„Ich war großer HSV-Fan“: Rembergs Kumpel-Duell mit dem Ex-Kiezkicker
Der letzte, natürlich flapsig gemeinte Spruch von Nicolai Remberg in die Richtung von Tom Rothe ging nach hinten los. „Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn umgrätschen werde“, hatte Remberg, der da noch für Kiel spielte, vor dem Duell mit Rothe, der bereits das Union-Trikot trug, im Oktober 2024 verraten. Blöd war aus Sicht des heutigen HSV-Profis aber, dass am Ende nur sein Kumpel lachte. Auch dank Torschütze und Ex-Kiezkicker Rothe siegten die Berliner in der Vorjahreshinrunde mit 2:0 bei Rembergs Kielern. Fast ein Jahr später wartet das nächste heiße Duell. Diesmal in Berlin-Köpenick.
Ob Steffen Baumgart den gebürtigen Rendsburger aufstellt, ist noch offen. Dem gesperrten Union-Coach bietet sich zumindest diese Möglichkeit, nachdem ihm Rothe zuletzt nicht zur Verfügung stand. Der 20-Jährige war bei der 2:4-Heimpleite gegen die TSG Hoffenheim vor knapp zwei Wochen wegen einer Notbremse mit Rot vom Platz geflogen – und beim folgenden 4:3-Sieg in Frankfurt deshalb gesperrt. Jetzt jedoch ist Rothe zurück und spielberechtigt für die Partie gegen den HSV. Und gegen Remberg.
HSV-Profi Remberg und Unions Rothe kennen sich aus Kiel
„Wir haben auf jeden Fall schon miteinander gesprochen“, verrät Rothe der MOPO. „Aber Rambo hat mir in diesem Jahr noch keine Ansage gemacht.“ Ein paar Tage sind es ja noch bis zum Duell am Sonntag (19.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de). Und es ist zu erwarten, dass noch einige Textnachrichten zwischen Köpenick und Hamburg hin- und hergeschickt werden. „Ich habe zu Nicolai nach wie vor ein sehr enges Verhältnis“, sagt Rothe und erzählt: „Von allen aus der Kieler Zeit ist er derjenige, zu dem ich noch am meisten Kontakt habe, und wenn ich in Hamburg bin, treffen wir uns auch gerne mal.“

Zwischen den beiden Profis entwickelte sich während ihrer gemeinsamen Saison 2023/24 beim damaligen Zweitligisten Kiel eine gute, bleibende Freundschaft. „Mit Tom spreche ich eigentlich jeden Tag“, verriet Remberg vor elf Monaten – ehe er die Ansage mit der Grätsche folgen ließ. „Da muss er mit umgehen können“, scherzte Remberg, damals noch Stammspieler bei Holstein. „Vielleicht grätscht er mich dann auch um.“ Einen Bildbeweis einer solchen Szene gibt es nicht. Doch es kam zu diesem harten Tackling, berichtet Rothe heute: „Er hat sein Versprechen beim letzten Mal gehalten und mich umgegrätscht.“ Als Gegenspieler standen die beiden Kumpels am 7. Spieltag der Vorsaison über jeweils 90 Minuten auf dem Platz. Und es war Rothe, der die Partie in der 89. Minute endgültig für seine Unioner entschied, indem er im Ostseestadion das 2:0 markierte.
Wer grätscht wen um? Tom Rothe: „Eigentlich bin ich dran“
Nun will Remberg Revanche nehmen, dafür möglicherweise auch wieder die eine oder andere Grätsche auspacken. „Aber eigentlich bin ich dieses Mal dran“, scherzt Rothe, der beim letzten Mal einstecken musste. Der gelernte Linksverteidiger, der von 2018 bis 2021 im St. Pauli-Nachwuchs gereift war, wechselte im Sommer 2024 fest nach Berlin. Zuvor hatte ihn sein ehemaliger Stammklub Borussia Dortmund für ein Jahr nach Kiel verliehen. Remberg blieb der KSV noch ein Jahr länger erhalten, stieg vor ein paar Monaten aber mit Kiel ab – und ging zum Bundesliga-Rückkehrer HSV. Der 25-Jährige war der erste Spieler, der im Sommer im Volkspark vorgestellt wurde.
Und obwohl der Verein am Deadline Day mit Fábio Vieira und Albert Sambi Lokonga zwei neue Mittelfeldkonkurrenten verpflichtete, stand Remberg auch zuletzt in München (0:5) und gegen Heidenheim (2:1) über 90 Minuten auf dem Platz – wie auch schon zuvor in Gladbach (0:0) und gegen St. Pauli (0:2). Am vergangenen Samstag war der Mittelfeldmann der laufstärkste Spieler des HSV (11,4 Kilometer).
Remberg dürfte am Sonntag erneut in der HSV-Startelf sein
Es käme überraschend, wenn Merlin Polzin ihn nach dem ersten Saisonsieg nun aus der Startelf nehmen würde. Rembergs heißem Kumpell-Duell mit Abwehrmann Rothe steht also eigentlich nichts im Wege – sofern auch Unions Startelf-Entscheider Baumgart mitspielt. „Rambo macht seinem Spitznamen auf jeden Fall alle Ehre, es ist immer eklig, gegen ihn zu spielen. Dazu packt er auch oft die Grätsche aus und hat dennoch ein gutes Spiel mit dem Ball“, beschreibt Rothe. „Er spielt generell sehr sicher und macht das auf der Position, auf der er beim HSV spielt, sehr gut. Generell macht es nie Spaß, gegen ihn zu spielen, deswegen habe ich mich damals immer gefreut, dass wir im gleichen Team sind.“ Am Sonntag aber, da stehen sie sich als Gegner gegenüber. Wie schon im Oktober 2024.

Und übrigens: Rothe ist ein HSV-Schreck. Auch bei Kiels 1:0-Sieg im April 2024 im Volksparkstadion war er der Matchwinner. Sein Tor sorgte für eine kleine Vorentscheidung im Aufstiegskampf. „Spiele gegen Hamburger Mannschaften sind für mich immer etwas Besonderes, denn auch wenn ich damals bei St. Pauli gespielt habe, war ich in meiner Kindheit tatsächlich großer HSV-Fan“, verrät der norddeutsche Jung. „Allein deswegen ist es für mich immer speziell, gegen den HSV zu spielen.“ So wie vor anderthalb Jahren, als er wenige Wochen vor Holsteins Aufstieg zum gefeierten Helden wurde. In Hamburg, auf dem Spielfeld seines ehemaligen Lieblingsklubs.
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„Damals zu Kieler Zeiten habe ich auch das erste Mal im Volksparkstadion gespielt, das war sehr besonders, weil ich vorher oft als kleines Kind im Stadion war und mir die Spiele angeschaut habe“, erzählt Rothe. „Dass ich damals getroffen habe, war natürlich umso besser und umso schöner.“ Er oder Remberg – wer lacht an diesem Sonntagabend als Letztes?
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