• Sonny Kittel hat zehn Pfichtspiel-Tore für den HSV erzielt.
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Klare Ansage!: HSV-Torjäger Sonny Kittel: „Ich hätte viel öfter treffen müssen“

Er zählt zu den Gewinnern der bisherigen HSV-Saison. Sonny Kittels Hinrunde hatte es in sich, mit neun Zweitligatreffern wurde der 27-Jährige auf Anhieb zu Hamburgs bestem Schützen – und hadert dennoch mit sich, wie er im Gespräch mit der MOPO durchblicken lässt.

MOPO: Herr Kittel, neben Ihnen war fast die halbe Mannschaft des HSV zum Winterurlaub in Dubai. Wie soll man sich denn so vom Tagesgeschäft erholen?

Sonny Kittel: Es sind wirklich immer viele Fußballer da, nicht nur von uns. Aber es bietet sich als Urlaubsort nun mal an, weil es so ziemlich die kürzeste Strecke ist, um perfektes Wetter zu bekommen. Da laufen dir dann natürlich häufig bekannte Gesichter über den Weg, zum Beispiel im Restaurant oder beim Spaziergang.

Haben Sie bekannte Persönlichkeiten getroffen? Ihr Kollege Julian Pollersbeck etwa postete stolz ein Selfie mit Torwart-Legende Edwin van der Sar.

Fabio Capello saß auf einmal neben uns. Das war schon lustig, als plötzlich so ein weltbekannter Trainer auftauchte. Aber das ist dann der Unterschied: Ich habe ihn erkannt, er mich nicht (lacht).

Ihr Trainer Dieter Hecking erwähnte kürzlich, wie wichtig es ist, auch mal zu entspannen. Was brauchen Sie, um runterzufahren?

Mir reicht es häufig schon, mein Handy einfach mal beiseite zu legen. Auf der Couch liegen, mal eine Serie gucken, ein Buch lesen. Ich brauche keine langen Spaziergänge.

Haben Sie in Ihren ersten sechs Monaten Hamburg schon kennenlernen können?

Ein paar Ecken haben meine Frau und ich schon gesehen. Aber in meiner Freizeit bin ich grundsätzlich lieber zu Hause als permanent unterwegs zu sein.

Sonny Kittel: Erfreuliche Entwicklung beim HSV

Kittel am Boden

Sonny Kittel warnt vor Heidenheim

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WITTERS

Blicken wir ein Jahr zurück. In der letzten Winterpause waren Sie mit Ingolstadt Schlusslicht der Zweiten Liga, nun klopfen Sie mit dem HSV ans Tor zur Bundesliga.

Eine schöne Entwicklung. Aber man muss wissen: Trotz des Abstiegs mit Ingolstadt hatte ich persönlich eine ordentliche Saison. Ich habe viele Pflichtspiele absolvieren können und werde der medizinischen Abteilung dort eines ohnehin nie vergessen: Alle haben mir geholfen, richtig gesund zu werden. Sonst würde ich jetzt nicht hier sitzen. Und Gesundheit ist das A und O. Denn um meine Qualitäten wusste ich immer. Wenn ich auf dem Platz stehe, kann ich auch liefern.

Geblieben ist nach zwei Kreuzbandrissen und einem Knorpelschaden dennoch die Sorge um Sie. Können Sie das nachvollziehen?

Die Geschichte gehört zu mir, klar. Aber es ist kein Thema, über das ich gern immer und immer wieder spreche, da ich ja seit drei, vier Jahren gesund bin. Aber ich weiß: Es gehört Tag für Tag harte Arbeit dazu, damit ich auf dem Platz stehen kann. Das ist Fakt. Und das nehme ich nicht als selbstverständlich hin. Nach der Art von Verletzung denke ich: Jede Saison ist ein Bonus für mich. Diese Gedanken helfen auch an harten Trainingstagen.

Zum Beispiel in der Winter-Vorbereitung …

…und da gibt es wirklich eklige Tage, die echt anstrengend sind (lacht). Aber wenn ich dann im Auto sitze, denke ich häufig: Toll, dass ich das alles machen kann, dass ich für den HSV spielen darf. Jeder kleine Junge möchte doch genau das: In großen Stadien spielen, Geld damit verdienen, im Fernsehen gesehen werden. Ich freue mich total, dass ich diesen Traum leben darf. Es ist immer gut, sich daran zu erinnern.

Sonny Kittel: Zehn HSV-Tore reichen ihm nicht

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Sonny Kittel erzielt in Osnabrück den Anschlusstreffer für den HSV.

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WITTERS

Ihr erstes Halbjahr beim HSV war gut, Sie schossen neun Tore …

… zehn! Das im Pokal zählt doch auch dazu.

Gut, zehn. Sind Sie mit dieser Quote zufrieden?

Das bin ich nie. Das wäre der erste Schritt, sich unbewusst zurückzulehnen. Aus meiner Sicht hätte ich noch viel öfter treffen müssen. Aber um beim HSV rein zu finden, waren zehn Tore sicher okay (lacht).

Spieler, die zum HSV kommen, werden auch stets vor der hohen Erwartungshaltung gewarnt. Wie empfinden Sie diese nach einem halben Jahr?

Natürlich merke ich, dass der HSV den Menschen viel bedeutet. Ich vergleiche das immer mit Eintracht Frankfurt, da ist es ähnlich. Unsere Fans sehnen sich nach dem Aufstieg. Aber ich nehme es nicht als Druck wahr. Ich weiß ja, welche Qualitäten wir in der Mannschaft haben. Und wir wissen auch, dass wir weiter voll fokussiert bleiben müssen, um unsere Position in der Liga zu behaupten.

Der Druck wird im weiteren Saisonverlauf allerdings noch zunehmen.

Das ist ganz sicher so. Der Druck wird weiter wachsen. Aber in allen Stadien.

Momentan galoppieren Bielefeld, der HSV und Stuttgart vorweg. Sehen Sie weitere Konkurrenten, die im Aufstiegskampf noch mitmischen könnten?

Abschreiben darfst du nie jemanden. Das gilt zum Beispiel für Nürnberg oder Hannover, die vor der Saison hoch gehandelt wurden. Auf die sollte man immer noch achten. Auch auf Heidenheim. Wenn nicht eine Mannschaft einen Lauf bekommt und sich absetzen kann, wird es bis zum Schluss der Saison eng bleiben.

Ist dem HSV diese Rolle zuzutrauen?

Wir haben es in der Hinrunde zunächst ja auch geschafft. Wir haben diese Qualität, aber wir müssen sie auch wieder konstant zeigen.

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Sonny Kittel im Zweikampf gegen Wehens Sascha Mockenhaupt.

Foto:

imago images/Jan Huebner

Polen? Sonny Kittel klärt auf

Dann könnte es für Sie vielleicht irgendwann doch noch mit Polens Nationalteam klappen. Klären Sie uns auf: Was ist dran an den immer mal wiederkehrenden Gerüchten?

Richtig ist, dass ich einen polnischen Pass beantragt habe und er mittlerweile zur Abholung bereit liegt.

Und was ist falsch?

Letztlich wird die ganze Angelegenheit viel heißer gemacht, als sie ist. Vor etwa zwei Jahren gab es mal einen polnischen Journalisten, der die Geschichte einer möglichen Nominierung gemacht hat. Anschließend gab es ein Gespräch meines Beraters mit dem Assistenztrainer des polnischen Nationalteams. Da ging es dann für mich darum, überhaupt die Option zu schaffen, für Polen spielen zu können. Deshalb habe ich den Pass beantragt. Mehr hat sich aber bisher nicht daraus entwickelt, es gab keinen weiteren Kontakt zum Verband.

Aber was wäre, wenn sich doch mal jemand meldet?

Natürlich würde ich dann nicht nein sagen. Ich fühle mich zum Teil als Pole, spreche mit meiner Familie polnisch. Und klar wäre es etwas Besonderes, einmal für die Nationalmannschaft spielen zu dürfen. Aber ich bin nicht jeden Tag in irgendwelchen polnischen Foren unterwegs um zu gucken, ob mein Name da gehandelt wird. Mein Fokus liegt voll auf unserer Vorbereitung und auf der Rückrunde mit dem HSV.

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