Kommentar: Kühnes Lockmittel für die HSV-Fans sind perfide und toxisch
Die Antwort, sie fiel deutlich aus. Wer sich gefragt hatte, ob sich die durch das unmoralische 120-Millionen-Euro-Angebot von Klaus-Michael Kühne weiter verstärkte Unruhe beim HSV auf die Leistung der Mannschaft auswirkt, konnte sich nach den weitestgehend souveränen 90 Minuten von Bielefeld entspannt zurücklehnen. Kühnes Lockmittel aber sind dennoch perfide und toxisch, kommentiert MOPO-Sportchef Frederik Ahrens.
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Die Antwort, sie fiel deutlich aus. Wer sich gefragt hatte, ob sich die durch das unmoralische 120-Millionen-Euro-Angebot von Klaus-Michael Kühne weiter verstärkte Unruhe beim HSV auf die Leistung der Mannschaft auswirkt, konnte sich nach den weitestgehend souveränen 90 Minuten von Bielefeld entspannt zurücklehnen.
Der 2:0-Sieg in Ostwestfalen bewirkte, dass sich zu der enormen Anzahl an Baustellen im Volkspark keine sportliche dazugesellt. Für die Grundsatzfrage, in welche Richtung der Verein steuert, wird aber das Ergebnis keine Relevanz haben. Hier war das Statement der aktiven Fanszene, die sehr plakativ deutlich machte, was sie von Kühnes Vorstoß hält, entscheidender. Der Milliardär solle sich „verpissen“, so die uncharmant vorgetragene Forderung.
HSV: Klaus-Michael Kühne lockt Fans mit unmoralischem Angebot
Viele weniger laute HSV-Anhänger werden dies anders sehen, sollten aber im Fall einer Abstimmung genau überlegen, ob sie tatsächlich bereit sind, die Macht innerhalb des Klubs an einen Mann zu übergeben, der vor zwei Jahren offenbarte, dass er schon fast 100 Millionen Euro in den HSV investiert hat. Begonnen hatte Kühne damit im Jahr 2010. Die Bundesliga-Saison hatte man damals auf einem enttäuschend erscheinenden siebten Platz beendet. Der weitere Lauf der Geschichte ist bekannt.
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Natürlich wäre es nun zu einfach und unfair, die Behauptung aufzustellen, dass Kühne den Abwärtstrend des Klubs verursacht habe. Dafür sorgten zahlreiche falsche Management-Entscheidungen. Sehr wohl aber hat der steinreiche Geldgeber mit wiederkehrenden Zwischenrufen immer wieder Öl ins lodernde HSV-Feuer gegossen, die Atmosphäre vergiftet, Konflikte geschürt, für Entlassungen gesorgt. Wer das Geld gibt, der bestimmt, welche Musik gespielt wird.
HSV: Klaus-Michael Kühne nutzt finanziell schwere Phase aus
Und wer das Geld anbietet, der nimmt sich eben auch heraus, dies zu einem Zeitpunkt zu tun, der nur als perfide bezeichnet werden kann. Kühne nutzt die finanziell schwerste Phase des Klubs, er schreckt nicht einmal davor zurück, die Bedingungen seines Deals mit der Umbenennung des Stadions in Uwe-Seeler-Stadion zu verknüpfen. Das sind toxische Lockmittel. Die Tatsache, dass er mit seinem nicht abgestimmten Vorstoß alle Entscheidungsträger des Vereins überrumpelte, war zudem ein erneutes Indiz, dass Kühne kaum gewillt ist, künftig als Teamplayer zu agieren.
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Und auch der Seitenblick kann helfen bei der Entscheidungsfindung, ob man nun Kühne zum neuen Mega-Zampano machen möchte – nicht der zu Manchester City oder Paris St. Germain, die ihre Seelen auf ganz andere Arten verkauft haben, um in die europäische Spitze zu stoßen. Der nach Berlin würde schon reichen. Fast 400 Millionen Euro hat Lars Windhorst dort in den „Big City Club“ investiert – mit der Folge, dass Hertha BSC fast in die 2. Liga abstieg. Ist das ein gutes Vorbild für den HSV? Oder sind es eher Vereine wie der SC Freiburg, die organisch wachsen, die auf Kontinuität und Ruhe setzen? Jeder, der an der Abstimmung über Kühnes Millionen teilnehmen möchte, sollte diese Fragen für sich beantworten.