„Ist dein Fuß frei oder was?“ Bank-Problem des HSV engt Baumgart ein
Steffen Baumgart gehört zu den viel wechselnden Trainern im Profi-Geschäft. Hatte Vorgänger Tim Walter bis zu seinem Aus nach dem 21. Spieltag pro Liga-Partie im Schnitt nur viermal gewechselt, schöpfte der neue HSV-Coach sein Wechsel-Kontingent bis dato voll aus. Drei Partien, 15 personelle Reaktionen – aber null Wirkung, zumindest zahlenmäßig. Die MOPO analysiert das Bank-Problem des HSV.
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Steffen Baumgart gehört zu den viel wechselnden Trainern im Profi-Geschäft. Hatte Vorgänger Tim Walter bis zu seinem Aus nach dem 21. Spieltag pro Liga-Partie im Schnitt nur viermal gewechselt, schöpfte der neue HSV-Coach sein Wechsel-Kontingent bis dato voll aus. Drei Partien, 15 personelle Reaktionen – aber null Wirkung, zumindest zahlenmäßig. Der HSV hat also ein Bank-Problem – und daher wohl auch Sonntag wieder eine (fast) identische Startelf.
Als Ransford Königsdörffer erneut einen Haken in die Mitte schlug und nach hinten passte, sah sich Baumgart zur Unterbrechung des Trainingsspiels gezwungen. „Ransi, ist dein Fuß frei oder was?“, brüllte der Coach vielmehr, als dass er fragte. Und dann die Forderung: „Bring das Ding rein!“ Dass Baumgart am Mittwoch nun ausgerechnet Königsdörffer noch mal verdeutlichen musste, dass Flanken ein zentraler Teil seiner Spielidee sind, mag Zufall sein.
Trotz Problemen: Baumgart ändert HSV-Startelf wohl nicht
Der 22-jährige Flügelstürmer ist aber doch ein Gesicht des Hamburger Bank-Problems. Sein Tor als Startelf-Spieler gegen Elversberg (1:0) gab ihm keinen Schub – und als Joker blieb er in Düsseldorf wirkungslos. Wie auch alle anderen Einwechselspieler.
Und so wird der Trainer seine Startelf trotz entsprechender Aussage nach dem 0:2 am Freitag („Dann müssen die Jungs rauf, die das machen, was ich mir vorstelle“) doch nicht radikal umbauen. Das liegt natürlich auch an Verletzungen (Stephan Ambrosius, Jean-Luc Dompé). In einem Kader, dessen Qualität Baumgart in seiner Gesamtheit mehrfach gelobt hat, scheinen zahlreiche Akteure derzeit aber mit sich selbst zu kämpfen haben.
HSV-Joker wie Öztunali oder Okugawa überzeugen nicht
Es scheint keine Qualitäts-, sondern eine Frage der Form zu sein. Und die ist bei einigen Profis schon sehr lange schlecht. Oder zumindest nicht gut genug, damit der Coach von Wechseln nach einem erschreckenden Auftritt nicht absehen kann.
Königsdörffer nutzte seine Startelf-Chance nicht, ein anderes Duo erhielt diese dann selbst in Abwesenheit Dompés nicht. Leihgabe Masaya Okugawa ist den Beweis einer Sofort-Verstärkung bisher schuldig geblieben, könnte nun einer der Profiteure sein, hatte seit seiner Ankunft aber mit Wehwehchen zu kämpfen – mit sich selbst tut es Levin Öztunali (15 Liga-Spiele, kein Tor, kein Assist) schon seit Sommer. Wechsel auf den offensiven Außenbahnen deuten sich daher genauso wenig an wie im Mittelfeld-Zentrum.
Auch Ramos und Németh drängen sich beim HSV nicht auf
Über die beste Position für Lukasz Poreba herrschte bis zum Winter noch Unklarheit, auf der Sechs kommt die Leihgabe jedenfalls nicht an Jonas Meffert vorbei. Und im internen Joker-Ranking nicht an Anssi Suhonen, der jüngst Leben ins Spiel brachte und am Mittwoch verdientermaßen das entscheidende Trainings-Tor schoss – der aber eben auch lange verletzt war.
Talente wie Nicolas Oliveira oder William Mikelbrencis erscheinen noch zu unerfahren, um sich aufdrängen zu können. Den inkonstanten Guilherme Ramos baute Baumgart am Mittwoch nach einem Fehlpass auf („Komm, weiter geht’s), der seit einem Jahr torlose András Németh bekam ein Lob für seine „gute Positionierung“ in der Box. Der Platz für nicht zuletzt den Stürmer dürfte aber auch gegen Wiesbaden zunächst die Bank sein. Man könnte auch sagen: die Problem-Zone.