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HSV-Fans protestieren mit einem Banner gegen Investoren
  • Die Ultras des HSV haben eine unverrückbare Meinung zu Investoren im Profifußball. In Nürnberg taten sie diese kund.
  • Foto: IMAGO / HMB-Media

„Schäm dich, HSV!“ Fans protestieren in Nürnberg – Boss Boldt erklärt sich

Die über 5000 mitgereisten HSV-Fans feierten. Sie sangen, sprangen und jubelten – über den ersten Auswärtssieg in der Zweiten Liga seit fast vier Monaten. Die Mannschaft versammelte sich vor dem Gästebereich, lauschte den Worten aus der Kurve und auch Sebastian Schonlau selbst griff zum Mikrofon. „Die Fans“, sagte der Kapitän nach dem 2:0 in Nürnberg, „geben uns ganz viel.“ Am Samstag allerdings erst ab der zwölften Minute – wegen des umstrittenen DFL-Deals, für den auch der HSV votierte. Jonas Boldt bezog Stellung.

Es war ruhig im Max-Morlock-Stadion. Sehr ruhig in der Anfangsphase. Die Fanszenen des HSV und des 1. FC Nürnberg beteiligten sich in den ersten zwölf Minuten am Stimmungsboykott gegen den in dieser Woche beschlossenen Investoren-Deal. Aus der Nürnberger Kurve flogen während der Partie gar dreimal Tennis-Bälle auf den Rasen – und sorgten in der dritten, in der zehnten und in der 52. Minute jeweils für kurze Unterbrechungen.

HSV-Spiel beim 1. FC Nürnberg gleich dreimal unterbrochen

Unter „Scheiß DFL“-Sprechchören kickten einige HSV- und FCN-Profis die „falschen“ Bälle währenddessen von der Spielfläche, auch Ordner eilten auf den Platz. „Wir werden kein Teil eures Deals sein – Scheiß DFL“, hieß es auf zwei zu Beginn des Spiels aufgehängten Bannern in den Kurven, eine in schwarz-weiß, die andere in schwarz-weiß-blau.

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Nach circa 35 Minuten, als die Hamburger Anhängerschaft längst mit ihrem lautstarken Support begonnen hatten, war ein weiterer Schriftzug im Gäste-Block zu sehen: „Die erste Wahl annulliert und Investoren hofiert. Die Fans ignoriert, weil das Geld regiert … Schäm dich, HSV!“. Es waren klare Botschaften, die den Fan-Ärger über die Ja-Stimme des Vereins zum Investoren-Einstieg unterstrichen.

So erklärt Jonas Boldt die HSV-Stimme pro DFL-Deal

„Der deutsche Fußball ist in einem hochkomplexen Umfeld“, lieferte Sportvorstand Boldt nach der Partie einen Erklärungsansatz dafür, warum der HSV für den Deal stimmte. „Wir haben einerseits die 50+1-Regelung, die gemeinnützige Vereine als Muttergesellschaft hat, die aber trotzdem Leistungssport fördern soll. Das ist in sich ein Widerspruch.“

Boldt verwies auf den eingeschlagenen Weg des HSV: „Wir wollen uns weiterentwickeln – und ich glaube, wir haben auch gezeigt, dass wir uns nicht verkaufen. Insbesondere ich habe schon mehrfach bewiesen, dass ich mich in den Wind stelle und die Bedürfnisse verstehe. Aber man kann natürlich nicht jeden Tag seine Meinung ändern. Dann passiert glaube ich das, was in den letzten 20 Jahren beim HSV passiert ist.“

HSV-Kapitän Schonlau bedankt sich bei mitgereisten Fans

Was in Nürnberg – abgesehen vom Protest – im Gästebereich passierte, nötigte Schonlau Respekt ab. Spontan ergriff er beim Gang in die Kurve nach dem Spiel das Mikro. „Ich habe einfach noch mal ein zwei Worte als Dank an die Jungs und Mädels gerichtet.“ Für den außergewöhnlichen Support in der Hinrunde, auch und vor allem auswärts.

„Wenn man sieht, was die wieder heute auf sich genommen haben und wie viele Leute von uns wieder da waren. Das ist schon cool. Die fahren mitten in der Nacht los, damit sie so ein Spiel erleben können“, führte Schonlau aus. „Das haben sie die ganze Saison und auch im letzten Jahr getan. Dafür sind wir ihnen einfach unfassbar dankbar.“

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Und weil es der HSV auf den Reisen in die Fremde in dieser Saison häufig verpasst habe, den Fans etwas zurückzugeben, sei das gemeinsame Feiern in Franken diesmal umso schöner gewesen. „Wir haben jetzt in den letzten zweieinhalb Jahren hier sehr viel Energie reingesteckt, das wird honoriert“, sagte auch Boldt. „Wir brauchen jeden Zuschauer. Und man sieht auch, wie die Fans uns wieder unterstützt haben, weil sie erkannt haben, dass es keine einfache Situation ist.“ Am Samstag und vor der Winterpause wurde sie wieder ein bisschen besser, zumindest sportlich. Der Ärger der Fans über den DFL-Deal aber wird bleiben.

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