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  • HSV-Trainer Dieter Hecking (l.) freut sich, mit Joel Pohjanpalo die erhoffte Verstärkung für den Sturm erhalten zu haben.
  • Foto: WITTERS

Leih-Deal: Keine Kaufoption! Aber Pohjanpalo könnte doch beim HSV bleiben

Er hatte keinen Tag zu verlieren. Die Tinte unter seinen HSV-Vertrag war kaum getrocknet, da stand Joel Pohjanpalo schon auf dem Trainingsplatz. Der Finne, der auf Leihbasis bis zum Saisonende von Bayer Leverkusen kommt, will seine Kollegen zügig kennenlernen und durchstarten. Denn es warten die wohl wichtigsten Monate seiner Karriere auf ihn.

Dieter Hecking und Joel Pohjanpalo

HSV-Trainer Dieter Hecking (l.) freut sich, mit Joel Pohjanpalo die erhoffte Verstärkung für den Sturm erhalten zu haben.

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Es gab nicht viele HSV-Profis, die am Freitag bei kuscheligen drei Grad über Null die kurze der langen Hose vorzogen. Pohjanpalo aber musste nicht groß überlegen. „Plus fünf oder minus fünf, das ist egal. Immer kurz“, erklärte er nach seiner Premiere. Ein echter Finne lässt sich in Sachen Wetter eben nichts vormachen. Aus Helsinki, wo Pohjanpalo aufwuchs, ist er ganz anderes gewohnt.

HSV-Stürmer Pohjanpalo will mit Finnland zur EM fahren

Eiskalt will der 25-Jährige in der Rückrunde nur vor dem Tor des Gegners sein. Pohjanpalo ist heiß darauf, sich im Sommer gleich zwei Ziele zu erfüllen: Erst will er den HSV in die Bundesliga schießen, dann mit Finnland zur EM fahren. Der ersten überhaupt, an der das bevölkerungsmäßig so kleine Land (5,5 Millionen Einwohner) teilnimmt.

Joel Pohjanpalo und Jonas Boldt

HSV-Sportvorstand Jonas Boldt (r.) kennt Pohjanpalo schon lange, lotste ihn auf Leihbasis zum HSV.

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„Als ich ein Junge war, hat niemand daran gedacht, dass es diese Chance für Finnland mal geben könnte“, lässt der Angreifer wissen. „Jetzt ist sie da, in sechs Monaten. Das ist eine große Motivation.“

Pohjanpalo musste 15 Monate lang pausieren

Sollte er beim HSV einschlagen, dürfte seiner Teilnahme an der EM, bei der Finnland in der Gruppenphase auf Russland, Belgien und Dänemark trifft, nichts im Wege stehen. Trotz großer Verletzungssorgen zählt Pohjanpalo zum klaren Kader-Kreis. Das blieb auch so, nachdem er von März 2018 bis Juni 2019 mit Durchblutungsstörungen im Knöchel pausieren musste. Im Oktober noch spielte Pohjanpalo an der Seite von Premier-League-Star Teemu Pukki (Norwich) für sein Land, ehe er sich im November im Kreise des Nationalteams erneut verletzte. „Mein Trainer hat mir gesagt, dass ich bei der EM dabei bin, wenn alles gut läuft.“

Deshalb ist er nun in Hamburg. Die Konkurrenz in Leverkusen war in Person von Kevin Volland und Lucas Alario für den Moment zu groß. „Als der HSV dann auf mich zukam, war mir sofort klar, dass ich es machen will“, berichtet Pohjanpalo, der ein enges Verhältnis zu Jonas Boldt pflegt. Der HSV-Sportdirektor lotste den Finnen schon 2016 zu Bayer, als er dort noch tätig war.

Pohjanpalo: „Ich bleibe vorn und mache die Dinger rein“

Jetzt das neue Kapitel, der HSV. Trotz Angeboten aus der Bundesliga. „Die Zweite Liga ist nicht die beste Liga, aber mir war es wichtig, in eine Mannschaft zu kommen, die viel Ballbesitz hat und Chancen kreiert. Da passt es zwischen dem HSV und mir.“ Um den Rest will sich Pohjanpalo dann selbst kümmern, wie er flapsig bemerkt: „Ich bleibe dann vorn und mache die Dinger rein.“

Joel Pohjanpalo

Da hinten steht das Tor: Joel Pohjanpalo will beim HSV mit Toren überzeugen.

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Durchsetzen muss sich die Leverkusen-Leihgabe beim HSV in erster Linie gegen Lukas Hinterseer und Martin Harnik. Gelingt ihm das, wird Boldt, der keine Kaufoption auf Pohjanpalo eingeräumt bekam, wohl in Verhandlungen mit Bayer treten. „Vielleicht haben wir dann eine Chance“, erklärt der 38-Jährige, dessen Interesse an Pohjanpalo vor allem nach den gescheiterten Verhandlungen um Robert Bozenik (MSK Zilina) Fahrt aufnahm. „Als wir merkten, dass sich da nichts mehr tut, wollten wir Stärke zeigen und uns auf uns verlassen – und nicht warten, bis vielleicht gar nichts mehr geht.“

Michael Owen ist Pohjanpalos großes Vorbild

Nun ist Pohjanpalo da. Ein absoluter Sauna-Liebhaber („Wie jeder Finne!“) und erklärter Fan von Ex-England-Star Michael Owen („Ich hatte als Kind jedes seiner Liverpool-Trikots“). Seinen 18 Zweitligatreffern, die er in 77 Spielen für Aalen und Düsseldorf erzielte, sollen beim HSV einige folgen. Dass Pohjanpalo es drauf hat, wissen sie in Hamburg nur zu gut. Am 10. September 2016 erzielte er für Bayer gegen den HSV einen 15-Minuten-Hattrick. Da muss er lachen, als er darauf angesprochen wird. Na ja, meint er, „vielleicht schaffe ich hier ja auch einen Dreierpack“.

Joel Pohjanpalo

Sein größter Tag als Profi in Deutschland: Im September 2016 erzielt Pohjanpalo (l.) einen Hattrick für Leverkusen – gegen den HSV.

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WITTERS

Warum klein denken, wenn Großes naht? Erst der Aufstieg, dann die EM. Von den kleinen Brötchen will Pohjanpalo in diesem Jahr die Finger lassen.

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