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Jonas David (r.) und Toni Leistner
  • Wachablösung: Jonas David (r.) löste in der HSV-Abwehr Toni Leistner ab, der dann nach Belgien zu St.Truiden wechselte.
  • Foto: WITTERS

HSV-Profi Jonas David erhält Nachricht von Toni Leistner

Er lebt jetzt in einer anderen Welt. Ganze 216 Pflichtspiel-Minuten durfte Jonas David in seinen ersten drei Profijahren beim HSV ran – und ist seit dieser Saison plötzlich Stammspieler. Die MOPO bat den 21-Jährigen, mal innezuhalten und auf seinen rasanten Aufstieg der vergangenen Monate zurückzuschauen. Und sich auf die zu freuen, die seinen Weg bald wieder ganz genau verfolgen können.

MOPO: Herr David, die Stadt Hamburg hat entschieden, dass Sie schon bald im Volkspark wieder vor ausverkauften Rängen spielen dürfen. Wie haben Sie davon erfahren?

Jonas David: Wir waren gerade vor dem Training in der Kabine und einer der Jungs hat es vorgelesen. Das kam richtig unerwartet.


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Anders als die meisten Ihrer Mitspieler kennen Sie einen ausverkauften Volkspark. 2018 kam Holstein Kiel zum Saisonstart vorbei, Sie durften Ihr Profi-Debüt feiern …

…und wir verloren 0:3. Da gibt es also einiges zu korrigieren (lacht).

HSV-Profi David über seinen rasanten Aufstieg in dieser Saison

Die Gelegenheit werden Sie ziemlich sicher bekommen. Anders als in den vergangenen Jahren sind Sie nun Stammspieler und haben einen rasanten Aufstieg hinter sich. Müssen Sie sich noch manchmal kneifen?

Ab und zu schon. Wobei man durch das Tagesgeschäft manchmal vergisst, wie schnell das alles dann ging. Gut ist, dass ich nicht mehr so aufgeregt bin, wie vor meinem ersten Spiel. Ich weiß, dass ich mich darauf nicht ausruhen darf und werde weiter hart arbeiten.

Dann lassen Sie uns eine kleine Zeitreise machen. Im Sommer galten Sie als Kandidat für eine Verleihe. Mit welchen Gedanken fuhren Sie zum ersten Training unter Tim Walter?

Ich war sehr entspannt, vielleicht war das genau das Richtige. Mein Fokus lag darauf, alles mitzunehmen und total fit zu sein, vielleicht auch für eine Aufgabe in einem anderen Verein. Könnte sein, dass es mir geholfen hat, mir nicht zu viele Gedanken zu machen.

HSV-Trainer Walter überredete David, beim Verein zu bleiben

Das mit der anderen Aufgabe erledigte sich dann recht schnell.

Nach wenigen Tagen sagte der Trainer mir, dass er nichts davon hält, dass ich vielleicht verliehen werde. Er kannte die Überlegungen. Er meinte: Bleib hier und gib Gas.

Seitdem sind Sie gesetzt und haben in dieser Saison noch keine Spielminute verpasst. Kürzlich erklärten Sie, es sei nicht so leicht, sich daran zu gewöhnen. Man müsse als Stammspieler auch sein Leben anpassen.

Das ist so. Der Körper kennt diese Belastung ja nicht. Ich muss es schaffen, am Spieltag bei 100 Prozent zu sein, das steht über allem. Da muss man sein Leben automatisch etwas umstellen.

Davids Erfolgsrezept: viel Schlaf, kein Fast Food

Inwiefern?

Es ist zum Beispiel nicht förderlich, an freien Tagen groß wegzugehen oder Fast Food zu essen. Ich regeneriere dann total, gehe jetzt auch grundsätzlich mal eher ins Bett. Ich schlafe auch mal mittags, zwischen den Trainingseinheiten.

Wieviel Schlaf brauchen Sie?

Ich versuche, jede Nacht so um die acht Stunden zu bekommen. Zu viel tut mir auch nicht gut, dann werde ich ein bisschen träge.

Zuletzt, nach dem Derbysieg in Bremen, dürfte die Nacht etwas kürzer gewesen sein.

Das kann man so sagen. Wir waren erst um zwei Uhr zu Hause, mein Körper war voller Adrenalin. Da brauchte ich ein, zwei Stunden, um einschlafen zu können.

David weiß um den Wert des HSV-Sieges in Bremen

Was hat Ihnen dieser Derbysieg bedeutet?

So etwas habe ich insgesamt noch nie erlebt. Klar, unser Auftaktsieg auf Schalke war auch ein gewaltiges Gefühl. Aber das hier war Bremen, das Derby! Ich als Hamburger weiß, was diese Spiele bedeuten. Ich bin schon in der Jugend damit groß geworden.

In den ersten Saisonwochen hatten Sie eher mäßige Zweikampfwerte, in Bremen nun sehr starke 78 Prozent. Woran haben Sie gearbeitet?

Auch das kommt über die Erfahrung. Wir haben mit dem Trainerteam klar rausgearbeitet, was ich wann besser machen kann und worauf es ankommt. In Bremen habe ich schnell gemerkt, dass es auch in den Zweikämpfen gut läuft. Das pusht dann natürlich zusätzlich.

Wie sind Sie mit der Kritik der ersten Saisonwochen umgegangen?

Mir hilft es grundsätzlich immer, wenn ich mir Personen aussuche, deren Meinung mir besonders wichtig ist. Das ist natürlich das Trainerteam und ein paar Leute aus dem privaten Umfeld. Alles andere blende ich aus. Außerdem wusste ich ja selbst, wie die Fehler zustande kamen.

So reagierte David auf Leistners Aus beim HSV

Der Druck wuchs nochmal, als Walter den erfahrenen Toni Leistner aussortierte, den Sie verdrängt hatten. Wenig später verließ Leistner den HSV.

Aber Toni und ich hatten nie ein Problem. Er hat sich auch nochmal bei mir gemeldet, nachdem er weg war. Er hat mir viel Glück gewünscht und ich antwortete, dass wir uns vielleicht ja mal auf dem Platz wiedersehen. Das war eine richtig starke Aktion von ihm.

Leistner ging, es kam der erst 19 Jahre alte Mario Vuskovic. Sollten Sie am Sonntag gegen Nürnberg gemeinsam in der Abwehrmitte auflaufen, wären Sie plötzlich der ältere Part des Duos.

Ja, das wäre schon kurios (lacht). Aber wir wissen noch nicht, wie sich der Trainer entscheidet.

Das denkt David über seinen HSV-Kollegen Vuskovic

Wie verständigen Sie sich mit Ihrem neuen Kollegen?

Wir reden viel auf Englisch. Mario ist ein sehr lustiger Kerl, sehr sympathisch. Und als er in Bremen am Ende reinkam, hat er ja auch gleich einen sehr stabilen Eindruck gemacht. Das war ein guter Start für ihn.

Wenn Sie nochmal auf alles zurückschauen, was in den letzten Monaten mit Ihnen passierte – ist es jetzt erst für Sie möglich, Ihren Profi-Traum richtig zu leben?

Nein. Das hat für mich begonnen, als ich vor drei Jahren meinen ersten Profi-Vertrag unterschrieben habe. Seitdem lebe ich den Traum.

Alles beim Alten also?

Okay, ein bisschen stolz kann ich schon auf all das sein, was gerade passiert. Aber das motiviert mich nur noch mehr, da weiterzumachen.

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