• HSV-Trainer Dieter Hecking steht mit seinem Verein davor, alles zu verspielen. Trotzdem kann er sich vorstellen, ein weiteres Jahr zu bleiben.
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Trainer kämpft um Job: Passen Dieter Hecking und der HSV noch zusammen?

Ist das schon seine letzte Woche als Cheftrainer des HSV? Nach dem fatalen Saisonverlauf der vergangenen Wochen und dem Abrutschen auf Rang vier ist auch Dieter Heckings Zukunft in Hamburg ungewiss. Unabhängig vom Ausgang dieser Spielzeit ist es vor allem eine Frage, deren Beantwortung entscheidend sein dürfte: Passen die Philosophie des Vereins und die Wünsche Heckings in Zukunft noch zueinander?

Die Arbeit geht weiter, es ist noch nicht vorbei. Während das Gros der Fans nach dem 1:2 in Heidenheim kaum noch einen Cent auf ein Happy End dieser HSV-Saison setzen würde, arbeitet Hecking daran, genau dieses noch wahrzumachen. 90 Minuten lang schuftete er am Montag mit den Reservisten seines Kaders.

Das Ziel ist klar. Der HSV muss am Sonntag daheim gegen Sandhausen mehr Punkte holen, als Heidenheim zeitgleich in Bielefeld. Dann, und nur dann, würde der Klub doch noch in die Relegation einziehen.

Steigt der HSV nicht auf, endet Heckings Vertrag

Nicht zuletzt für Hecking ein entscheidender Faktor hinsichtlich seiner Zukunft. Denn: Nur im Aufstiegsfall verlängert sich sein Kontrakt automatisch. Die zurzeit realistischere Variante: Der HSV verfehlt sein Ziel. Und dann?

Dieter Hecking

HSV-Trainer Dieter Hecking steht mit seinem Verein davor, alles zu verspielen. Trotzdem kann er sich vorstellen, ein weiteres Jahr zu bleiben.

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Hecking sendete am Montag eindeutige Signale aus. Der Trainer ist gewillt, um seinen Job zu kämpfen, nannte allerdings auch klare Vorgaben. „Von meiner Seite aus spricht nach wie vor nichts dagegen, hier auch in der Zweiten Liga weiterzumachen“, ließ er wissen. „Aber natürlich müssen gewisse Voraussetzungen dann auch in meinem Sinne erfüllt werden. Wenn ich sehe, dass das möglich ist, wäre ich bereit.“

Kaderplanung gilt als Knackpunkt zwischen Hecking und HSV-Bossen

Genau das dürfte der Knackpunkt in der Analyse sein, die zügig nach Ende dieser Saison erfolgen wird. Denn die Philosophie, die Hecking in Sachen Kadergestaltung vorschwebt, unterschied sich bislang recht deutlich von der, die die sportliche Führung des HSV um Sportvorstand Jonas Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel vorantreiben möchte.

Der Trainer wünscht sich dem Vernehmen nach für die Zukunft deutlich mehr Erfahrung im Kader. Spieler, die zum Teil zwar über ihren Zenit hinaus sind, aber die Mannschaft führen können und stabil in ihrer Leistung sind.

HSV: Hecking präferiert erfahrene Profis

Der HSV hingegen präferiert den Weg mit entwicklungsfähigen Spielern, die auch bei einem Aufstieg weiter an der Aufgabe Bundesliga wachsen könnten. Nur: Ist Hecking auch der richtige Trainer, wenn es darum geht, Spieler zu entwickeln?

Die Zahl der Skeptiker innerhalb des Vereins hat diesbezüglich zugenommen. Auch deshalb tauchten schon erste Namen auf, die für eine Hecking-Nachfolge in Frage kommen könnten, wenngleich der HSV noch mit niemandem konkrete Gespräche geführt haben soll.

Mögliche Hecking-Nachfolge: Grammozis und Schreuder sind HSV-Kandidaten, Walter nicht

Ex-HSV-Profi Dimitrios Grammozis (41), der Darmstadt verlässt, wäre bei einer Neubesetzung des Trainerpostens nach MOPO-Informationen definitiv ein Kandidat. Ebenso der zuletzt in Hoffenheim beurlaubte Niederländer Alfred Schreuder (47). Ex-Stuttgart-Coach Tim Walter (44) soll hingegen keine Option sein.

Klar ist ohnehin: Der Ball liegt erstmal bei Hecking. Schafft er noch das Happy End, besitzt er einen Vertrag. Wenn nicht, deutet sich ein anders Szenario an, das der 55-Jährige selbst benennt: „Auch der Verein kann sagen: Dieter, wir machen was anders. Das ist dann Sache des HSV. Aber bis jetzt waren die Signale anders. Es gibt keinen Grund, warum sich das jetzt nach einem Spiel geändert haben sollte.“

Hecking glaubt, dass er beim HSV eine Zukunft haben kann

Doch am Ende könnten es eben genau ein Spiel, ein spätes Gegentor mehr und ein Tabellenplatz sein, die den großen Unterschied ausmachen. Auch auf Hecking bezogen.

Weil sich die Meinungen des Vereins und seines Trainers, wie man sich im Falle eines Scheiterns aufstellen will, um einen neuen Versuch zu unternehmen, zu krass unterscheiden könnten.

Heckings Analyse für diese HSV-Saison steht schon

Hecking betrachtet die Angelegenheit nüchtern. „Es gilt zu ergründen, warum wir unser Ding nicht durchziehen konnten“, lässt er wissen. „Da bin ich in meiner Analyse stichhaltig.“

Der Trainer soll die klare Auffassung vertreten, dass sein Kader bei weitem nicht so stark besetzt ist, wie er nach außen hin gemacht wird. Angesichts von zuletzt vier Gegentreffern in der Nachspielzeit und immer wiederkehrenden Fehlern ist diese Qualitätsfrage auf einigen Positionen wohl auch berechtigt.

Aber: Hecking wurden mit den Leih-Spielern Martin Harnik (33), Louis Schaub (25) und Jordan Beyer (20) auch drei ausdrückliche Wünsche erfüllt. Das Resultat: Harnik (drei Saisontreffer) enttäuschte zumeist, Beyer werden von Seiten des Trainerteams nervliche Defizite bescheinigt. Und für Schaub war in Heidenheim nicht mal mehr Platz im Kader.

All das spricht für reichlich Diskussionsbedarf.

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