesamt 48 Partien zurück, in denen er acht Treffer für PSG erzielte. Eine Bilanz, mit der es sich leben lässt. „Man darf nicht vergessen, dass die meisten bei uns absolute Weltklasse verkörpern“, sagt Choupo-Moting. „Natürlich hätte ich gern noch öfter gespielt, aber ich war und bin mir meiner Rolle bewusst.“

Und er erlebte sie, die Momente für die Ewigkeit. Als alle Fans im Stadion seinen Namen sangen, wenige Monate nach seiner Ankunft. Choupo-Moting hat das Video auf seinem Smartphone und bekommt leuchtende Augen, als er es sieht.

Kumpel Aladin bedeutet für Choupo-Moting Heimat

Auch Aladin kennt das Video und nickt zufrieden, als es läuft. Der Geschäftsführer des nach ihm benannten Cafés schüttet noch ein wenig Tee nach. Seit 17 Jahren ist er mit Choupo-Moting befreundet, sie lernten sich beim Kicken in der Schanze kennen, wie das in dem Alter eben so ist. „Maxim ist immer bodenständig geblieben“, sagt der Marokkaner. „Es macht keinen Unterschied, ob er früher ein Jugendspieler war oder jetzt mit Weltstars zusammenspielt. Vielleicht ist es die größte Leistung, das hinzubekommen, obwohl du jeden Tag neben Neymar oder Mbappé in der Kabine sitzt.“

Choupo-Moting vor "Aladins Café".

Maxim Choupo-Moting vor seinem Lieblingscafé, gemeinsam mit den Besitzern Aladin Erbibi (l.) und Patricia-Naomi Dillenséger.

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Choupo-Moting lauscht den Worten seines Freundes aufmerksam. Es sind genau diese Momente, die er im Laufe der Jahre oft vermisst hat. Auch deshalb schaut er, wann immer er es kann, in Aladins Café vorbei. „Unsere gemeinsame Geschichte steht sinnbildlich für das, was ich an Hamburg so liebe“, sagt der Fußballer. „Wir sind zwei Jungs aus zwei total verschiedenen Kulturen. Als ich Aladin kennenlernte, war er 14, gerade aus Marokko gekommen und sprach kaum Deutsch. Nun hat er sein eigenes, fantastisches Café und sich damit seinen Traum erfüllt. Das macht mich wirklich wahnsinnig stolz. Und es zeigt: Hier in Hamburg ist alles möglich, die Stadt steht für eine offene Kultur.“

Choupo-Moting über Neymar: „Privat ein wirklich guter Typ“

Zwei Männer, zwei erfüllte Träume. Und reichlich Feste, die sie zusammen feiern. Aladin durfte unten auf dem Rasen mitfeiern, als sein Kumpel im Vorjahr erstmals französischer Meister wurde. Aber wie sind sie denn nun eigentlich so, die Herren Weltstars? Wie ist das mit Neymar, dem extrovertierten Brasilianer? „Privat ist er ein wirklich guter Typ“, sagt Choupo-Moting und bittet um Verständnis für so manche Einlage seines Kollegen. „Er hat es nicht leicht. Jeder Blick ist auf ihn gerichtet, er ist nie unbeobachtet. Sehr viele Menschen wollen nur mit ihm zu tun haben, weil er Neymar ist. Aber wenn man näher mit ihm zu tun hat, ist er wirklich nett. Er lädt auch mal zu sich nach Hause zum Essen ein.“ Dass Neymar auf dem Platz auch mal ein Showman sei, gehöre dazu: „Ganz ehrlich: Das erwarten doch auch alle ein wenig von ihm.“

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Wie lange die beiden noch Seite an Seite in der Kabine sitzen werden, ist offen. Neymar scheint es zurück nach Barcelona zu ziehen. Auch die Gerüchte um Choupo-Moting reißen nicht ab. PSG wolle den auslaufenden Vertrag nicht verlängern, heißt es, der AS Rom oder der FC Turin seien interessiert. Choupo-Moting lächelt. „Es wird immer sehr viel geschrieben“, sagt er und schnappt sich ein paar Tapas. Warten wir doch mal ab. Nur eines sei klar: Ab kommendem Montag wird bei PSG wieder für die Champions League und zwei Pokal-Endspiele trainiert. Sein Flieger nach Paris ist längst gebucht.

Zwei Jahre will Choupo-Moting mindestens noch auf Top-Niveau spielen

Und danach? „Zumindest zwei Jahre kann ich noch auf absolutem Top-Niveau spielen“, sagt Choupo-Moting. Früher oder später aber werde es ihn zurück nach Hamburg ziehen. „Daran besteht kein Zweifel“, erklärt der Vater eines sechs Jahre alten Sohnes. „Meine Frau ist in der Schanze groß geworden, ich in Altona. Das hier ist unser Zuhause. Die Welt ist groß. Aber Hamburg ist das Größte.“ Die Wohnung, die sie zurzeit besitzen, soll später durch ein Haus mit Garten ersetzt werden, „wir brauchen mehr Platz“. Zumal immer mehr Weggefährten Lust auf einen Besuch verspüren: „Thiago Silva habe ich zum Beispiel so viele Bilder dieser Stadt gezeigt, er ist begeistert“, sagt Choupo-Moting. „Ich würde mich freuen, wenn er mal vorbeischaut.“

Da muss Aladin wieder schmunzeln. „Zwei Plätze im Café sind für Euch immer frei“, lässt er wissen und zwinkert seinem Kumpel zu. Marokkanisches Essen für einen Kameruner aus Altona und einen Brasilianer aus Paris. Klingt gut. Und zwei Fahrräder hätte Choupo-Moting gewiss auch in der Garage stehen, dann wäre sogar das Parkplatz-Problem gelöst. Mal sehen was Silva davon hält.

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