„Klar ist es frustrierend“: Der 90-Minuten-Plan von HSV-Spion Poulsen
Für viele Leipzig-Profis wird es sich komisch anfühlen, Yussuf Poulsen im HSV-Outfit zu sehen. Und für Yussuf Poulsen wird es ungewohnt sein, am Samstag (15.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) erstmals gegen den Verein anzutreten, bei dem er von 2013 bis 2025 zur Legende wurde. Der Däne ist der Rekordspieler von RB, schoss in 425 Pflichtspielen 95 Tore, stieg mit den Sachsen in die 2. Liga (Saison 2013/14) und die Bundesliga (2015/16) auf und gewann zweimal den DFB-Pokal (2022 und 2023). Im Sommer war Schluss in Leipzig, er ging zum HSV, wo er Kapitän wurde, wo sein Start aber unglücklich verlief. Ausgerechnet jetzt betont Poulen: Er ist fit! Aber …
„ … ich werde keine 90 Minuten spielen am Wochenende, das ist schon klar.“ Und das sprach Poulsen am Mittwoch eindeutig an – weil er ein Realist ist und seinen Körper kennt. Wegen muskulärer Probleme hat der 31-Jährige seit Ende August keine Pflichtspielminute absolviert, der Ärger darüber frisst ihn innerlich jedoch nicht auf. „Klar ist es frustrierend“, gibt Poulsen zu. „Aber man muss es einfach akzeptieren. Mein Körper ist so, wie er ist. Es ist nicht so, dass ich nicht alles geben würde, um Verletzungen zu verhindern. Wenn das der Fall wäre, wäre der Frust größer.“
HSV-Stürmer Yussuf Poulsen ist gegen RB einsatzbereit
So aber kann der Stürmer „gut damit umgehen“, also mit seinen wiederkehrenden gesundheitlichen Problemen: „Das macht meine Laune nicht unbedingt schlechter. Das ist natürlich nervig, aber ein Teil des Lebens wie andere negative Dinge.“ Poulsen lächelt beinahe durchgängig während des Medientermins – vielleicht auch, weil das für ihn „besondere Spiel“ bei Ex-Klub Leipzig ansteht. Glaubt man dem HSV-Kapitän, ist es allerdings eher Zufall, dass er ausgerechnet auswärts bei RB sein Comeback feiern könnte, nachdem er gegen Mainz (4:0) wieder im Kader war.

„Ich versuche immer, so schnell wie möglich wieder fit zu werden“, sagt Poulsen. „Ich war auch bereit, gegen Mainz zu spielen. Das war aber ein bisschen früh – und wegen des Ergebnisses nicht unbedingt nötig.“ Da noch ein „Rest-Risiko“ bestanden habe, habe er sich mit den Coaches gegen einen Einsatz vor eineinhalb Wochen entschieden. „Das war gut und clever“, so Poulsen. „Jetzt gibt es kein Risiko mehr. Deshalb kann ich am Samstag Vollgas geben.“ Zumindest als Joker, der in seiner ehemaligen Wirkungsstätte, der Red Bull Arena, eingewechselt werden dürfte.
„Es wird besonders sein“: Poulsens Rückkehr nach Leipzig
Poulsens Familie wird dabei sein, auch seine Mama reist aus Dänemark für die spezielle Partie an. „Es wird das erste Mal sein, dass ich in Leipzig nicht bei der Heimmannschaft bin – außer bei einem Benefizspiel, bei dem ich im Team von Dominik Kaiser gegen Leipzig gespielt habe“, scherzt er. „Sonst habe ich mich noch nie in der Auswärtskabine umgezogen. Deshalb wird es ein besonderer Tag sein. Ich freue mich darauf, wieder in diesem Stadion zu spielen.“
Poulsen kehrt als Rekordspieler zu den Sachsen zurück. Als eine Ikone des im Jahr 2009 gegründeten Brauseklubs. Ob er sich selbst als RB-Legende sieht? „Das müssen andere bewerten“, findet er. „Wenn die das richtig finden, ist es richtig.“ Was für Poulsen außer Frage steht, ist, dass sein neuer Verein als Underdog in das Bundesligaspiel geht.
HSV-Stürmer will noch in der Hinrunde 90 Minuten spielen
„Wir sind keine Favoriten, wenn wir nach Leipzig fahren“, sagt Hamburgs Spielführer. „Aber wenn wir an die Leistung aus den vergangenen Wochen anknüpfen, glaube ich, dass wir ein gutes Ergebnis mitnehmen können.“ Während der HSV seit drei Partien ungeschlagen ist, hat Leipzig nach der 0:6-Auftaktpleite in München gar fünfmal in Folge nicht verloren und steht auf dem dritten Platz. „Es ist ein Top-Gegner“, weiß Poulsen. „Aber wir versuchen, sie zu ärgern.“

Dem HSV soll vor der Abreise gen Sachsen auch Poulsens Expertise helfen. „Wir haben besprochen, was ich noch von Leipzig kenne“, verrät Poulsen, der aktuell HSV-Spion ist. „Aber RB hat neue Spieler, einen neuen Trainer, und ich hatte noch nicht das Vergnügen, unter Ole Werner (dem neuen Coach; d. Red.) zu trainieren. Deshalb kann ich seine Ideen nicht weitergeben. Aber die Sachen, die ich weiß, auch von meinen ehemaligen Mitspielern – die gebe ich natürlich weiter.“ Den HSV-Trainern um Merlin Polzin habe er in dieser Woche bereits einige Ratschläge gegeben.
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„Und die kleinen Tipps, die meine Mitspieler auf dem Platz brauchen, die kommen nach und nach.“ Poulsen wird am Samstag zunächst auf der Bank Platz nehmen. Sein Plan ist, im Laufe der Hinrunde bei 100 Prozent anzukommen, sodass er wieder 90 Minuten spielen kann: „Ich will keine Ziele vorgeben. Denn wenn sie nicht eintreten, kommt der Frust und die Enttäuschung.“ Er verspricht aber: „Wenn die Schritte so weitergehen wie bisher, dann wird es so sein.“
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