HSV-Finanzboss Eric Huwer auf der Mitgliederversammlung im Volksparkstadion

HSV-Finanzboss Eric Huwer hatte auf der Mitgliederversammlung im Volksparkstadion einige gute Nachrichten zu verkünden. Foto: WITTERS

Stadion-Ausbau und Kader-Umbau: Finanz-Boss erklärt, wie der HSV plant

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Sportlich ist der HSV ab der kommenden Saison wieder erstklassig unterwegs. Passend dazu geht es dem Klub finanziell so gut wie schon lange nicht mehr. „Der neue HSV ist schuldenfrei“, verkündete Finanzvorstand Eric Huwer am Samstag und sprach von einem „Wendepunkt“. Gleichzeitig gab er ein Versprechen für die Zukunft ab. Der HSV will künftig stärker agieren und weniger reagieren. Auch größere Investitionen sind geplant. Mit dem Supporters Trust wurde auf der Mitgliederversammlung der Weg für eine weitere Geld-Quelle frei gemacht. Das ist auch nötig, denn speziell mit dem eigenen Stadion hat der HSV in der Zukunft einiges vor.   

Rund 75 Millionen Euro an Nettofinanzverbindlichkeiten wurden beim HSV in den vergangenen acht Jahren trotz Corona, Bundesliga-Abstieg und einiger personeller Veränderungen abgebaut. Einen großen Anteil haben daran vor allem die eigenen Anhänger, die sich mit neuen Rekorden immer wieder selbst übertrafen. Nie war das Volksparkstadion so voll wie in der abgelaufenen Spielzeit, nie zuvor wurden in einer Saison so viele Trikots (90.000) verkauft. Das sorgt für volle Kassen. Obwohl durch den Aufstieg zahlreiche Bonuszahlungen fällig waren, wird der HSV am Ende des aktuellen Geschäftsjahres zum vierten Mal in Folge ein Plus präsentieren können. Laut Huwer gibt es nur vier Klubs in Deutschland, die das ebenfalls von sich behaupten können.

Huwer will mit dem HSV in die Offensive gehen

Die Zeiten, in denen beim HSV das Geld verbrannt wurde, es von außen regelmäßig Hohn und Spott gab, teilweise sogar die Lizenz in Gefahr war, sollen endgültig vorbei sein. „Der HSV startet in der Bundesliga mit einer ganz neuen Identität“, sagte Huwer auf der Mitgliederversammlung. „Wir versprechen euch keinen Tabellenplatz, wir versprechen euch aber eine andere Dekade. Wir versprechen euch eine Zukunft mit der Konstellation, wo wir nicht mehr wie in den letzten zehn Jahren reagiert haben, statt zu agieren, indem wir improvisiert haben, statt zu planen. Wir wollen verhandlungstechnisch in die Offensive gehen. Deswegen werden wir gezielt investieren.“

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Das gilt einerseits für die Mannschaft, die weiter verstärkt werden soll. „Wir sind in der Lage, noch mal einen Euro mehr in den Sport zu stecken“, so Huwer, der das mit Blick auf die Herausforderungen in der Bundesliga auch für nötig hält. „Im Moment ist die Mannschaft eine Zweitligamannschaft. Wenn wir die so unverändert lassen, wird es schwierig. Da wollen und müssen wir noch das ein oder andere Thema machen.“ Zumindest eine schwarze Null soll trotzdem auch im kommenden Geschäftsjahr wieder das Ziel sein. Entsprechend wird es jetzt keinen wilden Großangriff auf dem Transfermarkt geben. Gebraucht wird das Geld ohnehin auch anderer Stelle.

Hohe Instandhaltungskosten für das Volksparkstadion

Es geht um die Zukunft des Volksparkstadions. Die 30 Millionen Euro, die zuletzt für die Modernisierung vor der Euro 2024 investiert wurden, sollen nur der Anfang gewesen sein. Zum einen geht es nun um weitere Instandhaltungskosten. Allein in der kommenden Saison sind dafür schon wieder sieben Millionen Euro fällig. 20 Millionen Euro sollen es in den nächsten Jahren sein. „Gleichzeitig wollen wir aber auch in die Zukunft investieren“, sagt Huwer, der bereits konkrete Punkte im Kopf hat. „Wie bauen wir die Kioske um, also wie erhöhen wir das Thema Public Catering, wie erhöhen wir die Aufenthaltsqualität, Stichwort Kapazität des Stadions. Da würden wir gerne perspektivisch von 57.000 an den 60.000 kratzen. Es geht um die Balance zwischen Funktionalität und Emotion und zwischen substanzieller Wirtschaftlichkeit und Identifikation.“

Bringt der Supporters Trust 100 Millionen Euro?

Einen genauen Zeitplan für den Stadionausbau gibt es noch nicht. Klar ist: Aus dem operativen Geschäft wird der HSV alles nicht finanzieren können, ohne sich nicht direkt wieder neu zu verschulden. Helfen soll jetzt dabei die Einführung der Genossenschaft „Supporters Trust“. Mitglieder können sich über diese als Kapitalgeber an der HSV Fußball AG & Co KGaA beteiligen. In den kommenden drei Spielzeiten sollen jeweils 623.599 Aktien an der KGaA zum Erwerb freigegeben werden. Den Startschuss gibt es wahrscheinlich im Herbst. Der Preis pro Aktie wird bei etwa 500 Euro liegen. Wird alles verkauft, hätte der HSV also mal eben 100 Millionen Euro mehr in der Kasse. Von dem Geld sollen am Ende vor allem die Fans selbst profitieren – und zwar durch ein besseres, größeres und moderneres Stadion.

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Für Huwer ist es ein „goldenen Weg“, um weiterzuwachsen. „Mutig“, „bedacht“, „ambitioniert“ und „demütig“ will er die Zukunft beim HSV angehen – auf dem Platz und vor allem auch drumherum. „Fußballtechnisch gesprochen haben wir jahrelang nur verteidigt, wir haben den Ball weggeschossen und gehofft, dass vorne zufällig mal ein Tor reingeht. Jetzt haben wir den Ball am Fuß und können agieren, das ist ein ganz anderes Verhaltensmuster, das macht ganz viel Freude, wir gestalten gerade aktiv die nächste Dekade“, so der Finanzboss, der mit Blick auf die guten finanziellen Rahmenbedingen und die anstehende Bundesliga-Saison hinzufügt: „Jetzt geht die Party erst richtig los.“

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